Dem Feuer versprochen
junge Frau am Empfang lächelte mich an. Sie hatte ihr dunkelblondes Haar streng zurückgebunden und an ihrem rechten Eckzahn war ein kleiner Stein angebracht worden, der im Licht funkelte. Ich mochte diesen Art Schmuck, doch als Vampir musste man sich gut überlegen, womit man sich für die Ewigkeit zeichnen würde. Mein Bruder Todd hat immer noch ein Anker an seinem rechten Unterarm von seiner Seemannszeit.
„Kann ich ihnen weiter helfen?“
„Gerne, ich bin verabredet.“
Sie lächelte mich an.
„Wie heißt denn ihre Verabredung?“
„Oh Entschuldigung. Pierre Miller“
„Ah Mister Miller wartet bereits, folgen sie mir bitte.“
Ich folgte ihr in einen abgelegeneren Part des Restaurants und musste schlucken. Irgendwie fühlte ich mich nicht mehr chic genug, ich kam mir sogar richtig schäbig vor. Die Frauen, die hier dinierten, waren top gestylt und trugen die edelsten Kleider. Obwohl ich seit sechs Jahren hier wohnte, war ich noch nie im Dinners gewesen und jetzt wusste ich warum. Es hatte auf jeden Fall eine andere Klasse, als die Restaurants, die ich üblicherweise aufsuchte.
Als Pierre mich sah, stand er auf, um mich zu begrüßen.
Er umarmte mich und küsste mich links und rechts auf die Wange.
„Sie sehen umwerfend aus“
„Danke“, er war ein grandioser Lügner oder wollte er einfach nur nett sein? Ich wusste es nicht, statt mir weitere Gedanken darum zu machen, entschied ich mich erst einmal für meine Verspätung zu entschuldigen.
“Es tut mir Leid, der Verkehr war fürchterlich, ich hoffe sie haben nicht allzu lange gewartet.“
„Ich hätte auch noch fünf Minuten länger gewartet“, witzelte er und ich schenkte ihm ein Lächeln.
„Haben sie Hunger? Die haben hier ein ausgezeichnetes Steak.“
„Ich dachte, wir trinken nur einen Kaffee“, rutschte es mir heraus.
„Oh, wenn sie wollen, können sie auch nur einen Kaffee trinken, aber das wäre mir sichtlich unangenehm, da ich wirklich etwas im Magen brauche. Wissen sie, das ist meine Mittagspause.“
„Oh“, entgegnete ich überrascht, „das wusste ich nicht. Tut mir leid, ich wollte nicht ihre Zeit stehlen“
Er lachte auf.
„Sie stehlen mir die Zeit nicht, sie versüßen mir sie. Übrigens wäre es mir eine Freude, wenn wir endlich vom Sie in das Du übergehen würden.“
Ich lachte auf.
“Ich glaube den Schritt hatten wir eigentlich bereits hinter uns“.
Er sah mich an und dann wusste er, worauf ich angespielt hatte. Bereits bei der Besichtigung hatte er mir das Du angeboten.
„Natürlich, wie blöd von mir. Tut mir leid, manchmal ist in meinem Kopf das reinste Chaos“.
„Das verstehe ich“, gab ich ehrlich zu. Ich hatte oft das gleiche Problem.
Wir unterhielten uns und er bestellte einen trockenen Weißwein aus dem Süden Frankreichs für uns, ein Steak – medium – für sich und einen Meeresfrüchtesalat für mich. Er erzählte mir, dass sein Großvater die Hotelkette Seasons mit aufgebaut hatte und er, seit er denken kann, auch ein eigenes Hotel leiten wollte. Ich bewunderte seinen Ehrgeiz. Er wollte es alleine schaffen und nicht durch das Vitamin B, von seiner Familie. Nach seinem Abitur machte er eine Ausbildung als Hotelfachmann, danach ein Studium in der Richtung „Hotelmanagement“, das er mit Bravour absolviert hatte und innerhalb von drei Jahren hatte er es geschafft, sein eigenes Hotel zu leiten.
Ich rechnete nach, 18 Jahre Abi, 3 Jahre Ausbildung, 21, 8 Semester Studium, 4 Jahre, 25, drei Jahre arbeiten, 28.
Ohje. Er war 28, höchstens 29. Jünger als ich, denn ich feierte schließlich bald meinen 30sten Geburtstag. Ich hatte ihn viel älter eingeschätzt, 32 oder 35. Vielleicht lag das aber auch an seinem souveränen Auftreten und mit dem Nadelstreifenanzug, den er gerade trug, sah er wirklich nicht aus, wie Ende 20.
„Dann sind sie ja gerade erst Ende zwanzig, das ist beeindruckend“, ein gekonnter Satz, um sein wahres Alter zu erfahren.
„29, um genau zu sein. Ja ich weiß, für viele ist das ein Schock, da in meiner Branche und in meiner Position die meisten Leute schon Ende dreißig, Mitte vierzig sind, aber ich hatte wohl Glück“.
Das hatte nichts mit Glück zu tun, das war reiner Ehrgeiz. Er hatte ein Ziel vor den Augen und er erreichte es ohne Wenn und Aber, ohne Umwege.
„Aber Leona, manchmal ist es auch sehr einsam in der Branche. Ich arbeite bis spät in die Nacht und da bleibt wenig Zeit für ein Hobby oder eine Freundin“.
Er blickte gen Boden. Er hoffte doch
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