Delta Operator (German Edition)
schwacher Wind kam auf und kühlte die erhitzte Haut der beiden Marines. Oben, am tiefblauen Himmel drehten zwei kleine Greifvögel ausgedehnte Runden und kehrten dabei immer wieder an die Stelle zurück, an der das Grab lag. Dobbs beobachtete die Vögel argwöhnisch und fragte sich, ob das wohl Aasfresser waren und ob da noch mehr kommen würden. Zehn Minuten später, als plötzlich an die zehn Vögel über seinem Kopf kreisten, wurde Dobbs nervös.
„Die verdammten Geier verraten uns noch. Graben wir den Doc besser ein und dann nichts wie weg hier.“
„Das ist das Beste, was ich heute von dir gehört habe, Sarge“, grinste Lavinski und kletterte behände aus der tiefen Grube. Gemeinsam packten sie den Plastiksack, und hoben ihn hoch. Lavinski verzog angewidert das Gesicht, als eine bestialische Gestankswolke aus dem Sack ins Freie drang. Dann waren sie bei der Grube und streckten den Sack in die Länge, damit er hineinpasste. Auf eine Zeichen Dobbs hin ließen sie Baxters Leiche los und in die Grube fallen. Ein merkwürdiges Geräusch war zu hören, so als ob ein Sandsack umfiel, dann lag die Leiche still. Kurz sahen die beiden Marines hinunter auf den Sack, in dem der Mann lag, mit dem sie in den letzten Wochen die meiste Zeit des Tages verbracht hatten. Keiner der beiden empfand irgendetwas anderes als Müdigkeit, als sie nach ihren Schaufeln griffen.
Eine halbe Stunde später war das Loch aufgefüllt, die Oberfläche des kargen Wüstenbodens der Umgebung angepasst und alle Spuren ihrer Anwesenheit beseitigt. Dobbs prüfender Blick schweifte noch einmal über die Stelle, wo Dr. Clifford Baxter begraben lag. Dann nickte er Lavinski zu, schnappte sich die Schaufel und drehte sich um.
„Machs gut, Doc“ , flüsterte er, als er mit sicheren Schritten bergab stieg und dabei darauf achtete, auf keine der zahlreichen Klapperschlangen zu treten, die es hier gab.
Pentagon, Washington
09. Oktober 2016
„Verdammt, wie konnte das passieren, Jim?“, polterte General John Grant, dessen tadellos gebügelte Uniform sich über seinen ausladenden Bauch spannte. Das Gesicht des Generals war rot, die dicken Finger seiner behaarten Hände hatte er zu Fäusten geballt. Nur mühsam konnte der neben ihm gehende und wesentlich größere Admiral Jim Franklin mit dem vor Wut geladenen Infanterieoffizier Schritt halten.
„Hat dieser verrückte Garrett jetzt komplett den Verstand verloren?“ Franklin war stocksauer über diese neue, sehr beu nruhigende Entwicklung, die sich Tags zuvor im fernen Arizona ergeben hatte. Als Garrett sich bei ihm gemeldet und die Geschehnisse kurz zusammengefasst hatte, war Grant beinahe das Herz stehen geblieben. Er hatte sich schwer zusammenreißen müssen, um nicht ausfallend gegenüber Garrett zu werden, den er persönlich für das Fiasko mit dem Ingenieur verantwortlich machte.
„Beruhige dich, John“ , bremste Franklin, der sich ein paar Mal umgesehen hatte, ob niemand zu sehr in ihre Nähe kam. Grant selbst hatte darauf bestanden, die sensiblen Details der Operation nicht in seinem Büro, sondern hier draußen im Park zu besprechen. Hier war er vor unerwarteten Wanzen und anderen Lauscheinrichtungen sicher. Das war etwas, was er von seinem großzügigen Büro im JFCTC nicht gerade behaupten konnte. Grant traute niemandem, und bei dem, was er zusammen mit den anderen drei Offizieren vorhatte, würde schon ein einziges abgehörtes Gespräch genügen, um sie alle bis zu ihrem Lebensende in Einzelhaft nach Leavenworth zu bringen. In der ausgedehnten Parkanlage hingegen waren nur einige wenige Offiziere und Zivilisten unterwegs, die aber völlig außer Hörweite waren. Das war wesentlich besser und erlaubte den beiden hohen Offizieren, das zu besprechen, was für keine anderen Ohren bestimmt war als die ihren.
Grant blieb auf dem breiten, gekiesten Spazierweg stehen und sah Franklin jetzt direkt an, als er weiter redete: „Ich soll mich beruhigen? Der Teufel soll mich holen, wenn ich mich beruh ige!“
Franklin verzog das Gesicht. Er wurde langsam zornig w egen der Sturheit und der aufbrausenden Art, die der Armeegeneral an den Tag legte.
„Die wichtigste Person, die entscheidende Hinweise für die Ausführung des Plans geben soll, genau diese verdammt une rsetzbare Person lässt Garrett verrecken. Und das unter den Augen seiner Männer. Das ist Fahrlässigkeit und, wenn du mich fragst, grenzt das schon an Hochverrat!“
„Verdammt , jetzt halt endlich mal die
Weitere Kostenlose Bücher