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Demolition

Demolition

Titel: Demolition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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wollen...«
    »Sie können nichts für mich tun, alter Junge. Ich bin schon im Kingston zurechtgerückt worden.«
    »Um so besser. Also sind Sie ein ehrlicher Mensch. Wollen Sie mir dann einen Gefallen zu Gottes Ehren oder im Namen von irgend so etwas erweisen?«
    »Klar, alter Junge.«
    »Gehen Sie in das Gebäude. Schauen Sie sich den Mann am Teleskop an. Schauen Sie ihn sich ganz genau an. Dann kommen Sie zurück und beschreiben Sie ihn mir.« Der Pilot ging, blieb fünf Minuten lang aus und kam wieder. »Na?«
    »Ein völlig normaler älterer Knabe. Über sechzig, schätze ich. Glatze. Recht tiefe Falten im Gesicht. Seine Ohren stehen ab, und außerdem hat er so ein kleines Kinn. Eines, das so nach hinten abrutscht, Sie wissen schon.«
    »Es ist kein...«, nuschelte Reich. »Kein...«
    »Was?«
    »Nun zu den Sternen«, sagte Reich. »Sie haben noch nie davon gehört?
    Sie noch nie gesehen? Sie wissen nicht, wovon ich spreche?«
    »Nicht im geringsten.«
    »O Gott...!« stöhnte Reich. »Mein Gott...«
    »Nun verludern Sie sich mal nicht die Kreisbahn, alter Junge«, sagte der Pilot. Er gab Reich einen kräftigen Klaps auf die Schulter. »Ich will Ihnen mal was erzählen. Im Kingston hat man mir viel erklärt. Etwas davon war... Na, es ist so, plötzlich wird man von einer völlig verrückten Anwandlung befallen. Einer absolut brandneuen Sache, verstehen Sie? Aber Sie meinen, damit wäre es immer schon so gewesen. Wie... äh... zum Beispiel, daß die Menschen immer ein Auge hatten, und sie haben urplötzlich zwei Augen.« Reich starrte ihn an. »Also rennen Sie durch die Gegend und schreien: »Um Himmels willen, woher haben den urplötzlich alle zwei Augen?« Und man sagt Ihnen darauf: »Die Leute hatten schon immer zwei Augen.« Und sie krakeelen: »Einen Scheiß hatten sie. Ich entsinne mich ganz genau, daß jeder Mensch vorher bloß ein Auge hatte.« Sie sind wirklich felsenfest davon überzeugt. Und die Ärzte haben ihre liebe Not, um Ihnen den Quatsch wieder auszureden.« Der Pilot klopfte ihm noch einmal auf die Schulter. »Ich habe den Eindruck, bei Ihnen ist das ganz ähnlich, alter Freund.«
    »Ein Auge«, murmelte Reich. »Zwei Augen. Spannung, Spiel und Spökenkieken sind im Gang.«
    »Was?«
    »Ich weiß nicht. Weiß nicht. Der vergangene Monat war reichlich hart. Vielleicht... vielleicht haben Sie recht. Aber...«
    »Sie möchten in die Kingston-Klinik?«
    »Nein!«
    »Also möchten Sie hierbleiben und noch länger mit Ihren Sternen Unruhe stiften?«
    »Was zum Teufel interessieren mich eigentlich die Sterne?!« brauste Reich plötzlich auf. Seine Furcht verwandelte sich in helle Wut. Adrenalin schoß in seinen Kreislauf, erzeugte einen Schub von Mut und Kaltblütigkeit. Er sprang in den Jumper. »Ich habe die ganze Welt für mich. Was soll's, wenn dafür ein paar Hirngespinste flöten gehen?«
    »So ist es recht, alter Junge. Wohin?«
    »Zum Königspalast.«
    »Zum was?«
    Reich lachte. »Zur Monarch.« Während des ganzen Fluges durch die Dämmerung zum himmelhohen Monarch-Hochhaus brüllte er vor Lachen. Aber sein Lachen klang halb hysterisch. Die Belegschaft arbeitete in Tag-und Nachtschichten, und die Nachtschicht befand sich gerade in der letzten Phase ihrer Schicht von 24 bis 8 Uhr, als Reich das Gebäude betrat. Obwohl man ihn im vergangenen Monat selten gesehen hatte, war das Personal an seine unangekündigten Besuche nach wie vor gewöhnt, und man wechselte unauffällig vom schläfrigen Arbeitstempo über zu demonstrativem Fleiß. Als Reich sich zu seinem Schreibtisch begab, folgte ihm ein Schwarm von Sekretärinnen und Sub-Sekretärinnen mit den eiligen Angelegenheiten des Tages. »Das kann alles warten«, befahl er barsch. »Rufen Sie die Betriebsleitung zusammen... alle Abteilungsleiter und Orga-Chefs. Ich habe etwas bekanntzugeben.« Die Geschäftigkeit ringsum beruhigte ihn, stellte sein gewohntes Bezugssystem wieder her. Er fühlte sich neu belebt, wieder daheim in der Realität. Das alles hier war die einzige Wirklichkeit... das Hasten und Treiben, das Summen der Apparaturen, die gedämpften Anordnungen, die rasche Ansammlung respektvoller Gesichter in seinem Büro. Das alles war eine Vorschau auf die Zukunft, in der seine Apparaturen auf Planeten und Monden summen würden, Planetar-Orga-Leiter sich mit respektvollen Mienen seinem Schreibtisch nähern. »Wie Sie alle wissen«, begann Reich, während er langsam hin-und herschritt und zwischen die Gesichter, die ihn betrachteten,

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