Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)
voneinander, ein Auto anzuhalten. So versprechen sie sich bessere Chancen, mitgenommen zu werden. Angelika hat zuerst Glück. Ein Wagen hält und sie fragt den Fahrer, ob ihre Freundin auch mitfahren darf. Die Freundin darf. Während der Fahrt stellt sich heraus, dass die beiden Mädchen und der Fahrer gemeinsame Bekannte haben. Und so lässt der junge Mann sich überreden, die zwei direkt zur Rockfabrik zu fahren.
Die Freundinnen halten sich mehrere Stunden in der Disko auf, erklärt der Sprecher den Fernsehzuschauern, während man junge Leute zu Diskomusik tanzen sieht. Und auch der Fahrer des Wagens, der sie hierhergefahren hat, ist unter den Gästen.
Gegen Mitternacht verlässt Angelika plötzlich das Lokal. Ihre Freundin, später nach den Gründen befragt, weiß nicht, warum. Im Prozess fast 20 Jahre später wird sie aussagen, Angelika habe nach Hause gewollt, da sie sehr pflichtbewusst sei und nicht so spät heimkommen wollte. Im Film sieht man, wie Angelika Margit zuwinkt, und dann hinausgeht. Die eilt ihr hinterher, doch draußen angekommen ist Angelika spurlos verschwunden.
Einmal wird sie noch gesehen in dieser Nacht, berichtet das Team von Aktenzeichen XY ungelöst . Eine halbe Stunde nachdem sie die Disko verlassen hat, steht Angelika in Geilenkirchen, etwa sechs Kilometer von der Diskothek entfernt, vor den hell erleuchteten Schaufenstern einer Autofirma.
Eine Zeugin kann sich später sehr gut an die Anhalterin erinnern. Die Filmszene zeigt, wie ein Auto am Straßenrand hält und die Frau hinter dem Steuer sich zur Seite beugt und mit dem Mädchen spricht. Sie fragt Angelika, wo sie hinmöchte, fährt jedoch leider nicht in Richtung Erkelenz. Und so bleibt Angelika S. stehen, um auf jemanden zu warten, der in ihre Richtung fährt.
Das ist das letzte Mal, dass die junge Frau lebend gesehen wurde, sagt der Sprecher.
Danach sieht der Zuschauer, wie Margit sich am nächsten Tag über das Fahrrad, das noch immer am Bahnhof steht, wundert. Ist Angelika in der Nacht zuvor gleich bis vor ihre Haustür gefahren worden? Würde sie ihr Rad überhaupt einfach am Bahnhof stehen lassen? Die Freundin ruft Angelikas Eltern an. Angelika S. ist verschwunden.
Nach dem Einspielfilm kommt wieder Eduard Zimmermann ins Bild, der den Fernsehzuschauern erklärt, dass Angelika am nächsten Tag tot aufgefunden wurde: »Sie lag fast unbekleidet in einem Waldstück rund drei Kilometer von dem Ort entfernt, an dem sie zuletzt als Anhalterin gesehen worden war.« Im Anschluss wird der Hauptkommissar vorgestellt, der den Fall betreut. Die Polizei sucht mögliche Zeugen, die Angelika S. in der Nacht zum 1. September 1984 noch gesehen haben. Man weiß noch immer nicht, wie das spätere Opfer von der Diskothek in das sechs Kilometer entfernte Geilenkirchen gekommen ist. Hat jemand beobachtet, in welches Auto Angelika eingestiegen ist? Die Strecke von Geilenkirchen nach Randerath, die L 42, ist vielbefahren und so hofft die Polizei, dass Augenzeugen etwas bemerkt haben, was im Nachhinein zur Aufklärung des Falles beitragen könnte. Der Täter muss laut Fernsehbericht mit Angelika S. auf der L 42 bis in Höhe Süggerath gefahren sein, wo er in eine kleine Seitenstraße abgebogen ist. Dort – in einem Waldstück – wurde die Ermordete später gefunden.
Der Hauptkommissar weist die Zuschauer auf Gegenstände aus dem Besitz des Opfers hin, die noch immer verschwunden sind, während ein Foto eingeblendet wird: ein rosafarbener Anorak mit Kapuze, der innen bordeauxrot ist; zwei Schlüssel, verbunden durch einen Ring mit einem fußförmigen Lederanhänger. Ein Feuerzeug und ein Päckchen Samson – Zigarettentabak befanden sich in der Brusttasche des Anoraks und fehlen ebenfalls. Auch die mehrfach geflickten Jeans und die Sandalen wurden nicht gefunden. Angelika S. trug eine Brille von Rodenstock , die ebenfalls nicht wieder aufgetaucht ist.
Der Beamte endet mit dem üblichen Schlusssatz: »Für Hinweise, die zur Klärung des Verbrechens führen, sind Belohnungen von insgesamt 6000 Mark ausgesetzt. Hinweise bitte an …«
Eigentlich ist die Berichterstattung über den Fall hiermit abgeschlossen, doch Eduard Zimmermann hat dieses Mal noch einen Nachsatz. Er berichtet, dass der Hauptkommissar gemeinsam mit einem Kollegen eine Woche später ein Erlebnis der »ganz besonderen Art« hatte und zwar, als das Opfer in Erkelenz beerdigt wurde.
Ein weiterer kurzer Film wird eingespielt. Man sieht schwarzgekleidete Menschen auf einem Friedhof.
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