Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)
Steinkohleförderung in der Grube Anna des Eschweiler Bergwerkvereins wird Ende 1983 eingestellt.
Es gibt eine Burg, den A nnapark , eine Kriegergedächtniskapelle, einen Wasserturm, einen Tierpark und das Schloss Ottenfeld , das eigentlich ein aus rotem Stein gemauerter alter Gutshof ist, dessen Ursprünge bis in das Jahr 1420 zurückreichen. Hier befindet sich auch ein kleiner Teich: der Ottenfelder Angelweiher . Es ist eine friedliche, ruhige Ecke mit altem Baumbestand, Alleen und viel Grün.
Am Abend des 27. Juli, einem Mittwoch, geht ein Mann die Ottenfelder Allee entlang, am Schloss vorbei in Richtung des Parks. Er ist Lokführer in der Zeche Anna I und befindet sich auf dem Heimweg. Am Rande des Angelweihers in einer Mulde, etwa zehn Meter neben der Allee, fällt ihm etwas auf. Das, was da liegt, sieht aus wie ein menschlicher Körper. Der Mann informiert die Polizei.
Die Leiche – denn der Lokführer hat richtig gesehen – wird geborgen. Es ist die vermisste 18-jährige Marion G. aus Herzogenrath. Der Körper ist fast nackt, nur Slip und Blouson sind noch vorhanden. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um Mord handelt.
Marion G. wurde erdrosselt. Mit einem anderthalb Meter langen Seil und einem Damenstrumpf. An ihren Handgelenken finden sich bei der Obduktion Striemen und Fesselspuren. Das erklärt, warum es keine Abwehrverletzungen gibt – Marion G. war bereits an den Händen gefesselt, als sie vergewaltigt und getötet wurde.
Der ganze Körper ist mit Glasscherben übersät, die sich im Nachhinein als Reste einer Windschutzscheibe herausstellen. Es lässt sich auch beweisen, dass das Opfer vergewaltigt wurde, Spermaspuren können jedoch nicht gesichert werden. Den Beamten bleiben 1983 nur die Faserpuren. Es sind über 100, die am Blouson der Toten gefunden werden. Die restlichen Kleidungsstücke der Marion G. werden nicht gefunden.
Die Polizei rekonstruiert Marion G.s letzte Stunden, versucht so, einen Anhaltspunkt zum Täter zu finden. Die junge Frau ging gern in Bars, arbeitete sogar eine Zeit lang als Bardame – die Aachener Zeitung bezeichnet sie in einem Artikel als »Animiermädchen«. Und sie trampte gern – ein gefährliches Unterfangen.
Am Tag ihres Verschwindens, es ist der Abend des 27. Juni 1983, ist sie auf dem Weg von Herzogenrath, wo ihr Freund wohnt, nach Hause. Kurz darauf will Marion G. in den Urlaub fahren – die Koffer sind schon gepackt.
Sie wartet an einer Bushaltestelle, will per Anhalter fahren. An dieser Bushaltestelle steigt die 18-Jährige in das Auto ihres Mörders.
Später rekonstruiert die Polizei, dass der Mörder mit ihr in ein Waldstück gefahren ist, wo er die junge Frau vergewaltigen will. Sie wehrt sich verzweifelt, mit aller Kraft, kämpft. Dabei zertritt sie die Windschutzscheibe des Autos. Doch das alles hilft ihr nicht. Der Täter erdrosselt Marion G., entkleidet sie und wirft sie anschließend in den Ottenfelder Angelweiher .
Zwei: Februar 1984
Merkstein gehört seit 1972 zu Herzogenrath, das etwa 15 Kilometer nördlich von Aachen liegt. Hier wohnt die 15-jährige Andrea W. Sie geht noch zur Schule, besucht das Gymnasium. Andrea ist ein lebenslustiges Mädchen, sie will ihre Jugend genießen, ausgehen, sich mit Freunden treffen. Andrea W. besucht regelmäßig die Diskothek. Und sie trampt gern.
Der Februar 1984 ist nicht sonderlich kalt, tagsüber herrschen Plusgrade und auch nachts sinkt die Temperatur kaum in den Minusbereich. Und so lassen sich die jungen Leute nicht davon abbringen, zu ihrem Vergnügen aus den Vororten in die Stadt zu fahren und auszugehen.
Der 24. Februar 1984 ist ein Freitag – das Wochenende steht bevor. Andrea W. will sich amüsieren. Das Mädchen mit der Punkfrisur fährt in eine Disko nach Herzogenrath. Den Heimweg will sie per Anhalter zurücklegen – allein. Zwei Zeugen sehen sie noch an der Landstraße stehen, doch sie kommt nie zu Hause an. Am nächsten Morgen wird ihre Familie noch nicht unruhig. Das Mädchen übernachtet ab und zu bei einem Freund in Übach-Palenberg.
Als Andrea auch am Mittag noch nicht wieder daheim ist, beginnen die Eltern und der 19-jährige Bruder, sich ernsthafte Sorgen zu machen. Die Eltern fahren mit dem Auto die Gegend ab, finden jedoch nichts.
Am gleichen Tag entdeckt ein Bauer die Leiche des Mädchens in einem Hohlweg bei Broichweiden – sie wurde erwürgt. Der tote Körper liegt nur wenige 100 Meter vom Firmengelände der Spedition Offergeld entfernt. Diese Tatsache soll später
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