Demolition
»Wenn Sie mich hören, gehen Sie bitte durch die links befindliche Tür mit der Aufschrift NUR FÜR MITARBEITER. Wenn Sie mich hören, gehen Sie bitte durch die links befindliche Tür mit der Aufschrift NUR FÜR MITARBEITER...« »Nein, Madame«, sagte sie dagegen zu einer selbstbewußten jungen Dame aus der Oberschicht, die bereits ihr Scheckheft gezückt hatte, »unser Verband berechnet nichts für Ausbildung und Unterweisung, daher ist Ihr Angebot für uns nicht interessant. Seien Sie so gut und gehen Sie nach Hause, Madame. Wir können für Sie nichts tun.« Da sie dem TP-Basistest des Verbandes gegenüber taub war, trollte sich die Frau in merklicher Verärgerung, und an ihre Stelle trat der Schüler. »Wenn Sie mich hören, gehen Sie bitte durch die links befindliche Tür...«
Plötzlich trat aus der Schlange der Wartenden ein junger Schwarzer, sah unsicher die Empfangsdame an und ging dann hinüber zur Tür, woran stand: NUR FÜR MITARBEITER. Er öffnete sie und trat hindurch. Powell verspürte freudige Erregung. Latente ESPer tauchten nur dann und wann auf. Er hatte das Glück, in genau einem solchen Moment gegenwärtig zu sein. Er nickte der Empfangsdame zu und folgte dem Latenten durch die Tür. Drinnen schüttelten zwei begeisterte Mitarbeiter des Verbandes dem verblüfften Mann die Hand und klopften ihm auf die Schultern. Powell trat für einen Augenblick hinzu und gratulierte dem Neuling ebenfalls. Es war noch immer ein glücklicher Tag für den Verband, wenn er unversehens auf einen weiteren ESPer stieß.
Powell schritt den Korridor zu den Räumen des Verbandsvorsitzenden entlang. Er kam an einem Kindergarten vorbei, worin dreißig Kinder und zehn Erwachsene Sprechen und Denken zu einem fürchterlichen, musterlosen Mischmasch verwirrten. »Denken, meine Lieben«, überlagerte die beharrliche Mahnung des unendlich geduldigen Instruktors ihren Wirrwarr, »denken! Sprechen ist unnötig. Achtet darauf, den Sprechreflex zu bekämpfen. Wiederholt die erste Regel...«
»Vergiß den Kehlkopf«, rief die Klasse im Chor. Powell zog unter dem Mißklang die Schultern ein und ging weiter. Eine goldene Tafel bedeckte die Wand gegenüber des Kindergartens; in sie waren die geheiligten Worte des ESPer-Eides graviert.
Ich will jenen wie Vater und Mutter ehren, der mich meine Kunst gelehrt hat. Ich will meinen Wohlstand mit ihm teilen und ihm in der Not Beistand gewähren. Ich will seine Kinder achten wie meine Brüder und sie diese Kunst durch Einführung, Unterweisung und alle anderen Methoden des Unterrichts lehren; und ich erkläre meine Bereitschaft, diese Kunst jeden anderen zu lehren. Die Regeln, denen ich mich unterwerfe, will ich im Rahmen meiner Fähigkeiten und meines Urteilsvermögens ausschließlich zum Wohle der Menschheit anwenden und niemals zum Schlechten oder zum Bösen, mag es auch von mir gefordert werden.
In welchen Geist ich auch Einblick nehme, es soll geschehen zum Wohle des Menschen, niemals im Trachten nach Unrecht oder im Übelwollen. Welche Gedanken, die nicht zur allgemeinen Kenntnis bestimmt sind, ich auch in eines Menschen Geist sehe oder erkenne, ich will darüber Schweigen bewahren und sie als unantastbare Geheimnisse betrachten.
Im Unterrichtssaal wob eine Klasse von Dreiern in lernbegierigem Ernst einfache Korbgeflecht-WM, in denen sie aktuelle Ereignisse diskutierten. Unter ihnen befand sich ein kleiner frühreifer Zweier, ein zwölfjähriges Kerlchen, das der einförmigen Diskussion Zickzack-Schnörkel hinzufügte und jeden Zick-Auschlag mit einem gesprochenen Wort garnierte. Diese Äußerungen bildeten Reime, die wiederum stichlige Bemerkungen zur Diskussion abgaben. Das muntere Mitwirken des Jungen bot Grund zur Heiterkeit und war zugleich staunenswert verheißungsvoll.
In den Büroräumen des Vorsitzenden herrschte heller Aufruhr. Sämtliche Türen standen offen, Angestellte und Sekretärinnen eilten aufgescheucht umher. Der alte T'sung H'sai, Vorsitzender des Verbandes, eine stattliche Mandarinsgestalt mit geschorenem Schädel und gewöhnlich würdevoller Miene, stand inmitten seines Büros und tobte. Er war so wütend, daß er brüllte, und seine Mitarbeiter zitterten über sein hemmungsloses Schimpfen aus vollem Halse vor Entsetzen. »Es ist mir gleichgültig, wie sich diese Halunken nennen«, schrie T'sung H'sai. »Sie sind eine Bande egozentrischer raffgieriger Reaktionäre! Mir etwas von Reinhaltung der Art erzählen zu wollen, ha! Mir etwas über Aristokratie
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