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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Land: dehnbar, dünn und widerstandsfähig.«
    »Und wer versorgt Sie mit dem nötigen Vieh? Ich habe Beziehungen zu Leuten, die daran interessiert sein könnten, Sie mit den besten Rohmaterialien zu versorgen.«
    »Vielen Dank, Don Martín. Ihre Vermittlung wird sehr hilfreich für mich sein. Obwohl ich Ihnen gestehen muss, dass ich einige Haziendas erwerben möchte, um nicht – oder zumindest nicht in großem Maße – von fremdem Vieh abhängig zu sein. Ich habe da zwei im Auge, eine in Capilla del Señor und die andere in der Nähe von Luján.«
    »Wenn ich hören sollte, dass eine zum Verkauf steht, werde ich es Sie sofort wissen lassen.« Blackraven verneigte sich zum Zeichen des Dankes. »Ich vermute, die Frage der Gerbstoffe ist noch ungelöst?«, warf Álzaga ein.
    »Ich will nur die besten, die man aus der Rinde des Cebil gewinnt. Sie sollen die meisten Tannine enthalten.«
    Melody ging in ihr Schlafzimmer. Der Appetit war ihr vergangen. Waren Álzaga und Blackraven wirklich so unterschiedlich? Wenn es ihm in den Kram passte, würde Blackraven keine Sekunde zögern, sich mit dem Basken einzulassen. Ihr wurde klar, dass sein Angebot, Bella Esmeralda zu kaufen, nichts mit Großzügigkeit zu tun hatte. Es ging ihm dabei nur um Geld und Gewinn.
    Am Nachmittag machte sich Blackraven auf, um seinen Partner Valdez e Inclán zu besuchen, der wegen einer Magenentzündung immer noch den größten Teil des Tages im Bett verbrachte.
Währenddessen empfing Melody Guadalupe und deren einjährigen Sohn Marianito. Die beginnende Freundschaft mit Doktor Morenos Frau war für sie eine willkommene Abwechslung.
    »Dann sind Sie ja viel jünger als ich«, sagte Melody überrascht, als sie hörte, dass Guadalupe erst sechzehn war. »Und schon Mutter. Wie niedlich er ist!«
    Sie setzte den Kleinen auf ihren Schoß und betrachtete ihn aus der Nähe. Er hatte große braune Augen und lange Wimpern. Sie küsste ihn auf die Stirn, und ein feiner Duft nach Moschus betörte sie – eine reine, einfache Freude. Sie wollte Blackraven ein Kind schenken, so hübsch wie der Kleine, das die besten Eigenschaften von ihnen beiden in sich vereinte. Dieser Gedanke löschte die Traurigkeit aus, die seit dem Gespräch zwischen Roger und Álzaga auf ihr lastete. Sie liebte ihn über die Maßen, auch wenn sie ahnte, dass er seine dunkle Seite vor ihr verbarg.
     
    Blackraven hatte sich entschieden, dass sie die Nacht in Buenos Aires verbringen würden. Nach dem Essen verzichteten Béatrice und Melody auf den Kaffee, und es spielte auch niemand Klavier. Sie hatten sich während des Essens sehr zurückgehalten und nur kurz auf seine Fragen und Bemerkungen geantwortet. Dann hatten sie sich verabschiedet und zurückgezogen.
    »Gilberta, bring mir den Kaffee ins Arbeitszimmer und sage Somar, dass ich mit ihm sprechen muss«, wies er die Sklavin an.
    Ein Bote hatte ihm einen Brief von Nicolás Rodríguez Peña überbracht, in dem der Offizier ihm Einzelheiten von seinem Plan zum Aufbau eines Heeres von Kreolen mitteilte. Blackraven überflog den Brief und legte ihn zu den anderen Dokumenten. Er öffnete die Schublade seines Schreibtischs und nahm die Blätter heraus, auf denen er aus dem Gedächtnis die bei Traver gefundene verschlüsselte Nachricht niedergeschrieben hatte. Während der Ära der Schreckensherrschaft hatten sich die französischen Agenten verschiedene Verschlüsselungscodes ausgedacht.
Und zu Napoleons Zeit hatte man wieder neue entwickelt, die in bestimmten Abständen ausgetauscht wurden, um feindliche Spione zu verwirren.
    Er stand auf und ging mit auf dem Rücken verschränkten Händen im Zimmer herum, den Blick auf den Boden gerichtet. Für einen Moment vergaß er die verschlüsselte Botschaft und dachte an Marie. Warum war sie so spät zurückgekommen? Ihretwegen hatten sie nicht nach El Retiro zurückfahren können. Er hatte eine Erklärung verlangt, doch nur vage Auskunft bekommen.
    »Du hast mich rufen lassen?«, riss Somar ihn aus seinen Gedanken.
    »Hast du das Treffen mit Papá Justicia vereinbart?« Da sie zwangsläufig über Nacht in der Stadt bleiben mussten, hatte er beschlossen, das Gespräch mit dem Heiler gleich vor Ort zu führen.
    »Er wird binnen Kürze eintreffen. Ich gebe dir Bescheid, sobald er da ist.«
    Blackraven ging weiter unruhig auf und ab. Dann blieb er vor einer Kiste mit Büchern stehen, die er noch nicht ausgeräumt hatte. Sein Blick blieb an
Candide
von Voltaire hängen, als sei ein Lichtstrahl darauf

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