Demonica - Ione, L: Demonica
Fangzahnschmerzen, aber heute war er geradezu die gute Laune in Person.
»Ey Mann, alles klar mit dir, Luc?«
»Zur Hölle, ja.« Luc schlenderte davon. Das Geräusch, das seine Stiefel auf dem Steinboden machten, hallte durch die Gänge.
Seltsam. Shade nahm sich vor, den Inhalt der Medikamentenschränke in der Ambulanz zu überprüfen, und setzte seinen Weg zur Verwaltung fort. Dort lehnte er sich gegen den Türrahmen von Wraiths Büro und sah seinem Bruder zu, der sich gerade eine abgetragene Lederjacke überwarf. »Wo gehst du hin?«
»Mongolei. E will irgend so einen ganz besonderen Mana-Scheiß für seine Sammlung von ›Was wäre wenns‹.«
Shade lachte, weil Eidolon Wraith ständig aussandte, um seltene Artefakte, Zaubertränke und andere Materialien für das Krankenhaus zu besorgen, auf die vage Chance hin, dass sie einmal gebraucht werden würden, und betrat das Zimmer, das wenig mehr als eine Abstellkammer war. In der Tat war es Wraiths Aufgabe in der Klinik, ungewöhnliche Ingredienzen zu beschaffen, die ausschließlich in der Dämonenmedizin Verwendung fanden, und sein Büro spiegelte seine etwas willkürliche Methode, besagte Ingredienzen zu erforschen und aufzuspüren.
Da Shade ein Kontrollfreak war, verursachte Wraiths vollkommener Mangel an Organisation in jedem Bereich seines Lebens ihm Sodbrennen.
Wraith schob einen Satz Messer in sein Brustgeschirr und eine Glock in sein Oberschenkelhalfter. Zwei weitere Klingen glitten in Knöchelhalfter, und diverse Phiolen mit Giften und heiligem Wasser wurden in den Dutzenden versteckter Manteltaschen verstaut. Dieser Mann machte keine halben Sachen, wenn es um eine Mission ging, vor allem, nachdem er sich Feinde machte, wo er nur hinkam.
»Ich sorge mich um E«, sagte Shade unvermittelt. »Ist noch gar nicht lange her, da hat mein Gesicht mit seiner Faust Bekanntschaft gemacht.«
Wraith wirbelte herum und stieß einen leisen Pfiff aus. »Er hat dich geschlagen? E? Das sieht ihm aber gar nicht ähnlich.«
Nein, das tat es nicht. Shade und Wraith prügelten sich regelmäßig, aber für gewöhnlich behielt Eidolon seine Fäuste bei sich. »Ich glaube, die S’genesis macht ihn instabil.«
Wraith schnaubte. »Nur weil er die Jägerin geheilt hat, statt sie umzubringen, wie es sich gehört hätte, sie gevögelt hat und sie am Ende, statt sie Yuri zu überlassen – ich war zwar dagegen, aber, also echt, das war das einzig Vernünftige, was man tun konnte – auch noch nach Hause bringt?«
Shade brauchte ein paar Sekunden, bis er das Gehörte verdaut hatte, und dann kam ihm alles wieder hoch, wie Magensäure die Speiseröhre. »Eidolon hatte Sex mit dieser Aegis-Schlächterin? Im Krankenhaus ?«
»Jepp. Ich hab’s gleich an ihm gerochen, als ich ihn kurz darauf traf.« Wraith ließ sich auf eine Ecke seines Schreibtischs plumpsen, wobei er Papiere und Stifte über den ganzen Boden verteilte. »Wer hätte das gedacht? Mr Stock im Arsch treibt es endlich auch mal im Krankenhaus. Mit einer Patientin. Und dazu noch einer Feindin? Ich bin nicht sicher, ob wir eine Party für ihn geben oder ihn wegen seiner unglaublichen Dummheit in eine Feuergrube schmeißen sollten.«
Shade massierte sich mit zwei Fingern die Gegend über der Nasenwurzel, um die drohenden Mörderkopfschmerzen zu bekämpfen. Mist. Das war ja noch schlimmer, als er gedacht hatte. Offensichtlich beeinträchtigte der Wandel Eidolons Urteilsvermögen und beeinflusste seinen Sextrieb, und das bedeutete, dass sie alle in mächtigen Schwierigkeiten steckten. Wenn sich Eidolon schon nicht mehr in der Gewalt hatte, dann bestand für Shade oder Wraith nur wenig Hoffnung.
»Er braucht eine Gefährtin.« Eine Gefährtin würde die S’genesis nicht aufhalten, aber sie würde zumindest das außer Kontrolle geratene Verlangen beenden, jedes weibliche Wesen der gesamten Unterwelt zu schwängern.
»Ja, klar. Wie oft kommt es vor, dass wir eine Frau finden, die bereit ist, die nächsten sechshundert Jahre mit uns zu verbringen? Ich weiß ja nicht, wie es bei dir ist, Bruderherz, aber es gibt im ganzen Universum keine Frau, an die ich mich für einen solchen Zeitraum binden würde.«
Das war der Knackpunkt, der Grund, wieso sich nur so wenige Seminus-Dämonen mit einer Gefährtin zusammentaten. Eine Gefährtin behielt man fürs ganze Leben, und der einzige Ausweg war, sie umzubringen. Die Angst vor einer Bindung überwog häufig die Angst vor der S’genesis . Shade kannte keinen einzigen Seminus-Mann,
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