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Demon Lover

Demon Lover

Titel: Demon Lover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Devyn Quinn
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daran
, ermahnte sie sich. Die Vergangenheit war passé, so tot und kalt wie ihr Vater und ihre Stiefmutter in ihren Gräbern. Ihre Leichname auszugraben und zu untersuchen war nicht nur schmerzhaft, sondern auch völlig unnötig. Abigail war ein argloses, hübsches kleines Dummerchen gewesen, das weder sein Scheckbuch im Griff hatte noch einen zerrissenen Mädchenrock nähen konnte. Mit ihrem Überschwang und ständigen Gekicher war sie so lange guter Dinge gewesen, bis die harten Tatsachen der Ehe unübersehbar wurden. Nach der Desillusionierung griff sie zu Alkohol und Beruhigungsmitteln. Scheidung kam für Katholiken nicht in Frage. Deshalb hatte sie zu der vermeintlich leichteren Sünde Zuflucht genommen.
    Dem Freitod.
    So sehr Kendra ihren Vater geliebt hatte, kannte sie doch genau seine Schwächen. Bei aller Perfektion und Außenwirkung war ihr Vater hinter verschlossenen Türen ein Tyrann gewesen. Noch kurz vor seinem Tod hatte er die Kontrolle zu behalten versucht, indem er seiner Tochter seinen Besitz vermachte. Seinen Stiefsohn hatte Nathaniel Carter nie gemocht und nicht geglaubt, dass Gerald jemals zu einem verantwortungsbewussten Mann heranreifen werde. Nach Abigails Tod waren die beiden so heftig aneinandergeraten, dass es bisweilen schien, als könnte es zu Mord und Totschlag kommen.
    Kendra spannte sich innerlich an. Ein zu schnell gefahrener Mercedes hatte in einer regnerischen Nacht vollendet, was Gerald nicht zu tun gewagt hatte.
    Kendra ließ den Blick stirnrunzelnd umherschweifen. Nach Abigails Tod hatte ihr Vater seine Privaträume im Ostflügel abgesperrt, um nicht der furchtbaren Wahrheit ins Gesicht sehen zu müssen, dass seine zweite Frau sich in diesen Räumlichkeiten das Leben genommen hatte.
    Plötzlich tauchte eine vage, verdrängte Erinnerung auf.
    Abigail ist hier gestorben.
    Kendra schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und stöhnte auf. Als ihre Stiefmutter starb, war sie kaum zehn Jahre alt gewesen und hatte die Umstände ihres Todes nicht recht verstanden. Nach dem Tod ihres Vaters waren das Öffnen und die Inbesitznahme der Suite ein Akt der Befreiung für sie gewesen. Die Folgen ihres Handelns zeigten sich erst jetzt.
    Kendra schlug das Herz bis zum Halse, und sie blinzelte gegen die Tränen an.
    Gerald hatte sie genau hier bewusstlos vorgefunden, nachdem sie eine Überdosis Tabletten genommen hatte.
    Genau wie seine Mutter.
    Ihr Kopfschmerz steigerte sich plötzlich, drückte gegen ihr Hirn und den Schädelknochen. Alle Wärme wich aus ihrem Körper. Plötzlich war ihr eiskalt, und sie hatte das Gefühl, ihr werde nie wieder warm werden.
    Sie stöhnte auf, als ihr übel würde. Kein Wunder, dass Gerald sie mit Glacéhandschuhen anfasste, auf Zehenspitzen umherschlich und nichts weiter mit ihr zu tun haben wollte. Weshalb hatte sie niemals zwei und zwei zusammengezählt? Der fünf Jahre ältere Gerald erinnerte sich bestimmt noch überdeutlich an den tragischen Tod seiner Mutter. Mit seiner Schwester ähnliche Erfahrungen zu machen musste schrecklich für ihn sein, auch wenn sie keine Blutsverwandten waren.
    Im verzweifelten Versuch, ihre stechenden Magenkrämpfe zu lindern, atmete Kendra mehrmals tief durch. Stattdessen stieg ihr bitterer Schleim die Kehle hoch. Sie würgte, dann schluckte sie. Auf einmal kam ihr das lauschige Bad so unheimlich vor wie ein Friedhof um Mitternacht.
    Sie räusperte sich, damit sie wieder Luft bekam.
    Bevor sie in den Flügel eingezogen war, hatte sie ihn ausräumen lassen und komplett neu eingerichtet. Frischer Putz und neue Farbe, neuer Teppichboden und neue Möbel, um alle Spuren der Vergangenheit zu tilgen. Durch die Renovierung hatte sie sich unbeabsichtigt über Geralds Erinnerungen an seine Mutter hinweggesetzt, die er in hohen Ehren hielt. Damals war es ihr ausschließlich darum gegangen, einen Neuanfang zu machen. Sie hatte sich so sehr gewünscht, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen und wieder glücklich zu sein.
    Sie schloss die Augen und rieb mit dem Handrücken darüber. Sie hörte ihren flachen, rauen Atem und spürte, dass sie eine Gänsehaut hatte. Wenn nur ihr Blut nicht in Wallung und ihre Haut gleichzeitig eiskalt gewesen wäre.
    Mit zitternden Händen zog sie sich den Morgenmantel über, einen dummen Seidenfummel. Das Herz hämmerte ihr in der Brust, und der Nasenrücken tat ihr weh. Ihre Kehle war so trocken wie Pergament. Sie könnte jetzt einen Drink vertragen. Ein hübsches Glas eisgekühlten Pinot

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