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Dem siebten Himmel so nah

Dem siebten Himmel so nah

Titel: Dem siebten Himmel so nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Hunter
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„Dann war er also nicht immer ein mittelloser Schürzenjäger. Ein beeindruckender Job. Manche Frauen finden vielleicht sogar, das klingt romantisch – obwohl sie sich da irren.“ Er blickte Chloe an. „Aber kann er auch fischen?“

5. KAPITEL
    Pete war fünf Schritte von der Eingangstür zu Chloes Hotel entfernt und in Gedanken bei einer dunkelhaarigen Schönheit, der er Diskretion versprochen hatte, als Sam an ihm vorbeiflitzte, um ihm die Tür aufzuhalten und dann an die Rezeption zu sausen. Die Passagiere, die Pete auf die Insel geflogen hatten, besuchten Verwandte, er war also bis zum nächsten Vormittag sein eigener Herr. Bis dahin konnte er tun und lassen, was er wollte.
    Und was Pete wollte, war einchecken, irgendwann etwas essen und Serena suchen.
    An der Rezeption wurde aufgeregt geflüstert. Vielleicht waren sie ausgebucht. Sam grinste, das Mädchen an der Rezeption errötete.
    „Sie brauchen ein Zimmer, Sir?“, fragte sie. „Haben Sie reserviert?“
    „Noch nicht. Ich brauche ein Zimmer für eine Nacht. Wenn noch etwas frei ist.“
    „Sicher, Sir. Eine Person?“
    Pete nickte.
    „Sie sind in Zimmer Nummer siebzehn.“
    Er reichte ihr seine Kreditkarte, sie wickelte die Zahlung ab und gab ihm den Schlüssel. „Angenehmen Aufenthalt.“
    „Soll ich deine Tasche tragen?“, fragte Sam.
    „Warum? Arbeitest du jetzt hier?“
    „Nein.“ Sam hielt kurz inne, als denke er darüber nach, dann leuchteten seine Augen auf. „Noch nicht. Aber vielleicht könnte ich. Glaubst du, sie würde mich bezahlen?“
    „Wer? Deine Tante Chloe? Vielleicht.“ Er musterte den Jungen. „Brauchst du Geld?“
    „Braucht das nicht jeder?“
    „Wofür?
    „Für so Kram.“
    „Was für Kram?“
    Der Junge zuckte die Schultern. „Na, so Kram eben.“
    Pete öffnete die Tür zu Zimmer siebzehn und sah sich um. „Schönes Zimmer“, sagte er.
    Sams Lächeln wurde noch breiter.
    Pete ließ seinen Seesack auf das Fußende des Bettes fallen und inspizierte demonstrativ die Minibar. „Trinkst du, Sam?“
    Sams Lippen verengten sich zu einer dünnen Linie. „Nein.“
    „Rauchst du?“
    „Nein.“
    „Nimmst du Drogen?“
    „Ich habe doch gesagt, nein!“
    „Schlauer Bursche“, sagte er milde. „Warum willst du dann unbedingt arbeiten und Geld verdienen?“
    Sam antwortete nicht. Er blieb schweigend an der Tür stehen, einen trotzigen Zug um das Kinn, den Pete von seinen eigensinnigen Geschwistern nur zu gut kannte. Er erwiderte Sams Blick und wartete. Ohne Strenge, ohne Drängen, wartete er einfach nur ab. Diese Technik hatte er sich bei Jake abgeguckt – bei ihm schien es immer zu funktionieren.
    „Was ist, wenn ich es brauche, um Essen zu kaufen, oder Schuhe?“, sagte Sam plötzlich. „Was ist, wenn ich es brauche, um Medizin für …“ Der Junge unterbrach sich, sein Blick so verletzlich, wie Pete sich plötzlich fühlte. „Was ist, wenn ich krank werde?“, sagte er mit dünner Stimme.
    „Dann kümmert sich deine Familie um dich, Sam“, sagte er fest.
    „Und wenn nicht?“
    „Natürlich wird sie das. Deine Tante Chloe wird sich um dich kümmern.“
    Sams Blick war voller Misstrauen. „Das wissen Sie doch gar nicht.“
    „Stimmt, du hast recht.“ Auch er hatte seine Mutter verloren, genau wie Sam. Aber er war nie allein. Er hatte immer seine Brüder, auf die er sich verlassen konnte. Selbst als sein Vater zugrunde ging, hatte er immer seine Geschwister. Sam hatte niemanden, und es war fast unmöglich, sich vorzustellen, was der Junge durchgemacht hatte – und immer noch durchmachte, wie seine verbissene Entschlossenheit, zu arbeiten und seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen, bewies. „Aber ich wette fünfzig Euro darauf, dass deine Tante, falls du krank wirst, dafür sorgt, dass du jede Medizin, jeden Arzt, jede Pflege bekommst, die du brauchst.“ Er nahm einen Fünfzig-Euro-Schein aus seinem Portemonnaie und warf ihn auf das Bett. Dann nahm er noch einen Schein. „Und ich wette noch mal fünfzig, dass du bei ihr nie hungern musst.“
    Sam betrachtete ihn mit seinen dunklen, unruhigen Augen. Er möchte mir gern glauben, dachte Pete. Er wünscht sich verzweifelt, dass es so wäre, doch die Erfahrung hatte ihn etwas anderes gelehrt. „Ich habe keine hundert Euro, um dagegen zu wetten“, sagte der Junge schließlich.
    „Die brauchst du auch nicht. Wenn deine Tante dich enttäuscht, gehört das Geld dir. Wenn nicht, gibst du es mir zurück. Das ist der Deal“, sagte er, doch das Kind

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