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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Außerdem möchte ich, dass du mir ein Handbecken mit Wasser und einen Schwamm bringst, damit ich die Leiche waschen kann.«
    Redhead war nicht nur ein guter Arzt, sondern auch ein begabter Chirurg.
    »Am besten, du gehst weg«, sagte er zu Blackraven, »du bist einen solchen Anblick und die Gerüche nicht gewöhnt.«
    Blackraven setzte sich und beobachtete seinen Freund aus einiger Entfernung. Er ging ganz methodisch vor. Nachdem er die äußere Leichenschau vorgenommen hatte, injizierte er eine Flüssigkeit in die Vene des rechten Armes und wartete ein paar Minuten, bis die zahlreichen Instrumente zum Einsatz kamen. Hin und wieder reinigte er seine Hände und machte sich Notizen.
    Zwei Stunden später legte er die Organe wieder zurück in den Körper und nähte ihn grob zu. Er holte ein Stück Seife aus seinem Koffer und wusch Hände und Arme gründlich ab. Mit dem Tuch in der Hand kam er auf Blackraven zu.
    »Zusätzlich zu den äußeren Indizien wie der geröteten Haut hat die Sektion eine Korrosion der Magenwand und eine starke Entzündung des Pförtners ergeben.«
    »Und das heißt?«
    »Du hast mir gesagt, er habe Mandelmilch getrunken, und du vermutest, dass man ihm Kalomel gegeben hat.« Blackraven nickte. »Das erklärt den Zustand seines Verdauungsapparates. Schau: Das Kalomel enthält Quecksilberchlorid und die Bittermandeln
Blausäure. Wenn man beides vermischt, verbinden sie sich im Magen und werden zu Quecksilberzyanid. Das ist für jeden Menschen tödlich. Es besteht auch die Möglichkeit, dass man ihm das Gift direkt aufgelöst in der Mandelmilch verabreicht hat und dass das Kalomel nur dazu diente, den Prozess zu beschleunigen.«
    »Dann wurde mein Partner also vergiftet.«
    »Dem Zustand des Magens und anderen Symptomen nach zu urteilen, ja. Zyanid ist eines der am schnellsten wirkenden Gifte. Und es ist hochtoxisch. Wer das hier gemacht hat, der kennt sich aus.«
     
    Es wurde allmählich hell. Müde und schlecht gelaunt machte sich Blackraven auf den Weg zum Haus der Valdez e Inclán. Er betrat es durch die Hintertür und erschreckte die Sklavinnen, die gerade dabei waren, Holz für das Feuer im Küchenherd zu holen.
    »Wo ist Cunegunda?«, herrschte er sie an.
    »In ihrem Zimmer, Herr Roger«, erwiderte eine von ihnen.
    Die Tür war abgeschlossen. Roger fackelte nicht lange und trat sie ein. Die Sklavin saß auf ihrer Pritsche, ein Hahn zappelte in ihren Händen, dessen Beine mit einem roten Band zusammengebunden waren.
    »Lass sofort das Tier los, du alte Hexe!«
    Blackraven entließ den Hahn in die Freiheit und schloss die Tür. Er inspizierte die Fläschchen, die getrockneten Kräuter und die an der Wand hängenden Säckchen. Mit gesenktem Kopf und aneinandergepressten Händen saß Cunegunda da und sagte kein Wort. Sie fürchtete Herrn Roger, weil er einen starken Willen hatte.
    »Gib mir die Kiste, die da unter deinem Bett hervorschaut.«
    »Was suchen Sie, Herr?«
    »Gib mir die Kiste!«
    Cunegunda gab sie ihm, und er schüttete den Inhalt auf den
Strohsack: ein Kröte mit zugenähten Augen und zugenähtem Mund, eine Eidechse mit mehreren Nadeln im Rücken, Gebinde von Trockenkräutern, Schnecken, bunte Steine, Stofffetzen, mit Stroh gefüllte Puppen mit Holzsplittern in verschiedenen Körperteilen – alles, nur kein Fläschchen mit Zyanid, nicht einmal Kalomel.
    Dann riss Blackraven die Sachen von der Wand herunter und warf sie auf das Bett. Cunegunda weinte. Blackraven schnürte aus der Bettdecke ein Bündel und rief nach Gabina.
    »Zu Diensten, Herr Roger.«
    »Entzünde ein Feuer im Patio und verbrenn das hier alles. Los, los Mädchen, jetzt guck nicht so!«
    »Nein, Herr Roger!«, flehte Cunegunda.
    »Halt den Mund, du Hexe!« Er schloss die Tür. »Wenn du nicht wegen deiner Hexerei auf dem Scheiterhaufen enden willst, dann rede! Sag mir, wo du das Gift hast, mit dem du Valdez e Inclán umgebracht hast.«
    Cunegunda war einen Moment lang vor Schreck wie gelähmt. Dann sank sie auf die Knie und hob die Hände in die Höhe, als wollte sie Gott anrufen.
    »Ich bin unschuldig!«
    »Unschuldig wie der Teufel, du verschlagenes Weib! Nun rede schon, ich verliere allmählich die Geduld!« Blackraven packte sie am Arm und zog sie hoch.
    Sabas kam herein und blieb wie angewurzelt stehen. Er sah, dass seine Mutter weinte und Herr Roger sie brutal schüttelte.
    »Wenn in diesem Haus jemand den Gifttod gestorben ist, dann hast du mit Sicherheit etwas damit zu tun. Es wäre besser, wenn du mir die

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