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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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die sich im Batist ihres Nachthemdes verfing. Sie schaute Richtung Fluss. Die gewaltige dunkle Landschaft im Licht des Vollmonds machte ihr Angst und faszinierte sie zugleich. Sie hatte eine ähnliche Wirkung auf sie wie Blackraven – überwältigend und berauschend.
    Covarrubias hatte gesagt, Roger sei ein Frauenheld und würde alles tun, um seine Ziele zu erreichen. Es beunruhigte sie, dass Covarrubias, der eigentlich grundsolide war, eine solche Meinung von Blackraven hatte. Sie sagte sich, dass ihn die Eifersucht dazu trieb. Sie hatte Angst vor ihrem eigenen Misstrauen. Covarrubias’ Worte trafen sie mehr, als sie sich eingestehen wollte. Sie musste Blackraven sehen, damit sich all ihre Zweifel in Wohlgefallen auflösten.
Sie kehrte in ihr Zimmer zurück und fragte Trinaghanta leise: »Weißt du, ob seine Exzellenz auf seinem Zimmer ist?«
    »Das glaube ich nicht, Miss Melody. Er ist bestimmt in der Bibliothek.«
    In der Tat, Blackravens Schlafzimmer war leer. Sie ging ins untere Stockwerk. Nachdem die Sklaven den Salon aufgeräumt hatten, hatten sie sich zurückgezogen. Sie öffnete die Tür zu Blackravens Arbeitszimmer, und Sansón trottete auf sie zu.
    »Geh und pass auf Jimmy auf«, sagte sie und schloss die Tür hinter ihm.
    Sie hörte den dumpfen Schlag eines Billardstocks gegen eine Kugel und ging zu dem angrenzenden Zimmer. Sie sah Blackraven, der sich um den Tisch herum bewegte und über den nächsten Stoß nachdachte. Sein Oberkörper war nackt, sein Haar offen. Ihr Blick fiel auf die Tätowierung am linken Arm, und wieder musste sie an Covarrubias’ Warnungen denken. Dieses Bild strahlte etwas Unheimliches aus, als sei es der sichtbare Ausdruck seiner dunklen Seite.
    Blackraven schaute auf und lächelte ihr überrascht zu. Er legte den Spielstock auf den Tisch, nahm Melody in den Arm und drückte sie an seine Brust. Sie duftete nach Frangipani und Seife. Er spürte, dass die Soirée ihr zugesetzt hatte und dass sie durcheinander war.
    »Ich hatte solche Sehnsucht nach dir. Aber ich wollte dich nicht stören. Ich dachte, du seiest zu erschöpft«, sagte er.
    »Ich bin erschöpft, aber ich musste dich sehen. Ich hatte auch Sehnsucht nach dir«, sagte sie.
    Lächelnd nahm Blackraven ihr Gesicht in seine Hände.
    »Meine süße Isaura. Meinetwegen hast du so viel ertragen müssen. Verzeih mir bitte. Ich hätte dich diesem Jahrmarkt von Heuchlern niemals aussetzen dürfen.«
    »Das macht mir alles nichts aus, solange du mir sagst, dass du mich liebst und dass ich dir wichtig bin.«
    »Isaura, ich liebe dich so sehr, dass ich mich selbst nicht mehr kenne. Seit ich dir begegnet bin, fühle ich mich lebendig. Ich muss zugeben, ich bin kühl und berechnend stets allen Lastern aus dem Weg gegangen, damit nichts und niemand Macht über meinen Geist oder meinen Körper bekommen konnte. Ich wollte immer alles unter Kontrolle haben. Und jetzt, da du die Kontrolle übernommen hast, bin ich glücklich.«
    »Ich will dich nicht beherrschen, Roger. Ich will dich nur glücklich machen.«
    »Das machst du, mein Liebes. Weil du noch so jung bist, verstehst du vielleicht nicht, welchen Wert deine Hingabe für mich hat. Du hast mir alles gegeben, Isaura, was ein Mann sich nur wünschen kann. Ich bin ein vermögender Mann, aber du bist mein teuerstes Gut. Es gibt nichts, was mir so wertvoll ist wie du.«
    Seine Worte klangen aufrichtig, und sie glaubte ihm.
    »Was ist das eigentlich für ein Spiel? Das wollte ich immer schon wissen.«
    Blackraven schaute zum Billardtisch. »Das ist Billard.«
    »Ist es schwierig?«
    »Ich sage immer, beim Billard braucht man zwei Fertigkeiten: Treffsicherheit wie beim Bogenschießen und schnelles Kombinieren wie beim Schach. Möchtest du es gern lernen?«
    Melody nickte. Blackraven reichte ihr einen Billardstock und zeigte ihr, wie man ihn hält. Dann erklärte er ihr, wie man auf die weiße Kugel zielen musste. Melody beugte sich über den Tisch. Blackraven stand dicht hinter ihr und sagte ihr, welche Kugel sie als nächste anstoßen sollte.
    Melody spürte seine Lippen auf ihrem Hals und hielt inne, den Queue in der Hand.
    Blackraven flüsterte ihr ins Ohr: »Ich wusste, dass Frangipani dein Parfüm ist. Es ist wie geschaffen für die wunderbarste Frau der Welt.« Dann drehte er sie um und küsste sie auf die Lippen.
»Du warst die Schönste auf dem Fest. Ich musste dich immerfort ansehen.«
    »Anita Perichon war die Schönste«, widersprach Melody, getrieben von Eifersucht, weil sie

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