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Delta Operator (German Edition)

Delta Operator (German Edition)

Titel: Delta Operator (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Gruber
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noch nicht ausgezählt war und die Demokraten alle fünfundfünfzig Wahlmänner dieses Staates mit Sicherheit erobern würden, dann war die Sache so gut wie erledigt.
    Zehn Minuten später fiel Florida an James und damit war er sozusagen der neue und alte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Erste Glückwünsche wurden an den Präsidenten und seine Partei gerichtet. Die Sender schalteten nacheinander zu allen wichtigen Versammlungen und Wahlpartys landesweit, um einerseits die überschäumende Freude der Demokraten und andererseits die Niedergeschlagenheit der sich ihres völligen Versagens bewussten republikanischen Herausforderer rund um Senator Faulkner einzufangen. Erste Interviews wurden gegeben, spontane Dankesreden geschwungen und bereits erste Analysen gewagt. Eine weitere halbe Stunde später wurde nach langen Ankündigungen endlich das Ergebnis aus Kalifornien veröffentlicht. Franklin hatte zum Zeitpunkt, als Marvin James zum eindeutigen Gewinner der US-Präsidentschaftswahlen 2012 erklärt wurde, den Fernseher bereits stumm geschaltet und sich aus seinem Sessel erhoben.
    Mehrere Minuten lang hatte er gedankenverloren aus dem Fenster über die inzwischen in fortgeschrittener Dämmerung liegende Bucht geblickt. Der Nebel auf dem Meer hatte sich aufgelöst, doch das bedrückende Gefühl, das Franklin tief in seinem Inneren fühlte, tat dies nicht.
     
    Als Admiral Franklin später, als es draußen bereits völlig du nkel war, das kleine Notebook auf seinem Schoß zuklappte, sah er noch einmal auf den breiten Bildschirm des Fernsehers. Er begegnete den Augen des Mannes, der gerade strahlend seinen Anhängern zujubelte. Franklin beobachtete die Lippen des Mannes, wie sie für ihn unhörbar zu tausenden Menschen sprachen, die live dabei waren. Weitere Millionen lauschten in diesem Moment zu Hause vor den Fernsehern den Worten ihres Präsidenten. Franklin interessierte es nicht, was dieser Mann zu sagen hatte, bei wem er sich bedankte, oder was auch immer er in diesem Moment versprach. Er wusste nur eines: Jetzt gerade eben, als er den „Senden“-Button in seinem E-Mail-Programm angeklickt und die Nachricht über Satellit an einen ganz bestimmten Empfänger geschickt hatte, in eben diesem Augenblick hatte er das Todesurteil des Mannes bestätigt, der gerade erste Tränen der Rührung über seinen angeblich überraschenden Wahlsieg vergoss. Ein Todesurteil, das vor vielen Wochen in genau diesem Raum hier beschlossen worden war und das sich dieser Mann selbst zuzuschreiben hatte. In diesem Moment wurde ein Prozess in Gang gesetzt, der den Lauf der Geschichte nachhaltig ändern und wieder zum Besseren wenden sollte. Zu einem Besseren, wie es Franklin und noch ein paar andere Männer sahen.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Zweiter Teil - Ausführung
     
    Sankt Petersberg, Silz, Tirol
    23. Dezember 2016
    02:07Uhr Ortszeit
     
    Bis hierher zu gelangen, war ein Kinderspiel gewesen. Jetzt, als er die dunklen, verschneiten Gemäuer der alten Burg aus dem Schneegestöber der vorweihnachtlichen Nacht vor sich aufta uchen sah, wurde es langsam interessanter. Durch das mattschwarze Nachtsichtgerät konnte er die Umrisse des alten Traktes deutlich erkennen. Er befand sich auf der dem Berghang zugewandten Seite der Burg, dort, wo es keine Wege und keinen Eingang gab. 
    Den kurzen Anstieg durch den lichten Wald hatte er in wenigen Minuten hinter sich gebracht, das Eindringen in die Burg würde nur unwesentlich länger dauern. Stefan Berger verharrte einige Minuten hinter dem dicken Stamm einer alten Eiche und lauschte in die kalte, bewölkte Nacht. Es war kurz nach zwei Uhr nachts und nicht das leiseste Geräusch war zu hören. Der Schneefall reduzierte die Sicht auf etwa dreißig bis vierzig Meter, ohne sein Nachtsichtgerät konnte Berger gerade mal ein paar Meter weit sehen.
    Die hohe, aus rohem Stein gemauerte Außenwand der Petersburg, die vor Jahren umfangreich saniert und in Stand gesetzt worden war, erhob sich ruhig und gespenstisch in die Nacht, aus keinem der wenigen kleinen Fenster drang Licht. Berger löste sich schließlich aus dem Schatten des Baumes und näherte sich der Mauer. Der Innenhof der Burg war durch eine etwa vier Meter hohe massive Steinmauer geschützt, die sich nach etwa siebzig Schritten dem zugefrorenen Ufer des kleinen Sees bis auf einen halben Meter näherte, um danach in den massiven Wällen des hinteren, niedrigeren Wachturmes zu enden. Berger folgte der Mauer,

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