Dem Leben Richtung geben
Suche nach dem Sinn seiner Existenz machen.
Dieser Suche wird in der modernen Industriegesellschaft nur wenig Bedeutung beigemessen. In den vergangenen Jahrzehnten hat der Materialismus die Oberhand gewonnen. Ihm genügt es, Sinn in der Höhe des monatlichen Gehalts, in der Zahl der Reisen, in der Größe des eigenen Hauses auszudrücken. Der Sinn im Materiellen trägt manche zwar für viele Jahre, aber fast niemanden für ein ganzes Leben. Die meisten Menschen wollen etwas Sinnvolles tun, was jenseits von Gewinnmargen Bedeutung hat.
Wir müssen wieder erkennen, dass Sinn einer der stärksten Motivationsfaktoren überhaupt ist. Er ist der Motor, der uns nachhaltig in Bewegung setzt und unserem Leben Dynamik verleiht. Wer einen überzeugenden Sinn in seinem Handeln sieht, der ist zu nahezu allem fähig. Überstunden, Sonderschichten, außergewöhnliche Anstrengungen und mancher Verzicht – das alles ist kein Problem für den, der weiß, warum es gut ist, diese Leistung zu bringen.
Workshop: Auf der Suche nach dem Sinn
»Das dritte Jahrtausend beginnt mit dem neuen Wissen: Menschen haben ein Recht auf Lebenssinn. Sinn ist ein Menschenrecht«, sagt Gertrud Höhler. Was ist für Sie der Sinn?
Meine Meinung:
Das Leben ist sinnlos.
Der Sinn des Lebens ist vorgegeben.
Der Sinn des Lebens muss von mir selbst definiert werden.
|160| Meine Begründung:
Was gibt meinem Leben Sinn?
Aber warum ist die Frage nach dem Sinn denn überhaupt so wichtig?
Sie beschäftigt uns so sehr, weil wir es nur schwer ertragen können, völlig sinnlos auf dieser Erde zu sein. Wer nach sinnvollem Leben fragt, muss sich erst einmal darüber klar werden, was er unter »Leben« verstehen will, denn wir haben nur ein einziges. Alles andere kann man wiederholen. Wenn man durchs Abitur fällt, wiederholt man die 13. Klasse, wenn man das Examen nicht besteht, kann man die Prüfung noch einmal machen, wenn eine Ehe scheitert, wagen viele einen neuen Versuch. Nur wenn man sich am Ende seines Lebens den Vorwurf machen muss »Ich habe mich selbst nicht ernst genommen«, gibt es keine zweite Chance.
Ein Zitat aus unbekannter Quelle sagt:
»Der Sinn des Lebens besteht darin, Sinnvolles zu tun. Sinnvoll ist die Beschäftigung, die für einen selbst oder andere Menschen, möglichst sogar für alle Menschen nützlich ist. Demnach besteht der Sinn des Lebens darin, nutzbringend zu wirken und für möglichst viele Menschen Mehrwert zu bieten und Gutes zu bewirken.«
Alfred Adler, der Begründer der Individualpsychologie, verwendet dafür ein treffendes Bild: »Sich selbst verwirklichen kann jemand eigentlich nur in dem Maße, wie er sich selbst vergisst, indem er |161| sich selbst übersieht. Ist es nicht wie beim Auge, dessen Sehtüchtigkeit davon abhängt, dass es sich nicht selbst sieht? Wann sieht denn das Auge etwas von sich selbst? Doch nur, wenn es erkrankt ist: Wenn ich an einem grauen Star leide, dann sehe ich eine graue Wolke und nehme damit meine Linsentrübung wahr. Wenn ich an einem grünen Star leide, dann sehe ich einen Hof von Regenbogenfarben, rings um die Lichtquellen. Das ist mein grüner Star. In gleichem Maße ist aber auch die Fähigkeit meines Auges, die Umwelt wahrzunehmen, geschmälert und beeinträchtigt.«
Nur der Mensch, der sich selbst vergisst und nicht mehr wahrnimmt, macht offensichtlich Schritte in die richtige Richtung.
Wir wissen, dass wir Ihnen an dieser Stelle einiges zumuten. Doch jetzt sind Sie an der Reihe. Was denken Sie persönlich über den Sinn des Lebens? Die Antwort ist so wichtig, weil Sie darauf Ihr Leben aufbauen wollen. Menschen werden depressiv, lustlos und krank, wenn sie in ihrem Leben keinen Sinn mehr sehen. Entdecken sie ihn wieder, so werden sie manchmal über Nacht wieder gesund.
Es ist oft erschreckend, mit wie viel eingebauter Sinnlosigkeit Ziele gesetzt und Energien verschleudert werden. Die Konsequenz: wenig Freude, wenig bleibender Nutzen, endogene Neurosen, Alkohol zum Betäuben ... Sinnlosigkeit blockiert Energie, Sinn entfesselt Energie.
Als Heinrich VIII. von England auf dem Totenbett lag, ließ er seinen Hofnarren kommen. Der König sagte: »Freund, ich muss jetzt gehen.« »Wohin?«, fragte der Narr. »Das weiß ich nicht.« – »Wann kommt Ihr wieder?« – »Ich komme nicht wieder.« – »Wer geht mit Euch?« – »Niemand.« – »Habt Ihr Euch denn auf diese Reise vorbereitet?« – »Nein.« – Da nahm der Narr seinen Narrenstab und seine Narrenkappe, warf sie auf das Bett
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