Demolition
schieben.«
Er befreite sich aus ihren Klauen und lief weiter. Auf halber Strecke des Bürgersteigs stand eine öffentliche V-fon-Zelle. Er betrat sie und wählte den Anschluß der Information. Der Bildschirm flackerte auf, und eine Robot-Stimme ertönte. »Frage?«
»Was ist mit den Sternen geschehen?« fragte Reich. »Wann ist es geschehen? Inzwischen muß es doch überall aufgefallen sein. Was gibt es für eine Erklärung?«
Ein Knacken; Stille, dann noch ein Knacken. »Bitte buchstabieren Sie den gesuchten Begriff.«
»Stern!« brüllte Reich. »S-T-E-R-N. Stern!«
Klicken; Schweigen; Klicken. »Hauptwort oder Zeitwort?«
»Hauptwort, verdammt noch mal!«
Klicken. Stille. Klicken. »Unter diesem Stichwort sind keine Informationen gespeichert«, gab die Automatenstimme Auskunft.
Reich fluchte, rang um Selbstbeherrschung. »Wo ist das nächste Observatorium?«
»Bitte nennen Sie die Ortschaft.«
»Stadt New York.«
Knacken. Stille. Klicken. »Das Luna-Observatorium befindet sich fünfzig Kilometer nördlich von New York. Es ist erreichbar über Jumper-Route N-Koordinate 227. Das Luna-Observatorium wurde gegründet im Jahre zweitausend...«
Reich schaltete den Apparat mit einem groben Hieb ab. »Keine Informationen unter diesem Stichwort! Meine Fresse, sind denn alle verrückt geworden?« Er irrte durch die Straßen, suchte einen Nahverkehrsjumper. Ein Jumper-Taxi schwirrte heran, und Reich winkte. Es kam herunter. »Nordkoordinate 227«, sagte er unfreundlich, als er in die Kabine kletterte. »Fünfzig Kilometer. Luna-Observatorium.«
»Kostet Entfernungszuschlag«, bemerkte der Pilot.
»Ich zahle. Los!« Das Jumper-Taxi zischte aufwärts. Fünf Minuten lang nahm sich Reich zusammen. »Haben Sie schon den Himmel gesehen?« fragte er dann behutsam.
»Warum, Mister?«
»Die Sterne sind verschwunden.« Pflichtschuldiges Auflachen. »Das soll kein Witz sein«, sagte Reich. »Die Sterne sind fort.«
»Wenn's kein Witz sein soll«, entgegnete der Pilot, »fehlt's an einer Erklärung. Was sind Sterne?«
Auf Reichs Lippen zuckte eine von höchstem Grimm eingegebene Erwiderung, aber ehe er sie äußern konnte, landete der Jumper auf dem Observatoriums-Gelände nahe beim Kuppeldach. »Warten Sie auf mich«, ordnete Reich barsch an. Über den Rasen lief er zum kleinen, gemauerten Eingang des Gebäudes. Die Tür stand offen. Er betrat das Observatorium und vernahm das gedämpfte Surren der Kuppelmaschinerie, das leise Ticken der Observatoriums-Uhr. Abgesehen vom schwachen Leuchten der Uhr herrschte im Kuppelraum Dunkelheit. Das Dreißig-Zentimeter-Teleskop war in Betrieb. Er konnte den Astronomen als verwaschen umrissene Gestalt über das Okular des Leit-Teleskops gebeugt sehen. Reich schritt zu ihm hinüber, nervös, gespannt, selber beunruhigt über das laute Knallen seiner Schritte, die die Stille durchdrangen. Die Luft war kühl. »Hören Sie mal«, sprach Reich den Mann mit gepreßter Stimme an, »bedaure, daß ich Sie störe, aber Sie müssen es doch bemerkt haben. Sie beschäftigen sich doch beruflich mit Sternen. Sie haben's doch bemerkt, oder? Die Sterne -sie sind verschwunden. Allesamt. Was ist passiert? Warum ist kein Alarm ausgelöst worden? Warum stellt sich jeder dumm? Mein Gott, stellen Sie sich vor -die Sterne! Und wir haben sie immer für ganz selbstverständlich genommen. Und jetzt sind sie plötzlich verschwunden. Was ist geschehen? Wo sind die Sterne geblieben?«
Die Gestalt richtete sich langsam auf und wandte sich Reich zu. »Es gibt keine Sterne«, sagte sie. Es war der Mann ohne Gesicht.
Reich schrie auf. Er drehte sich um und lief davon. Er floh zur Tür hinaus, die Stufen hinunter und über den Rasen zurück zum Jumper-Taxi, das noch bereitstand. Er torkelte mit beträchtlicher Wucht gegen die Kabinenwand aus Kristall und sackte auf die Knie. Der Pilot half ihm aufzustehen. »Alles klar, alter Junge?« fragte er.
»Weiß nicht«, stöhnte Reich. »Ich wollte, ich wüßte es.«
»Es geht mich freilich nichts an«, meinte der Pilot, »aber ich glaube, Sie sollten sich einmal von einem ESPer behandeln lassen. Sie reden ziemlich verrückt daher.«
»Über die Sterne?«
»Ja.«
Reich packte den Mann am Arm. »Ich bin Ben Reich«, sagte er. »Ben Reich von der Monarch.«
»Sicher, Mann. Habe Sie sofort erkannt.«
»Gut. Dann sind Sie sich gewiß darüber im klaren, was ich für Sie tun kann, wenn Sie mir einen kleinen Gefallen erweis en? Geld... Eine bessere Stellung... Was Sie
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