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Dem Sieger eine Handvoll Erde

Dem Sieger eine Handvoll Erde

Titel: Dem Sieger eine Handvoll Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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irgendwelche Schmerzen auf die Füße. Ebenso grob preßte er die Spitze des Messers so lange gegen den Rücken des Eindringlings, bis er sicher war, daß er die Haut angeritzt hatte. »Raus!« sagte Harlow.
    Mit dem Messer im Rücken hatte Harlows verhinderter Mörder nicht die geringste Möglichkeit zu protestieren. Die beiden Männer traten aus der Villa und gingen über die Straße zu dem kleinen schwarzen Renault. Harlow stieß den Mann auf den Fahrersitz und ließ sich im Fond nieder.
    »Los. Zur Polizei!« sagte er.
    Als der Mann sprach, war er nicht gerade deutlich zu verstehen. Er sagte: »Kann nicht fahren.«
    Harlow griff nach seinem Totschläger und ließ ihn mit annähernd der gleichen Wucht wie beim ersten Mal wieder auf die gleiche Stelle über dem Ohr des Mannes niedersausen – diesmal jedoch auf der linken Seite. Der Mann sank über dem Lenkrad zusammen.
    »Los. Zur Polizei!« wiederholte Harlow.
    Und er fuhr – wenn man das als Fahren bezeichnen konnte. Es war verständlicherweise die haarsträubendste Fahrt, die Harlow je erlebt hatte. Abgesehen von der Tatsache, daß der Mann gar nicht richtig bei sich war, mußte er auch noch mit nur einer Hand fahren, die er immer wieder vom Lenkrad nehmen mußte, denn mit der zweiten Hand preßte er ein mittlerweile blutgetränktes Taschentuch gegen sein zerschlagenes Gesicht. Glücklicherweise waren die Straßen menschenleer, und zum Polizeirevier waren es nur zehn Minuten zu fahren.
    Harlow schaffte den unglückseligen Italiener in die Amtsstube, wobei er ihn halb stieß und halb trug, setzte ihn nicht gerade sanft auf eine Bank und trat an den Tresen. Dahinter saßen zwei große, stämmige und offensichtlich gutgelaunte Polizeibeamte, beide in Uniform: ein Inspektor und ein Sergeant. Sie musterten überrascht und mit großem Interesse den Mann auf der Bank, der kurz vor einem Zusammenbruch stand und jetzt wieder beide Hände gegen sein blutendes Gesicht preßte.
    »Ich möchte mich über diesen Mann beschweren.«
    Der Inspektor sagte milde: »Es sieht eher so aus, als ob er Veranlassung hätte, sich über Sie zu beschweren.«
    »Sie werden sicher meinen Ausweis sehen wollen«, sagte Harlow. Er zog seinen Paß und seinen Führerschein aus der Tasche, aber der Inspektor warf nicht einmal einen Blick darauf.
    »Sogar der Polizei ist Ihr Gesicht besser bekannt, als das jedes Kriminellen in Europa. Aber ich hatte immer gedacht, daß Sie Rennfahrer seien und nicht Boxer, Mr. Harlow.«
    Der Sergeant, der den Italiener die ganze Zeit unverwandt angeschaut hatte, tippte den Inspektor an.
    »Na, so was«, sagte er. »Wenn das nicht unser Freund Luigi der Leichtfinger ist! Bei seinem Zustand ist es allerdings schwierig, ihn auf den ersten Blick zu erkennen.« Er wandte sich an Harlow: »Wie haben Sie seine Bekanntschaft gemacht, Sir?«
    »Er kam mich besuchen. Es tut mir leid, daß es zur Gewaltanwendung kam.«
    »Entschuldigungen sind überflüssig«, sagte der Inspektor. »Luigi sollte regelmäßig verprügelt werden, am besten einmal wöchentlich. Aber diese Abreibung sollte eigentlich für ein paar Monate genügen. War es – äh – nötig?«
    Wortlos legte Harlow das Messer und die Pistole auf den Tresen.
    Der Inspektor nickte. »Bei seinem Vorstrafenregister mindestens fünf Jahre. Sie wollen natürlich Anzeige erstatten?«
    »Bitte machen Sie das für mich. Ich muß dringend etwas besorgen. Ich komme später noch einmal vorbei, wenn ich darf. Ich glaube nicht, daß Luigi mich berauben wollte. Ich glaube, er wollte mich umbringen. Ich wüßte gern, wer ihn geschickt hat.«
    »Ich glaube, das läßt sich machen, Mr. Harlow.« Die grimmige Nachdenklichkeit auf dem Gesicht des Inspektors verhieß nichts Gutes für Luigi.
    Harlow bedankte sich, verließ das Revier, stieg in den Renault und fuhr los. Hätten Harlow Gewissensbisse geplagt, weil er sich Luigis Wagen ausgeborgt hatte, so wären diese sicher durch die Gewißheit beseitigt worden, daß der eigentliche Eigentümer in nächster Zeit keine Gelegenheit haben würde, sich selbst ans Steuer zu setzen. Luigi hatte von der Villa bis zum Polizeirevier zehn Minuten gebraucht. Harlow brauchte weniger als vier Minuten und dann nicht mehr als dreißig Sekunden, bis er den Wagen fünfzig Meter von der großen Rolltür der Coronado-Garage geparkt hatte. Die Tür war zu, aber rechts und links drang ein Lichtschimmer durch die Ritzen.
    Fünfzehn Minuten später beugte Harlow sich gespannt vor: Eine kleine Tür, die

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