Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)
gegenüber den Kindern beschwert hatten, eine Aussprache mit dem Praktikanten gegeben hätte und die Vorfälle Daniels Ausbildungsschule mitgeteilt wurden. Schriftliche Beweise dafür existieren jedoch nicht. Und so darf Daniel V. 2007 erneut ein Praktikum absolvieren – dieses Mal in der Grundschule, die auch Michelle besuchte.
Am frühen Montagmorgen riegeln Beamte die komplette Straße ab – wieder sammeln sich Übertragungswagen, wieder stehen Reporter an allen nur erdenklichen Stellen, um Informationen zu erhaschen. Die Wohnung von Daniel V. liegt nur wenige Meter von der früheren Wohnung von Michelles Familie entfernt.
Montagnachmittag findet eine Pressekonferenz statt. Außer dem Leiter der SoKo »Michelle« nehmen auch der Polizeipräsident Leipzigs, Sachsens Innenminister Albrecht Buttolo, der sächsische Polizeipräsident und die Anwältin von Michelles Familie teil. Sie sitzen nebeneinander an einfachen Tischen, vor ihnen stehen grüne Namensschilder, sind zahlreiche Mikrofone postiert. Im Hintergrund ein Ständer mit Fahnen. Mit einem Beamer werden Details zum Fall der entführten und ermordeten Michelle an eine große Leinwand projiziert. Noch einmal blickt das lächelnde Gesicht des Mädchens auf die Betrachter herab.
Der Vater habe die Nachricht von der Festnahme des Verdächtigen gefasst aufgenommen und sei »sehr erleichtert«, teilt die Anwältin mit. Die Familie sei an ihrem neuen Wohnort inzwischen etwas zur Ruhe gekommen und die Anwältin bittet darum, dass dies so bleibe.
Medieninformation der Polizei Sachsen/Pressemitteilung
im Fall »Michelle« vom Dienstag, 10.03.2009
Am Montag, 09.03.09, erließ der Ermittlungsrichter des Amtsgerichtes Leipzig gegen einen 18-jährigen Leipziger wegen des dringenden Tatverdachtes, den Mord an Michelle […]begangen zu haben, Haftbefehl.
Der Heranwachsende war am Vortag gemeinsam mit seiner Mutter auf dem Polizeirevier Leipzig-Südost erschienen und räumte erste Zusammenhänge zwischen seiner Person und Michelles Verschwinden ein. Nachdem die SoKo über den Vorfall informiert wurde, folgte eine eingehende Vernehmung durch die Kriminalpolizei. Von seiner anfänglichen Version, den Leichnam der 8-Jährigen für einen unbekannten Mann nur beseitigt zu haben, ließ er nach mehreren Verstrickungen ab und schilderte Details, die ihn als Täter dringend verdächtig machten. Die bis in die späten Abendstunden andauernde Vernehmung musste aus Rücksicht auf den Zustand des 18-Jährigen unterbrochen werden. Nichtsdestotrotz begründeten die Tatsachen, dass er die Ermittler zur Ablagestelle von Michelles Tasche führen und weiteres detailliertes Täterwissen schildern konnte, den dringenden Tatverdacht und waren auschlaggebend für die Entscheidung des Gerichtes.
Diese neuen Anhaltspunkte machten eine größere polizeiliche Maßnahme in der Lipsiusstraße im Stadtteil Stötteritz erforderlich. Bereits in den Montagmorgenstunden wurde die Straße, in der sich die Wohnung des Beschuldigten befindet, zwischen Holsteinstraße und Oststraße durch Kräfte der Bereitschaftspolizei gesperrt und Anwohner sowie Berechtigte nur mit polizeilicher Begleitung in den Bereich gelassen. Kriminaltechniker der PD Leipzig und des LKA Sachsen beschäftigen sich seitdem mit der Spurensuche und –sicherung, was auch am heutigen Tag fortgesetzt wird. Von diesen Maßnahmen erhoffen sich die Ermittler u. a. Rückschlüsse auf einen möglichen Tatort.
Nach den umfänglichen kriminaltechnischen Untersuchungsmaßnahmen wird in gemeinschaftlicher Arbeit zwischen Staatsanwaltschaft und Polizei darüber beraten, wann und mit welchem taktischen Vorgehen die Vernehmung des 18-Jährigen weitergeführt wird.
Die zu Beginn 177-köpfige Sonderkommission hat in 203 Ermittlungstagen und zuletzt 42 Ermittlungskomplexen über 2.700 Stunden Videomaterial ausgewertet, knapp 10.000 Anwohner befragt und rund 20.000 Spuren, Hinweise und Vernehmungen angesammelt. Damit sind die Ermittlungen der SoKo »Michelle« noch nicht abgeschlossen. Nunmehr gilt es, die subjektiven Beweise mit der bisher vorhandenen objektiven Spurenlage abzugleichen. Erst mit einer rechtskräftigen Verurteilung des Beschuldigten kann der Fall zu den Akten gelegt werden.
Dahingehend bitten die Ermittlungsbehörden die Bevölkerung und auch die Medienvertreter um Verständnis, dass nicht jeder zukünftige, das Verfahren betreffende Schritt bekannt gegeben werden kann.
Was muss eine Mutter denken, wenn sie erfährt, dass der
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