Dem Killer auf der Fährte
altersmäßig zwischen ungefähr sieben und zwei Jahren. Die drei jüngsten trugen Parkas und nicht zusammenpassende Fäustlinge, die mit Klammern an den Ärmeln befestigt waren. Polohemden und Latzhosen, aber der Älteste war bereits zu Jeans und Handschuhen fortgeschritten. Alle vier sahen ihrem Vater sehr ähnlich, der hinter ihnen ins Haus trat, und die fünf grobknochigen und robusten Männer bildeten einen starken Kontrast zu der zerbrechlichen, abgespannten und bläßlichen Sheila. Niemand begrüßte den Hund mit einem Wort oder einem Streicheln, aber er wedelte trotzdem unverdrossen mit dem Schwanz.
Ben Moss war groß und hatte dichtgelocktes, dunkles Haar, das keine Spur von dem Grau zeigte, welches Sheilas Haar durchzog. Die Gesichtszüge oberhalb seines Vollbarts waren kräftig, aber nicht unattraktiv, abgesehen von seinen kalten, blauen Augen. Was mir an Ben und den Jungen jedoch am meisten auffiel, war diese frische Gesichtsfarbe, die ihnen ein ungemein energisches und gesundes Aussehen verlieh, und was genau das war, was Sheila so fehlte. Die ganze Familie kam mir vor, als würde Sheila jeden Tag ein paar Liter Blut an ihren Ehemann und ihre Söhne übertragen.
»Ben«, sagte sie jetzt, »das ist Holly Winter. Sie schreibt einen Artikel über Rhodesian Ridgebacks. Und sie möchte ein paar Aufnahmen von Es und den Jungen machen. Und Adler, falls er noch auftaucht.«
Ben Moss sah mich direkt an, sagte kein Wort und ging dann aus der Küche. Der Älteste öffnete die Kühlschranktür. Der Jüngste kletterte auf Sheilas Schoß und sagte etwas zu ihr, das ich nicht verstand. Sie zog ihr Hemd aus dem Rock, und er steckte seinen Kopf darunter. Sie stillte ihn.
»Ich sollte das eigentlich nicht machen, weil ich zur Zeit Prozac nehme. Aber er tut es nur noch selten.«
In Cambridge erzählen einem die Leute so bereitwillig, daß sie Prozac nehmen, wie die Bewohner normalerer Orte, daß sie bei den Weight Watchers sind. Und für die Mütter in Cambridge ist es ebenso selbstverständlich, ihre Kinder in der Öffentlichkeit zu stillen, wie ohne einen Schleier über dem Gesicht aus dem Haus zu gehen. Aber die meisten stillenden Mütter würden nicht einmal ein Aspirin nehmen oder einen koffeinfreien Kaffee trinken, und wenn sie es doch tun, würden sie es niemals zugeben.
Die anderen drei Jungen ließen ihre Parkas auf den Boden fallen und deckten Sheila mit einem lautstarken Schwall von Protesten ein über all die Dinge, die ihr Vater ihnen im Aquarium nicht gekauft hatte. Der Ridgeback rollte sich auf den Parkas zusammen und schlief wieder ein. Ich beneidete ihn um seine Ruhe. Als Ben Moss zurück in die Küche gestapft kam, sah er nicht einmal in meine Richtung. Erbeschwerte sich zunächst bei Sheila über einen schlechten Geruch im Badezimmer und fragte dann gereizt: »Ist das Mittagessen immer noch nicht fertig? Was hast du denn den ganzen Tag gemacht?«
Am liebsten hätte ich mich auf der Stelle in Luft aufgelöst. Statt dessen gelang es mir, Es zu wecken und die Jüngeren aus dem Haus zu locken, um sie mit dem Hund zu fotografieren.
An diesem Nachmittag stieg die Temperatur auf zwölf Grad, der Himmel war von einem kräftigen Blau, und Steve und ich fuhren mit allen vier Hunden zu den Middlesex Fells, damit sie sich dort austoben konnten.
^y¡r mußten natürlich in zwei Autos fahren, aber nachdem wir tief genug im Wald waren, um sie von den Leinen zu lassen, kamen sie ganz gut miteinander aus. Das lieißt, Lady, Steves schwarzweiße Pointer-Hündin, behandelte Kimi wie eine Göttin, und Kimi ließ es sich gerne gefallen. India, seine Schäferhündin knurrte Kimi abwechselnd an, oder sie ging auf Abstand. Mit Rowdy und India gab es überhaupt keine Probleme. Sie waren das ideale Paar für einen Waldspaziergang, weil sie einander folgten, und da Rowdy, wie jeder Schlittenhund, seinen Weg markierte und India immer kam, wenn man sie rief, mußten wir nie befürchten, sie zu verlieren. Ich beschrieb Steve in eindringlichen Worten meinen Vormittag bei der Moss-Familie.
»Würdest du dich bitte wieder abregen«, unterbrach er mich plötzlich. »Eine Ehe muß nicht immer so sein.«
»Es ist einfach ungeheuerlich. Und er ist der unverschämteste Mann, der mir in meinem ganzen Leben begegnet ist. Weißt du, daß er die ganze Zeit, während ich da war, kein einziges Mal das Wort an mich gerichtet hat? Jeder von diesen vier Hunden hier hat bessere Manieren als er. Sogar Kimi.«
»Wenigstens hat er dich
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