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Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Titel: Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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sich im Wesentlichen.
    Der Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Zwickau hat mit L. am 17. Mai 2005 nach dessen Festnahme als Erster gesprochen. Jetzt berichtet er dem Gericht davon, wie die Gespräche verliefen, wie L. taktierte und Geschichten auftischte, um die Tat schließlich doch zuzugeben und Ermittlungsrichter, Staatsanwalt und Polizei am Abend des nächsten Tages zu Aylas Leiche zu führen.
    Danach gibt der Sachverständige Dr. Günther P., der L. schon am Tattag kennen gelernt und mit ihm gesprochen hat, sein Gutachten zur Schuldfähigkeit von Mario L. ab. Er hat L. in der Untersuchungshaft begutachtet, Tests durchgeführt.
    Medieninformation des Landgerichtes Zwickau
vom 8. Dezember 2005:
    Am Nachmittag erstattete der Sachverständige […] sein Gutachten zur Schuldfähigkeit. Er kam aufgrund seiner forensisch-psychiatrischen Untersuchungen zum Ergebnis, dass der Angeklagte schuldfähig sei.
    Nach seinen Untersuchungsergebnissen sei der Angeklagte zwar gehemmt, introvertiert und selbstunsicher und könne Erlebtes schlecht ver arbeiten. Auch müsse von einer psycho-sexuellen Unreife ausgegangen werden. Jedoch leide der Angeklagte weder an einer sexuellen Präferenzstörung, noch sei er aus anderen Gründen nicht in der Lage gewesen, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln. Aufgrund dessen sei von voller Schuldfähigkeit des Angeklagten auszugehen.
    Der befragte Sachverständige ist Facharzt für Psychiatrie. Bei seinem ersten Gespräch mit dem Angeklagten am Tag des Verbrechens, konnte er Mario L. nur eines entlocken, dass das Kind »eher nicht« mehr am Leben sei. Mario L. sei »verstockt« gewesen. Während seiner Begutachtung hat der Arzt unterschiedliche Methoden angewandt: verschiedene Persönlichkeitstests, Computertomografie. Bei einer Computertomografie werden Röntgenaufnahmen aus verschiedenen Richtungen aufgenommen. Durch die Verrechnung am Computer entsteht schließlich ein dreidimensionales Bild. Das Gehirn kann so zumindest äußerlich begutachtet werden. Tumoren oder Defekte werden sichtbar. Bei Mario L. haben sich keine Auffälligkeiten gezeigt.
    In den Persönlichkeitstests erreichte L. einen Wert knapp über 100 – guter Durchschnitt also.
    Der Vorsitzende Richter befragt den Gutachter. Ob es nicht sein könne, dass L. im Affekt gehandelt habe, sein Bewusstsein bei der Tat ausgeschaltet gewesen sei. L. selbst hatte sich ja einen Blackout attestiert, will von Vergewaltigung und Verstümmelung nichts mehr wissen.
    Der Sachverständige verneint dies deutlich. Mario L. habe die Tat detailliert geplant. Er hat ausgesagt, dass er sich an das Wimmern des Kindes im Kofferraum erinnerte. Nach Aylas Ermordung begab er sich gezielt zu seiner ehemaligen Arbeitsstelle, duschte und rasierte sich. Danach fuhr er durch die Gegend, verstreute die Sachen seines Opfers gezielt an verschiedenen Orten. Das alles sind bewusste, gesteuerte Handlungen, keine Affekttaten.
    L. könne Dinge gut verdrängen, verschließe sich. Der Angeklagte agiere insgesamt gehemmt und unsicher, zudem sei er in sexueller Hinsicht unreif. Eine Schuldunfähigkeit liege jedoch nicht vor. L. habe Einsicht in das Unrechte seiner Taten.
    Der Verteidiger des Angeklagten befragt den Gutachter. Dann beantragt er, die in diesem Zusammenhang angefertigten Frage- und Bewertungsbögen zu erhalten. Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück, um über diesen Antrag zu entscheiden.
    In einer Medieninformation vom 9. Dezember teilt das Gericht mit, dass es dem Verteidiger die geforderten Bögen zur Verfügung stellen werde. Mario L.s Rechtsanwalt will sich am darauf folgenden Wochenende darin einarbeiten. Danach, so teilt der Verteidiger mit, werde er entscheiden, ob er weitere Beweisanträge stellen werde. Beweisanträge, die die Schuldfähigkeit des Angeklagten betreffen.
    Da die Befragung des Sachverständigen somit noch nicht abgeschlossen ist, wird der Gutachter für Montag, den 12. Dezember erneut vorgeladen.
6. Prozesstag: 12. Dezember 2005
nulla poena sine culpa
    Der 12. Dezember 2005, ein Montag, spiegelt die Kälte des Prozesses wider, die Kälte, die im Innern der Angehörigen eines ermordeten kleinen Mädchens steckt, die Kälte, die der Angeklagte seit Wochen ausstrahlt.
    Die Beobachter, die geglaubt haben, es könne heute schon zu einem Urteil kommen, werden enttäuscht.
    Mario L.s Verteidiger hat übers Wochenende das psychologische Gutachten über seinen Mandanten geprüft. Nun benennt er eine eigene

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