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Dem Killer auf der Fährte

Dem Killer auf der Fährte

Titel: Dem Killer auf der Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Conant
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buschigen Ruten schützend vor die Schnauzen gelegt, für den Fall, daß die Temperatur auf fünfzehn Grad minus herabfallen würde. Rowdy und Kimi sahen aus, als hätten sie sich für eine gemütliche Nacht irgendwo nordöstlich des Kotzebue Sound eingerichtet. Aber selbst wenn sie schliefen, fühlte ich mich sicher in ihrer Nähe. Falls es ernste Schwierigkeiten geben würde, wären sie sofort wach und würden sich auf jeden potentiellen Angreifer stürzen.
    Ich hatte einen Trick angewendet, den ich von Rita kannte und fünf oder zehn Minuten vor der vollen Stunde angerufen, wenn Therapeuten meistens eine Pause zwischen zwei Klienten haben. Es funktionierte.
    »Joel? Hier ist Holly Winter. Da gibt es eine Sache, über die ich mit Ihnen reden muß. Es ist ziemlich dringend. Könnten wir uns heute irgendwann treffen?«
    »Ja, natürlich«, er stellte überhaupt keine Fragen.
    Wir verabredeten ein Treffen am Nachmittag in seinem Büro im hinteren Teil des Hauses. Nach dem Telefonat fiel mir ein, daß er nun vielleicht annahm, ich wäre selbst in Schwierigkeiten und würde seinen Rat brauchen, aber dann dachte ich, daß es in jedem Fall besser war, nur das Treffen zu vereinbaren, statt mit der Unterredung am Telefon zu beginnen. Und doch fühlte ich mich unbehaglich, als mir klar wurde, wie schnell und vorbehaltlos er Zeit für mich gefunden, wenn ich wirklich ein persönliches Problem gehabt und ihn um Hilfe gebeten hätte.
    Es war einer von diesen sonnigen Wintertagen in Cambridge, die von drinnen aussehen wie April und sich wie ein Sprung in den Atlantik vor der Küste von Maine im Januar anfühlen, wenn man aus dem Haus tritt. Ich trug eine wattierte Weste unter meinem Parka, die gefütterten Handschuhe, die van Kimi zerrissen und von mir geflickt worden waren, eine Wollmütze mit eingestrickten Schlittenhunden, Wollsocken und schwere Stiefel, aber keine langen Unterhosen, und der Wind fuhr eiskalt durch meine Jeans. Meine Augen tränten, meine Nase lief, und ich fluchte laut. Ich hatte die Heizung im Auto auf die höchste Stufe eingestellt, aber das Eis an den Scheiben war noch nicht ganz abgetaut, als ich an Henry Bears Spielzeugwarengeschäft auf der Huron Avenue vorbeifuhr und Kelly Baker bemerkte, die eine der Auslagen betrachtete. In ihrem schwarzen Skioverall mit hochgezogener Kapuze sah sie aus wie ein zehnjähriges Kind, und dafür hätte ich ihre Gestalt auch gehalten, wenn ich nicht die beiden Ridgebacks, Nip und Tuck, an ihrer Seite gesehen hätte. Die Heizung fing gerade an, warm zu werden, als ich auf der Lakeview Street einen Parkplatz fand und den Motor abstellte.
    Ich öffnete ein Tor im Gartenzaun und folgte dem mit Ziegelsteinen gepflasterten Weg, der am Bakerschen Haus entlang zur Rückseite führte. Anstelle von Gras, das jetzt für viele Monate braun und gelb geblieben wäre, erstreckte sich zu beiden Seiten des Weges eine mit englischem Efeu sogar im Winter grün bewachsene Fläche, und ein paar weiße Birken, Hemlocktannen und niedrige Sträucher mit hellroter Rinde trugen dazu bei, daß alles so dekorativ aussah wie das Winterbild in einem Gartenbuch. An der Rückseite des Hauses weitete sich der Weg auf eine mit Ziegelsteinen ausgelegte Terrasse, auf der nur eine Bank aus rauh behauenem Stein stand, gerade richtig, um ein bißchen allein in der Kälte zu sitzen. Ich wäre am liebsten wieder umgekehrt.
    Vielleicht hätte ich das auch getan, wenn nicht Joel in diesem Moment lächelnd aus der Tür getreten wäre und mich freundlich begrüßt hätte. Er führte mich eine mit beigefarbenem Teppichboden belegte Treppe hinunter und durch ein kleines Wartezimmer, das nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem von Dr. Arsenault oder von Steve hatte - überhaupt kein Plastik - und bat mich in sein Büro. Es sah aus wie das Wohnzimmer von jemandem mit viel Geschmack, viel Geld und einer heftigen Erkältung. Ich zählte vier Schachteln Papiertaschentücher. Normalerweise schätze ich den Aufenthalt unter der Erde nicht besonders - ich habe es nicht eilig, dahin zu kommen - , aber in Joels Büro gab es hohe Fenster, Feigenbäume in großen Terrakotta-Übertöpfen und genug Licht, um mich dort nicht bei lebendigem Leib begraben zu fühlen.
    »Das ist ein sehr schöner Raum«, sagte ich zu ihm. »Er kommt einem gar nicht unterirdisch vor.«
    »Kelly hat ihn eingerichtet. Es kommt teilweise von den Lampen. Sie hat da eine ganz spezielle Sorte gefunden, Spektrallampen, oder so was Ähnliches.«
    Immer, wenn

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