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Dem Feuer versprochen

Dem Feuer versprochen

Titel: Dem Feuer versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Bellasie
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nach meinem Handy zu greifen.
    „Hallo?“, hechelte ich in den Hörer.
    „Warum gehst du nicht an dein Handy und beantwortest keine SMS? Du lässt mich völlig im Dunkeln“, patze es aus dem Lautsprecher. Völlig verwirrt hielt ich das Handy vor mich, um zu erkennen, mit wem ich überhaupt sprach. Ein pinkfarbener Schriftzug mit „Cameron“ blinkte auf dem schwarzen Untergrund. Wer auch sonst?
    „Oh sorry, ich hatte mein Handy zu Hause liegen lassen.“
    „Gut, ich dachte schon du gehst mir aus dem Weg.“
    Cameron aus dem Weg gehen? Das war ein Ding der Unmöglichkeit.
    „Erzähl schon, wie war’s denn?“, fuhr sie fort.
    „ Hmm..ganz nett.“
    „Ganz nett?“, ich konnte sie durch das Telefon grinsen hören.
    „Ja, nett.“
    „Du magst ihn“, schloss sie direkt daraus. Doch mochte ich ihn wirklich? Er war mir sympathisch, doch Fakt ist, dass ich in wenigen Tagen ins Jenseits übergehen werde und dann ist es egal, ob ich ihn mochte oder nicht. Aber was ist, wenn er der Mann ist, auf den ich so lange gewartet hatte? Ich schüttelte den Kopf. Ich habe diesen Mann in fast 2000 Jahren nicht gefunden, warum sollte ich ihn gerade jetzt finden? Männer betrügen und verletzen nur, warum sollte ich mir das noch einmal antun? Dann wähle ich doch lieber den Tod, als den Schmerz, der mir für die Ewigkeit bleibt.
    „Cam. Können wir morgen weiter telefonieren?“
    „Schatz, unheimlich gerne, aber erst gegen 21 Uhr. Ich muss arbeiten.“
    „Ach ja stimmt.“
    Cameron hatte nach ihrem Abitur eine Ausbildung zur Bürokauffrau gemacht und kam danach auf die witzige Idee, dass ihr Architektur mehr liegt. Doch um ihr Studium an einer privaten Uni zu finanzieren, musste sie abends und auch am Wochenende arbeiten. Ich weiß nicht, wie sie das schaffte, doch ich bewunderte ihren Ehrgeiz. Ich hatte die Gabe, dass ich mir neue Dinge ausgesprochen gut und auch verhältnismäßig lange merken konnte und so fielen mir die Dinge immer sehr leicht. Schwierig wurde es nur, wenn sich plötzlich die Technologien änderten. Deswegen würde ich heutzutage nicht mehr als Ärztin arbeiten. Zu viel neues, zu viele neue Techniken und es wäre seltsam, wenn ich manche Dinge machen würde, wie vor 100 Jahren.
    „Ich ruf dich an“, schloss Cam das Gespräch, die wieder bemerkt hatte, dass ich einen sehr abwesenden Eindruck machte. Womit hatte ich diese Freundin bloß verdient?
    In all den Jahren ist mir aufgefallen, wie schwierig es war eine richtig gute Freundin zu finden und in den heutigen Tagen wurde dieses noch mehr erschwert, da das Verständnis von Freundschaften sehr weit auseinanderging.
    200 Freunde bei Facebook, GooglePlus oder anderen Communities. Wie viele davon waren tatsächlich Freunde?
    Ich schüttelte den Kopf. Immer mehr bemerkte ich, wie es auf den Spielplätzen dieser Welt ruhiger wurde, weil sich jeder in die virtuelle Welt flüchtete und es machte mich traurig. Obwohl meine Kindheit lange zurücklag, hatte ich sie geliebt und würde sie nie vergessen. Wie ich mit den anderen Kindern fangen oder verstecken spielte, wenn wir nicht gerade unseren Müttern beim Haushalt halfen. Es gab keine Brettspiele, keine Computerspiele oder sonstige Technik. Wir schufen alles mit unseren kleinen Händen und einer großen Portion Fantasie.

    Erst jetzt bemerkte ich, wie kalte Tränen über meine Wangen liefen. Ich weinte. Alle waren tot und auch Cam würden sterben. Sie könnte jederzeit von dieser Welt verschwinden und wieder einmal wäre mir ein geliebter Mensch genommen worden. Aber wenn sie nicht verfrüht stirbt – und das wünsche ich ihr auch -muss ich sie eines Tages verlassen, bevor sie merkt, dass ich anders bin. So oder so würde ich eine Freundin verlieren und ich kann diese Schmerzen, die in meinem Inneren tobten, nicht mehr ertragen. Ich hyperventilierte, so sehr bedrückte mich meine Unsterblichkeit. Es war eine Qual, eine fürchterliche Bestrafung. Ich war alleine auf dieser Welt. Ich hatte keinen Mann, wie Claire und Mum, ich hatte keine lockere Lebensweise, mit der sich Todd die Unsterblichkeit versüßen konnte, mir blieb nur ein Ausweg. Der Tod. Ich war dem Feuer versprochen und ich würde mein Versprechen einlösen.

    Drei Tage.

Freitag.

    Als ich aufwachte, schmerzte mir der Kopf. Es war nichts Ungewöhnliches. Mein Kopf pochte immer, wenn ich mich in den Schlaf geweint, oder viel mehr geheult hatte. Meine Augen schmerzten und mir ging es wirklich schlecht.
    Ich schmiss eine halbe Aspirin ein und hoffte

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