Delta Operator (German Edition)
des alten Mahagonitisches vor sich abgelegt hatte. Dann räusperte er sich und sah die beiden Männer, die vor seinem Schreibtisch Aufstellung genommen hatten, einige A ugenblicke forschend an. Schließlich wandte er sich an seinen Verteidigungsminister, der ebenfalls Sozialdemokrat war, dem aber das Staatsmännische seines Kanzlers gänzlich fehlte.
„Wenn ich dich also richtig verstanden habe, Gerhard,“ sagte der Kanzler zu seinem langjährigen Wegbegleiter, „ dann ist die Maschine von Präsident James über Tirol abgestürzt, zwei unserer Jets waren direkt in der Nähe, wir haben aber nichts mit der Explosion zu tun?“
„Das ist korrekt, Herr Bundeskanzler.“ Verteidigungsminister Gerhard Hofherr beließ es stets dabei, seinen alten Freund förmlich anzusprechen, wenn weitere Personen zugegen waren. „Generalleutnant Haider kennt die Details am besten“, schloss der Minister und erteilte dem Kommandanten der Österreichischen Luftwaffe damit das Wort.
Der Berufsoffizier, ein großer schlanker Mann Mitte Fün fzig, räusperte sich, und begann die Fakten vorzutragen.
„Herr Bundeskanzler, Herr Minister, wie bereits kurz e rwähnt startete unsere Alarmrotte um 13:05 vom Fliegerhorst Zeltweg und wurde anschließend von der Einsatzzentrale Perg zum Ziel geführt.“ Der General machte eine kurze Pause und wünschte sich, er hätte die abgestürzte Maschine der Amerikaner nicht als Ziel bezeichnet. Der Minister sah seinen General an und bedeutete ihn mit einer ungeduldigen Handbewegung, fort zu fahren.
„Um 13:23 nahm der Kommandant der Alarmrotte, Major Haas, Kontakt mit der Air Force One auf. Die Maschinen b efanden sich zu diesem Zeitpunkt in der vorgesehenen Formation und auch in ausreichendem Abstand zu der Boeing.“
Der General hustete kurz, entschuldigte sich hastig und fuhr umgehend fort. „Etwa zwölf Minuten später, um exakt 13:35 Uhr beobachtete Major Haas eine Explosion im vord eren Bereich der Boeing, welche so massiv war, dass der Druckkörper schließlich auseinander brach. Unsere Alarmrotte zog sich natürlich schnellstens zurück, um nicht selber Schaden zu nehmen.“
Der Kanzler nickte nachdenklich und sah von seinem N otizblock auf, auf dem er sich die Angaben des Generals der Luftwaffe notiert hatte. Er wandte sich an Generalleutnant Haider. „Herr General, konnte Major Haas dem Absturzvorgang noch weiter folgen?“
„Nein, Herr Bundeskanzler, das war nicht möglich. Das große Flugzeug ist unkontrolliert auseinander gebrochen und die Gefahr für meine Piloten war nicht abschätzbar.“
„Kennen wir den Absturzort?“ fragte der Kanzler.
Generalleutnant Haider schien die Frage unangenehm. Es dauerte einige Sekunden, ehe er antwortete. „Es tut mir leid, Herr Bundeskanzler, aber wir haben bis dato keine Kenntnis über den Absturzort. Das Wetter in Tirol ist zu Zeit außero rdentlich schlecht und wir haben keine gesicherten Daten betreffend…“ Der Bundeskanzler unterbrach Haider mit einer ungeduldigen Handbewegung.
„Wenn Sie die zuletzt bekannte Position der Maschine h eranziehen, Geschwindigkeit und Höhe mit einberechnen und Ihrer Erfahrung erlauben etwas zu improvisieren, wo glauben Sie, Herr General, ist die Maschine auf dem Boden aufgeschlagen?“
Generalleutnant Haider, der genau diese Schlussfolgeru ngen bereits in seinem Büro über einer detaillierten Karte Tirols und Südtirols gezogen hatte, entschied sich, seine Ergebnisse mit dem Kanzler zu teilen, auch wenn sie auf keinen gesicherten Fakten beruhten.
„Dann, Herr Bundeskanzler, glaube ich, dass das Wrack entweder im hochalpinen Grenzgebiet auf österreichischer Seite liegt, oder, und das ist für mich eher wahrscheinlich, erst jenseits der Staatsgrenze auf italienischem Gebiet in Südtirol aufgeschlagen ist.“
Der Bundeskanzler nickte und notierte sich weitere Details auf seinem Block. Dann sah er wieder den leicht schwitzenden General an.
„Und es besteht absolute Sicherheit darüber, dass unsere Alarmrotte nichts mit der Explosion zu tun hatte?“, fragte er.
„Nicht der geringste Zweifel, Herr Bundeskanzler“, antwortete der Luftwaffengeneral wie aus der Pistole geschossen. „Beide Maschinen wurden sofort nach ihrer Landung in Zeltweg unter Quarantäne gestellt und augenblicklich begutachtet. Es waren sämtlich Luft-Luft-Lenkwaffen noch an Bord und gesichert und es fehlte außerdem kein einziges Geschoß aus den Magazinen der Mauserkanone. Die Aufzeichnungen des internen Protokolls der
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