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Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Titel: Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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kurz vor der eigentlichen Tat und auch an das, was danach geschah.
    Das Mädchen habe nun aussteigen wollen. Da habe er sie gewürgt und ihr, weil sie so schrie, mit einem Messer die Kehle durchgeschnitten. »Das Messer hatte ich immer dabei«, so L. An die Verstümmelung seines Opfers kann Mario L. sich – so sagt er – nicht erinnern, er müsse eine Art Blackout gehabt haben.
    Aylas Großmutter kann dem Geschehen nicht mehr folgen und muss aus dem Saal gebracht werden.
    An weitere Einzelheiten, wie zum Beispiel eine Vergewaltigung, kann L. sich ebenfalls »nicht erinnern«. Er äußert sich stets einsilbig, spricht nur das Nötigste.
    L.s Verteidiger baut darauf, dass sein Mandant zur Tatzeit unzurechnungsfähig gewesen sei. Er hat eine eigene Gutachterin beauftragt, die dies seinen Worten nach beweisen wird, weil im Gutachten der Anklage »entscheidende Fakten übersehen« worden seien.
    Am Ende des ersten Prozesstages ist der Vorsitzende Richter unzufrieden, weil nichts von dem, was der Angeklagte zugegeben hat, richtig zusammenpasst.
2. Prozesstag: 24. November 2005
    Am Donnerstag, dem 24. November 2005 wird das Strafverfahren gegen Mario L. mit der Beweisaufnahme fortgesetzt.
    Als erstes werden die Augenzeugen aufgerufen: das 16-jährige Mädchen, das die Entführung von der Straßenbahnhaltestelle aus gesehen hat und der Nachbar, der das Geschehen vom Fenster aus beobachtete.
    Die Schülerin berichtet noch einmal von den Kinderschreien, die sie hörte, als sie auf ihre Bahn wartete. Zuerst habe der Mann das Kind auf den Armen gehabt und dann versucht, es in den Kofferraum zu bugsieren. Zuerst dachte sie an eine harmlose Erklärung – eine Kabbelei zwischen Vater und Tochter oder dass der Autoschlüssel im verschlossenen Wagen stecke. Erst als die Klappe wieder aufsprang, der Mann erneut zugriff und das Kind in eine andere Lage drückte, sei ihr bewusst geworden, dass an der Situation etwas nicht stimmte. In der Schule angekommen, informierte sie daraufhin ihre Vertrauenslehrerin.
    Der Anwohner aus der Leipziger Straße, ein 40-jähriger Mann, sagt als Zweiter aus. Er habe Kinderschreie gehört. Von seiner Wohnung aus habe er nicht genau sehen können, was geschah, sah jedoch in der gegenüberliegenden Hofeinfahrt einen Mann, der hastig etwas im Kofferraum seines Fiats verstaute. Um was es sich dabei handelte, habe er nicht erkennen können. Der Mann sei eilig davongefahren, nachdem er noch schnell etwas vom Boden aufgehoben habe.
    Nach dem Anwohner werden nacheinander drei weitere Zeugen aufgerufen: Mario L.s Chef und einer seiner ehemaligen Arbeitskollegen der Firma in Gößnitz sowie ein Gartennachbar. Mit allen hatte Mario L. am 17. Mai Kontakt.
    Keinem der drei Männer ist an jenem Tag etwas an Mario L. aufgefallen, er war »wie immer«.
    Am Nachmittag des 24. November vernimmt das Gericht Mario L.s Lebensgefährtin, die 27-jährige Kathrin B. Sie muss dicht vermummt ins Gericht geschleust werden. Seit seiner Inhaftierung hat die junge Frau den Angeklagten regelmäßig besucht, Gespräche mit ihm geführt. In einem früheren Brief, der in seinem Spind gefunden wurde, wirft sie L. noch vor, dass er die Familie vernachlässige. Die Schlussfolgerung, dass die Beziehung gestört war, dass L. und Kathrin B. Probleme hatten, liegt nahe.
    Davon will die Lebensgefährtin jetzt nichts mehr wissen. Sie habe zu der Zeit, als der Brief geschrieben wurde, unter Depressionen gelitten, vielleicht hervorgerufen durch die Geburt des gemeinsamen Kindes. Ihre Vorwürfe gegen L. seien ungerecht und entsprächen nicht der Wahrheit. Stattdessen haben sie im nächsten Jahr heiraten wollen. Sie könne nichts Böses über Mario L. sagen.
    Sie schildert ein idyllisches Familienleben. Ab und zu bricht Kathrin B. dabei in Tränen aus. Mario L. habe ihr des Öfteren Blumen geschenkt. Sie hätten viel Zeit miteinander im Garten verbracht. Seine gelegentlichen Migräneattacken hätten das heitere Familienleben nicht beeinträchtigt. Er liebe Schokolade über alles.
    Mario L. verliert seine undurchdringliche Fassade und scheint gerührt zu sein.
    Das Ganze erweckt bei den Anwesenden den Eindruck, der Mörder solle in einem besseren Licht dargestellt werden. Der Vorsitzende Richter fragt nach. Hat die Lebensgefährtin etwa vorab mit der Verteidigung Dinge abgesprochen? Dies verneint Kathrin B. vehement. Sie hat mit dem Verteidiger gesprochen, das stimme. Doch dabei habe ihr dieser lediglich Hinweise gegeben, wie sie an den vielen

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