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Dem Sieger eine Handvoll Erde

Dem Sieger eine Handvoll Erde

Titel: Dem Sieger eine Handvoll Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Transporterfahrer Europas, der einen eigenen Ferrari besitzt! Alexis wird meinen Aston nehmen, und ich werde Ihren verrotteten Schrotthaufen morgen höchstpersönlich nach Vignolles kutschieren. Sie müssen ihn dann in unsere Marseiller Garage bringen und dort lassen. Ich fürchte, für immer.«
    »Ich verstehe, Mr. MacAlpine.«
    »Mr. MacAlpine, Mr. MacAlpine. Sind Sie sicher, daß Sie den Job auch wirklich haben wollen, Johnny?«
    »Ich war noch nie sicherer.«
    Harlow ging in die Halle hinunter und stellte fest, daß Dunnet und Mary nicht mehr dort waren. Er ging wieder hinauf, fand Dunnet in seinem Zimmer und fragte: »Wo ist Mary?«
    »Spazierengegangen.«
    »Ziemlich kalter Abend für einen Spaziergang.«
    »Ich glaube nicht, daß sie die Kälte spüren wird«, bemerkte Dunnet trocken. »Man nennt das, glaube ich, Euphorie. Haben Sie mit dem alten Knaben gesprochen?«
    »Ja. Der alte Knabe, wie Sie ihn nennen, wird allmählich wirklich alt. In den letzten Monaten ist er um mindestens fünf Jahre gealtert.«
    »Mehr als zehn. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, daß seine Frau spurlos verschwunden ist. Wenn Sie plötzlich jemand verlieren würden, mit dem Sie fünfundzwanzig Jahre verheiratet waren …«
    »Er hat mehr verloren als seine Frau.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich weiß es auch nicht. Seine Nerven, sein Selbstvertrauen, seinen Schwung, seine Durchsetzungskraft.« Harlow lächelte. »Irgendwann in dieser Woche werden wir ihm die verlorenen zehn Jahre wiedergeben.«
    »Sie sind der arroganteste und selbstbewußteste Kerl, den ich jemals kennengelernt habe«, sagte Dunnet bewundernd. Als Harlow nicht antwortete, zuckte er die Achseln und seufzte. »Na, um weltbester Rennfahrer zu werden, muß man ja wohl auch an sich selbst glauben. Und was jetzt?«
    »Ich bin sozusagen schon unterwegs. Auf meinem Weg nach draußen werde ich noch schnell das kleine Couvert aus dem Hotelsafe holen, das ich unserem Freund in der Rue St. Pierre bringen will – das scheint mir eine viel sicherere Methode zu sein, als es mit der Post fortzuschicken. Wie wär's, wollen wir nicht einen Drink an der Bar nehmen und feststellen, ob sich jemand für mich interessiert?«
    »Warum sollten sie an Ihnen interessiert sein? Sie haben die richtige Kassette – oder glauben wenigstens, sie zu haben, was in diesem Fall auf das gleiche herauskommt.«
    »Möglich. Aber es könnte doch sein, daß sie aufmerksam werden, wenn ich den Umschlag aus dem Hotelsafe hole, ihn aufreiße, ihn wegwerfe, die Kassette untersuche und schließlich in die Tasche stecke. Sie wissen, daß sie schon einmal hereingelegt worden sind. Und glauben Sie nur, die werden sehr schnell auf den Gedanken kommen, sie seien ein zweites Mal übers Ohr gehauen worden.«
    Ein paar Sekunden lang starrte Dunnet Harlow fassungslos an. Als er schließlich sprach, war seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. »Sie suchen ja nicht nur Ärger. Sie bestellen sich sozusagen gleich Ihren eigenen Kiefernsarg.«
    »Für einen Champion ist die beste Eiche gerade gut genug. Und zwar mit vergoldeten Handgriffen. Kommen Sie.«
    Sie gingen gemeinsam die Treppe hinunter. Unten trennten sie sich; Dunnet ging zur Bar, und Harlow steuerte auf die Rezeption zu. Während Dunnet seinen Blick aufmerksam durch die Halle wandern ließ, ließ Harlow sich seinen Umschlag geben, öffnete ihn, zog die Kassette heraus und untersuchte sie sorgfältig, bevor er sie in eine Tasche seiner Lederjacke schob. Als er der Rezeption den Rücken zuwandte, kam Dunnet herangeschlendert und sagte kaum hörbar: »Tracchia.« Die Augen quollen ihm geradezu aus dem Kopf. Und dann rannte er zur nächsten Telephonzelle.
    Harlow nickte schweigend, trat durch die Schwingtür nach draußen und blieb abrupt stehen, denn eine Gestalt im Ledermantel versperrte ihm den Weg.
    »Was machst du hier draußen, Mary?« fragte er. »Es ist eiskalt.«
    »Ich wollte dir nur adieu sagen, das ist alles.«
    »Das hättest du doch auch drinnen tun können.«
    »Ich bin ein sehr schüchternes Mädchen und lege großen Wert darauf, bei solchen Dingen ungestört zu sein.«
    »Außerdem siehst du mich ja morgen schon wieder. In Vignolles.«
    »Wirklich, Johnny? Wirklich?«
    »Na so was! Noch jemand, der glaubt, ich könne nicht Auto fahren!«
    »Mach jetzt keine Witze, Johnny. Mir ist nicht danach. Mir ist ganz schlecht vor Angst. Ich habe das schreckliche Gefühl, daß irgend etwas Furchtbares passieren wird. Und zwar dir.«
    Harlow

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