Dem Killer auf der Fährte
jeder in Cambridge wird es erfahren. Warst du eigentlich schon mal bei ihnen zu Hause?«
»Ja.«
»Und?«
»Holly, wenn du wirklich davon überzeugt bist, daß er schuldig ist, dann kannst du es nicht für dich behalten. Das ist nicht so wie mit dieser anderen Vermutung über ihn, mit der du übrigens doch recht haben könntest.«
»Danke sehr.«
»Wenn ich darüber nachdenke, paßt einiges zusammen. Ich glaube zwar nicht daran, daß Kimi mit dir gesprochen hat, aber wenn man einmal die Möglichkeit in Betracht zieht... Es sind aber auf jeden Fall zwei ganz verschiedene Dinge: Menschen umzubringen ist nicht bloß so etwas wie ein alternativer Lebensstil. Wenn er das getan hat, will ich nicht, daß er ungestraft davonkommt. Du hast Donna nicht gekannt.«
»Aber ich kannte Elaine. Und ich mochte sie, sehr sogar. Möglicherweise hat sie einen Riesenfehler gemacht, aber sie hat immer alles ehrlich gemeint, was sie sagte. Und wegen der anderen Sache: Ich glaube nicht, daß sie jemandem weh tun wollte. Sie hat ganz einfach wirklich nicht an die Ehe geglaubt, und sie hat sie nicht anerkannt, aber sie wollte niemanden absichtlich verletzen. Und nach allem, was ich erfahren habe, hat sie es vielleicht auch gar nicht. Ich bin nicht sicher, ob Du-weißt-schon-wer von dieser Affäre wußte.«
»Diese Du-weißt-schon-wer in den Birkenstock-Sandalen ist übrigens mit einem Mediziner verheiratet«, meinte Rita. »Hast du darüber schon mal nachgedacht?«
»Nicht sehr lange, obwohl sie mir an diesem Abend, als ich sie besucht habe, erzählt hat, daß sie seine Buchhaltung macht. Wenn sie also seinen Patienten die Rechnungen schickt, wußte sie auch, daß Donna zu ihm ging. Sie hatte Donnas Adresse, und es war ihr natürlich auch bekannt, wo Elaine wohnte. Vielleicht wußte sie auch, was ihr Mann Donna verschrieben hatte.«
»Ich weiß nicht, was sie gegen Donna hätte haben sollen, aber das war nicht unbedingt...«
»Ich weiß es auch nicht. Es sei denn...«
»Es sei denn, was?«
»Du hast mir doch mal erzählt, daß Psychiater eine Menge Geld für ihre Versicherung bezahlen, für den Fall, daß sie verklagt werden. Und sie werden vermutlich öfter verklagt als andere, weil sie öfter Fehler machen.«
»Ja aber, nur weil sie hohe Versicherungsprämien zahlen, heißt das doch noch lange nicht, daß sich alle einer Verfehlung schuldig gemacht haben. Aber was ist mit ihr und ihrer Buchhaltung? Das ergäbe vielleicht eine Möglichkeit. Allerdings hast du ganz recht mit deiner Annahme, daß Kevin das wohl alles nicht ernst nehmen würde.«
»Ich hoffe, daß ich mich, was Joel betrifft, irre. Falls aber nicht, muß ich es Kevin erzählen.«
»Ich hoffe auch, daß du dich irrst.«
Die Kellnerin erschien und fragte, ob wir Kaffee wollten.
»Einen koffeinfreien Kaffee mit Sahne, bitte«, bestellte Rita.
»Und ich hätte gerne einen richtigen Kaffee«, sagte ich.
Die Kellnerin verschwand.
»Ich finde, koffeinfreier Kaffee ist wie Safe Sex«, meinte Rita wehmütig.
»Ein Feminist und Pillendealer«, sagte Kevin ärgerlich. »Er ist beides und auch noch stolz darauf.« Wir sprachen über Dr. Ben Moss, während wir den Fresh Pond in einem Tempo umrundeten, das ich als Laufen bezeichnen würde. Dabei ging Kevins Atem noch nicht einmal um eine Spur heftiger. Rowdy, der hübsch brav neben Kevin bei Fuß lief, allerdings an der Leine, konnte leicht mit seiner Geschwindigkeit Schritt halten, ließ aber trotzdem seine rosarote Zunge aus dem Maul hängen. Das tut er immer, wenn er lächelt. Unterdessen mußte ich Kimis Leine ständig von einer Hand in die andere nehmen, während sie um mich herumsprang, nach vorne zog, hinter mir zurückblieb und vor Freude förmlich tanzte.
»Rita sagt, es ist eine eigene Kunst«, keuchte ich. »Sie meint, daß es Menschen gibt, die ohne Medikamente nicht funktionieren können, und es wäre eine Kunst, das richtige Zeug zu finden. Aber sie sagt auch, daß Ben Moss darin kein Experte ist.«
»Psycho-«, begann Kevin und betonte dann jede weitere Silbe: »phar-ma-ko-lo-ge.«
»Sag mal, bist du auf einer Art Gesundheitstrip?« fragte ich ihn. Plötzlich steckte Kimi ihre Nase in ein blattloses Gesträuch und brachte mich mit einem Ruck zum Stehen. »Los, Kimi, weiter.«
»Nein.« Kevin machte eine wegwerfende Handbewegung. »Aber dieser Typ ist einfach ein arroganter Blödmann.«
»Könnten wir vielleicht etwas langsamer rennen?«
»Entschuldige.«
»Schon gut. Er hat übrigens eine
Weitere Kostenlose Bücher