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Dem Tod auf der Spur

Titel: Dem Tod auf der Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tsokos
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dabei gewesen war und sich jeden unserer Handgriffe interessiert hatte erklären lassen, meine Einschätzung mit: Nach allem, was ich gesehen hatte, ging ich davon aus, dass das tödliche Schädel-Hirn-Trauma die Folge eines Sturzes aus mindestens fünf Meter Höhe war. Andere Arten stumpfer äußerer Gewalteinwirkung kamen für die massiven Kopfverletzungen, insbesondere in Kombination mit den Brüchen von Elle und Speiche beider Unterarme und der gestauchten und gebrochenen Wirbelsäule, nicht in Betracht. Der Mann musste mit dem Kopf voran auf offensichtlich sehr hartem Untergrund aufgeschlagen sein, was dann nicht nur zu den Schädelund Gesichtsverletzungen, sondern auch zu den Brüchen und der Stauchung der Wirbelsäule geführt hatte. Es handelte sich somit um eine nicht-natürliche Todesart. Weder ein Gewaltverbrechen noch ein Sturz in suizidaler Absicht oder ein Unfall konnten zunächst bewiesen oder ausgeschlossen werden.
    Der Tote konnte noch am Abend desselben Tages, an dem die Leiche gefunden wurde, durch seine Fingerabdrücke als Andrej Tischkov identifiziert werden. Tischkov war einige Monate zuvor als Schwarzarbeiter auf einer Berliner Baustelle festgenommen und dannauf einer Polizeidienststelle »erkennungsdienstlich behandelt« worden.
    Am nächsten Tag gab die Berliner Polizei eine Pressemeldung heraus. Darin wurde von dem Leichenfund und den massiven Kopfverletzungen als Todesursache berichtet und die Identität des Toten genannt. Auch enthielt die Mitteilung Details über seine Beschäftigung als Schwarzarbeiter und einen kürzlich gestellten Asylantrag, der abgelehnt worden war. Auf diesem Weg suchten die Ermittler nach möglichen Zeugen, die den Toten kannten und/oder etwas darüber sagen konnten, mit wem er in Kontakt gestanden hatte, sowie über seinen Aufenthaltsort unmittelbar vor seinem Tod.
    Es war offensichtlich, dass es sich hierbei um einen typischen Fall von Leichenbeseitigung handelte. Tischkov war von seinem Sterbeort weggeschafft und in Berlin-Friedrichshain abgelegt worden, um die Spur zu irgendjemandem zu verwischen. Aber wer war dieser Jemand? Und was hatte er zu verbergen?
    Knapp zwei Monate nach der ersten Pressemeldung des Berliner LKA erschien eine weitere offizielle Pressemitteilung der Berliner Polizei. Diesmal wurde die Aufklärung des Falles vermeldet: »Der Fall stellt sich als Suizid dar«, hieß es darin.Andrej Tischkov hatte sich die letzten Wochen vor seinem Tod auf einem ehemaligen Bauernhof im sächsischen Muldentalkreis aufgehalten (ein anonymer Anrufer hatte die Polizei darüber informiert) und dort eine illegale Cannabisplantage gehütet. Auf diesem Hof stürzte sich der an Depressionen leidende Mann den Ermittlungen zufolge aus einem Fenster des zweiten Stocks.
    Nachdem das Objekt, das Gehöft eines 39-jährigen Deutschen, der dort mit seiner 22-jährigen Lebensgefährtin auch wohnte, lokalisiert und einige Zeit observiert worden war, beantragte die Staatsanwaltschaft beim zuständigen Gericht einen Durchsuchungsbeschluss, der auch genehmigt wurde. Das mobile Einsatzkommando der Polizei und die sie begleitenden Rauschgiftfahnder fanden auf einer Fläche von mehreren Tausend Quadratmetern eine hochprofessionell eingerichtete Anlage zur Aufzucht von Cannabispflanzen vor. In den Gewächshäusern wurden etwa 4.800 Hanfpflanzen unterschiedlicher Wachstumsphasen sichergestellt, die später auf Anordnung der Staatsanwaltschaft vernichtet wurden.
    Vier Dieselaggregate, die jeweils die Größe von Kleinbussen hatten, versorgten über tausend Hochleistungs-Quecksilberdampflampen mit je 800 Watt Energie und sorgten so für die richtige Temperatur in den Gewächshäusern. Zudem war die Indoor-Plantage mit einem vollautomatischen Bewässerungs- und Entlüftungssystem ausgestattet. An die Bewässerungsanlage, die für die richtige Feuchtigkeit der Pflanzen sorgte, waren zwei 6.000-Liter-Wassertanks angeschlossen. Eine Zuluftanlage sorgte über Ventilatoren für die nötige Belüftung, während die mit hochwertigen Kohlefiltern ausgestattete Abluftanlage verhinderte, dass sich in der Umgebung der Treibhäuser der typische süßlich-schwere Cannabisduft verbreitete und so auf das Treiben auf dem Gehöft aufmerksam machte. Licht- und Bewässerungsanlage wie auch die Lüftung wurden per Handy des Betreibers und über eine elektronische Zeitschaltuhr gesteuert.Allein die Lichtanlage musste mehrere Hunderttausend Euro gekostet haben.
    Die 4.800 Pflanzen warfen im Jahr

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