Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)
gespielt.
Macht das einen jungen Mann zum Mörder eines achtjährigen Kindes? Können körperliche Defizite und hänselnde Mitschüler eine Entschuldigung für die schreckliche Tat sein?
Daniel V. schafft problemlos den Realschulabschluss, muss nie eine Klasse aufgrund ungenügender Leistungen wiederholen. Danach beginnt er eine Ausbildung zum Sozialassistenten.
Selbst nach dem Erreichen des 18. Lebensjahrs folgt er akribisch den Anordnungen der Mutter, ist stets spätestens um 20:00 Uhr zu Hause, weil sie es so will. Nach wie vor kauft »Mutti« ihm die Kleidung.
Ein Kind kommt nicht nach Haus e
18. August 2008, nachmittags:
Daniel V. wartet in einer Nebenstraße auf Michelle. Er kennt sie, sie wohnt in seiner Nachbarschaft. Auch Michelle kennt ihren späteren Mörder, er wohnt schließlich gleich nebenan und er hat in ihrer Schule gearbeitet, hat hier im Herbst 2007 ein Praktikum im Rahmen seiner Ausbildung absolviert. Das kleine, zarte Mädchen mit den rotblonden Haaren gefällt Daniel V. schon lange. In seiner Erklärung, die vor Gericht verlesen wird, heißt es: »Es war Ferienzeit. Diese hat Daniel V. u. a. damit verbracht, dass er aus dem Fenster schaute. In der Woche vom 12.08.2008 hat er hierbei Michelle mehrfach auf der Straße wahrgenommen und beobachtet, wie sie nach Hause lief. Er hatte sie bei einem Schulpraktikum im Hort der 25. Grundschule kennen gelernt. Daniel kannte den Namen deshalb, weil er nach seiner Erinnerung in diesem Praktikum zwei Mädchen kennen gelernt hatte, die den Namen Michelle trugen. Ihm war bewusst, dass Michelle noch unter 14 Jahren alt war. In mindestens drei Fällen hat Daniel in der Zeit ab 12.08.2008 bemerkt, wann Michelle jeweils nach Hause kam. […]«
Und nun, so findet Daniel V., ist es allmählich an der Zeit, mit einem Mädchen zu schlafen.
In der Erklärung wird das so ausgedrückt: »Nachdem Daniel Michelle beobachtet hatte, entstanden bei ihm auf Michelle gerichtete Sexualphantasien. Am Sonntag, dem 17.08.2008, kam es zu ersten Überlegungen, Michelle zu treffen, um mit ihr Sex zu erleben.«
Als Michelle sich von ihrer Freundin trennt und weiter in Richtung ihres Wohnhauses läuft, spricht er sie gegen 15:20 Uhr auf der Straße an. Er wolle ihr etwas für ihre Mutter mitgeben. Ahnungslos folgt die Kleine dem Mann in seine Wohnung.
Jetzt ist es soweit! Daniel V. hat sich vorbereitet. Schon hat er das Paketklebeband in der Hand, will das Kind fesseln. Michelle versucht zu fliehen, schreit. Daniel V. reißt sie zurück, zerrt das sich wehrende Kind in die Küche, drückt sie zu Boden, würgt und schlägt.
»In der Folge zog er Michelle auf den Boden der Küche. Sie kam auf dem Rücken zum Liegen. Mit der rechten Hand würgte Daniel weiter, […] über einen kurzen Zeitraum wehrte sich Michelle noch und stieß mit den Füßen. Dann war sie erschöpft, schloss die Augen, war unfähig, sich zu wehren. Für den Fall, dass Michelle wieder zu Kräften kommen und ggf. schreien würde, wollte Daniel sie mit Alkohol ermüden. Michelle war aber nicht mehr in der Lage, selbstständig ein Getränk zu sich zu nehmen […]« – so sei es gewesen, liest der Anwalt vor Gericht vor.
Und so verwendet Daniel V. einen Kunststofftrichter, um dem Kind Alkohol einzuflößen, wobei er ihr die unteren Schneidezähne ausschlägt – die Untersuchungen ergeben später einen Blutalkoholgehalt von 0,83 Promille. Es muss ein äußerst brutales Vorgehen gewesen sein, was sich am Nachmittag jenes 18. Augusts in der Wohnung von Daniel V. abspielte und es ist gut, dass nicht alle Details an die Öffentlichkeit gelangen – gut für die Betroffenen, aber auch für den Angeklagten, den man sonst womöglich für ein brutales Monster gehalten hätte. Und vielleicht ist er das auch. Er versucht, das achtjährige Kind zu vergewaltigen, würgt schlägt mit der Faust. Als Michelle tot ist, deponiert er die Leiche, fürs Erste in einem Müllsack verstaut, in einer kleinen Abstellkammer auf halber Treppe in seinem Wohnhaus. Er schließt den Abstellraum zu und versteckt den Schlüssel in seinem Zimmer. Michelles Jacke, die noch im Flur liegt, stopft er in ihre Tasche. Die Tasche kommt unter sein Bett.
Mindestens eine Nacht bleibt das tote Kind in der Abstellkammer, während die Polizei schon Straßen und Grünanlagen in Leipzig Reudnitz nach dem vermissten Mädchen absucht. Daniels Mutter ahnt nichts von dem schrecklichen Geheimnis, das ihr Sohn hütet.
Daniel V. säubert die Wohnung, beseitigt
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