Demonica - Ione, L: Demonica
kommen.«
»Tayla, nicht alle menschlichen Frauen – «
Ihre Hand krallte sich in seine Schulter. »Ich kann. Ich weiß, dass ich es kann. Ich muss ihn einfach nur loswerden.«
Er erstarrte. »Ihn?«
Ihre Augen schienen in der Dunkelheit Funken zu sprühen. »Ihn. Den Dämon.« Dann trommelte sie auf einmal mit beiden Fäusten auf seine Brust ein. »Ich hasse sie«, schluchzte sie. » Ich hasse sie … «
Er schloss die Augen und ließ zu, dass sie ihre Wut an ihm ausließ; ließ sie ihn schlagen, bis ihr die Kraft ausging und nur noch ihr unbändiges Schluchzen zu hören war. Bis sie schlaff unter ihm lag, kaum mehr als eine bebende Masse aus Fleisch und Tränen.
Er drehte sich auf die Seite und zog sie an sich, ließ sie weinen und beben – stundenlang, wie es schien.
»Tayla, sag mir, was los ist.«
»Ich kann … ich kann es einfach nicht aus meinem Kopf bekommen.«
Ein neues Schaudern schüttelte ihren Körper. Er steckte immer noch tief in ihr drin, immer noch hart, und ihr Beben ließ ihn scharf Luft holen.
»Was?«, brachte er mit Mühe heraus. Er musste es wissen, denn neben der Erregung hatte ihn das wilde Verlangen gepackt, denjenigen umzubringen, der sie traumatisiert hatte. »Was kannst du nicht mehr aus dem Kopf bekommen?«
Tayla schmiegte sich dicht an Eidolons Brust. Sie wünschte, er würde aufhören zu fragen, aufhören, so zu tun, als ob ihn das alles interessierte. Denn jede Berührung, jedes freundliche Wort riss ihre Verteidigungsmauern ein, die sie doch eigentlich verstärken sollte. Leute, die etwas für sie empfanden, hatten die Angewohnheit zu sterben … oder zu versuchen, sie zu töten.
Lange Zeit lauschte sie einfach nur auf den Klang seiner Atmung und seines Herzschlags. Er sagte nichts, zermürbte sie, indem er sie mit ihren Gedanken alleinließ. Schließlich zog sie sich ein kleines Stück zurück.
»Ich war sechzehn«, sagte sie. Ihre Stimme klang seltsam rau in ihren Ohren. »Ich kam von der Schule nach Hause und hörte eigenartige Geräusche aus der Küche. Dann sah ich sie, meine Mom. Sie lag auf dem Tisch. Und wurde vergewaltigt.«
Eidolons Hand, die ihr Haar gestreichelt hatte, erstarrte. »Dämon?«
»Seelenschänder.«
»Ihr Götter«, flüsterte er. »Etwas Schlimmeres gibt’s wohl kaum.«
Nein, da hatte er wohl recht. Seelenschänder ergötzten sich am Leid ihrer Opfer, die sie langsam, über einen langen Zeitraum hinweg folterten und damit in den Wahnsinn trieben, statt sie gleich zu töten.
»Ich versuchte, gegen ihn zu kämpfen, aber … er war so stark, und ich hatte schreckliche Angst … er hat mich an einem Stuhl festgebunden und gezwungen zuzusehen, wie er sie immer und immer wieder vergewaltigte. Sie konnte nicht schreien, weil er sie geknebelt hatte.« Ein Geschirrspültuch hatte im Mund ihrer Mutter gesteckt; die Tomatensoßeflecken vom letzten Abendessen waren vom Blut nicht zu unterscheiden. Ihr Fleisch war von gezackten Klauen durchfurcht. Sie hatte ausgesehen wie ein Baum, an dem sich Bären die Krallen wetzen, und der Geruch ihres Blutes war so stark gewesen, dass Tayla ihn schmecken konnte.
»Und dann … o Gott.«
»Erzähl weiter«, murmelte er. »Du kannst es mir sagen.«
Sie kniff die Augen zu, als ob dies die Bilder ausschließen würde, aber sie sah sie nur umso deutlicher. »Sie … ist gekommen. Er hat sie vergewaltigt, und sie … ist gekommen.«
Eidolon legte ihr einen Finger unters Kinn. »Sieh mich an. Sieh mich an .« Widerwillig tat sie, was er forderte. Seine Miene drückte wilde Entschlossenheit aus. »Darum kannst du also mit einem Mann keinen Orgasmus haben, stimmt’s?«
Sie versuchte, sich aus seinem Griff herauszuwinden, aber er hielt ihr Gesicht mit beiden Händen fest. »Es hat ihr gefallen«, sagte Tayla. Ihre Stimme war rau und heiser, kurz davor zu brechen. »Sie wurde gefoltert, vergewaltigt, und sie … hatte einen Orgasmus.«
»Hör mir zu, Tay. Der Seelenschänder hat mit dir sein Spielchen getrieben. Und mit ihr. Sie besitzen die Fähigkeit, jemanden zu zwingen, inmitten der schrecklichsten Schmerzen Lust zu verspüren. Das ist nur eine ihrer Methoden, ihre Opfer zu foltern, zu demütigen. Und du siehst, wie gut es funktioniert. Mit dieser Erinnerung ist es ihm gelungen, dich über viele Jahre hinweg zu quälen.« Sein Daumen streifte ihren Wangenknochen mit langen, beruhigenden Bewegungen. »Hat sich diese Szene jedes Mal in deinem Kopf abgespielt, wenn du Sex hattest?«
Ein Schluchzen entrang sich
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