Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)
Mama abgeblieben ist. Sabine N. bleibt verschwunden und fast ein Jahr lang wissen weder ihr Sohn noch ihr Mann, was aus ihr geworden ist.
Sehr schnell gerät der Ehemann, er ist Zeitsoldat bei einer Raketeneinheit in Geilenkirchen, unter Verdacht. Seine Freundin gibt ihm für die Tatnacht ein Alibi, das sich jedoch als falsch herausstellt. Schon kurze Zeit nach dem Verschwinden seiner Frau fliegt Norbert N. mit seiner Freundin auf die Malediven. Viele Menschen in seiner Umgebung finden dieses Verhalten wenn schon nicht verdächtig, so doch zumindest herzlos. Hat der Ehemann etwas mit dem Verschwinden von Sabine zu tun? Besonders Sabines Vater, ein Polizist, verfolgt seinen Schwiegersohn hartnäckig über viele Jahre hinweg.
Am 20. September 1990 werden einige Kleidungsstücke der Verschwundenen in einem Waldstück bei Hückelhoven gefunden. Die Ermittler vermuten nun, dass auch Sabine N. ein Opfer des Serienmörders geworden sein könnte.
Sabines Leiche wird erst ein Jahr nach ihrem Verschwinden, am 20. Juni 1991, von einem Jäger entdeckt. Sie liegt, fast vollständig skelettiert, in einem Waldstück zwischen Arsbeck und Niederkrüchten. Arsbeck gehört zu Wegberg. Genau elf Kilometer entfernt wohnt auch Egidius S. An den Überresten lässt sich nicht mehr feststellen, wie Sabine N. zu Tode gekommen ist; ob sie erwürgt und vorher vergewaltigt wurde, bleibt offen.
Sechs, sieben, acht …?
In den Jahren 1983 und 1984 hat Egidius S. drei Frauen umgebracht. Zwischen den beiden Morden von 1984 und dem Mord von 1987 klafft eine Lücke von drei Jahren. Auch zwischen den Opfern Marion L. und Sabine N. vergehen drei Jahre. War Egidius S. in dieser Zeit nicht »aktiv«? Nach 1990, als Sabine N. verschwand, hören die Taten scheinbar gänzlich auf. Was ist geschehen? Ist der Anhalter-Mörder aus der Gegend fortgezogen? Oder hat er sein »Tätigkeitsfeld« nur in eine andere Region verlagert?
Indizien sprechen dafür, dass er mitnichten eine »Pause« eingelegt hat. Es gibt mehrere ungeklärte Fälle, die exakt in das Tatmuster und in die Zeiträume passen.
Am 16. Januar 1986 verschwindet die 18-jährige Ulrike K. in Kornelimünster. Sie wurde dort an einer Bushaltestelle zuletzt gesehen. Kornelimünster ist ein Stadtteil von Aachen. Die Leiche von Ulrike K. wird im Februar 1986 gefunden. Der Körper treibt in der Ruhr. Das Mädchen wurde erwürgt.
Am 30. Juli 2001 verschwindet Louise K. Sie wird zuletzt am Aachener Hauptbahnhof gesehen. Louise K. ist 24 Jahre alt. Sie stammt aus Broadstairs in Kent (Großbritannien), lebt jedoch bei ihrem Verlobten in Swisttal-Straßfeld, einem Ort etwa 80 Kilometer von Aachen entfernt. Am 30. Juli 2001 will Louise über Belgien nach Großbritannien reisen – sie hat dort ein Bewerbungsgespräch. Die Mutter ihres Verlobten fährt sie zum Bahnhof, begleitet Louise jedoch nicht hinein und kann so später auch nicht sagen, ob die junge Frau den Zug tatsächlich genommen hat. Von da an wird Louise K. nicht mehr gesehen.
Die polizeilichen Nachforschungen erbringen keinerlei Hinweise auf mögliche Aufenthaltsorte nach dem 30. Juli 2001. Daher geht die Polizei davon aus, dass Louise einem Tötungsdelikt zum Opfer gefallen sein muss. Eine Leiche wurde jedoch nie gefunden. Auch in Belgien und in den Niederlanden – die jeweiligen Grenzen sind nicht weit entfernt, von Aachen nach Maastricht sind es nicht einmal 40 und von Aachen nach Liège knapp 60 Kilometer – gibt es ungeklärte Fälle, die untersucht werden.
Schon in den 80ern vermutet die Polizei, dass es sich bei den »Anhalter-Morden« oder »Disko-Morden« um die Taten eines Serientäters handeln muss. Die Opfer verschwinden immer in der Gegend um Aachen, stets sind es junge Frauen, die keine Probleme damit haben, per Anhalter unterwegs zu sein. Oft sind sie auf dem Heimweg von der Diskothek. Spuren belegen, dass die Opfer stets mit Handschellen gefesselt und anschließend vergewaltigt wurden. Die Leichen werden jedes Mal unbekleidet und erdrosselt in Waldstücken gefunden.
Es wird jedoch nach dem Tod von Sabine N. noch viele Jahre dauern, ehe man dem Täter auf die Spur kommt.
Kommissar Zufal l
Die Ermittler schließen die Akten in den folgenden Jahren nie ganz. Immer wieder nehmen sie sich die Informationen vor, bearbeiten die Verfahren, ermitteln. 1988 übermitteln sie das erste Mal genetische Spuren aus dem Fall an das Bundeskriminalamt, um Übereinstimmungen mit dort gespeicherten DNA-Profilen zu finden. Drei Jahre später
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