Demonica - Ione, L: Demonica
aber es war eine bittere Pille, die sie da zu schlucken hatte. »Dann hol ich mal mein Zeug«, murmelte sie unwirsch. »Es dauert nur eine Sekunde. Und bring Bleak nicht um.«
Sie zwang ihre Lungen, sich mit einem beruhigenden Atemzug zu füllen. Dann hob sie das Telefon auf, das bei dem Kampf zu Boden gefallen war, und wählte mit zitternden Fingern eine Nummer.
Jagger ging beim ersten Klingeln an sein Handy. »Dein Begrüßungskomitee war wirklich eine nette Idee, Jag«, sagte sie. »Aber wenn du mich tot sehen willst, musst du schon stärkere Geschütze auffahren. Jetzt komm her und hol deinen Müll ab.«
Sie beendete das Gespräch in dem Bewusstsein, dass sie soeben ihr eigenes Todesurteil unterzeichnet hatte. Aber als sie sich zu Eidolon umdrehte, grinste er sie freudestrahlend an. Er sagte etwas in einer Sprache, die sie nicht verstand; sein Blick bohrte sich in ihren. »Du bist wunderbar.«
So wie er. Unglaublich wunderbar. Und sie würde mit ihm nach Hause gehen. Das Wissen, dass sie ihm so nahe sein würde, in so einer intimen Umgebung, verunsicherte sie. Erschreckte sie. Erregte sie.
»Wir müssen gehen.« Und zwar schnell, ehe weitere Wächter auftauchten, um sie umzubringen. Als sie Mickey aufhob, wurde ihr endgültig bewusst, dass es kein Zurück mehr gab.
16
Eidolons Wohnung ähnelte in keiner Weise der dunklen, feuchtkalten Höhle, die sie erwartet hatte. Allerdings wusste sie selbst nicht, warum sie sich etwas anderes als ein Apartment in einem Wolkenkratzer in Manhattan vorgestellt hatte. Vermutlich kostete es pro Monat mehr, als sie für ihre Bude in zwei Jahren bezahlt hatte, aber das passte schließlich auch zu seinem Auto und der Art, sich zu kleiden.
»Das kommt mir alles so falsch vor«, murmelte sie, während sie ihre Waffentasche und eine Reisetasche auf den Boden stellte.
Eidolon zog Mickey aus seiner Jackentasche und schloss die Wohnungstür. »Was?«
»Das hier. Du solltest in einem Abwasserkanal oder so wohnen«, sagte sie, doch es mangelte ihrer Stimme an Überzeugung, weil sie in ihm inzwischen mehr als reine Verderbtheit sah und es immer schwieriger wurde, sich an ihre Prinzipien zu halten.
Vor allem, weil die Leute, die ihre Überzeugungen angeblich teilten, versucht hatten, sie zu töten. Zweimal. Oh, und weil sie selbst ein Dämon war. Noch so ein unbedeutendes Detail.
»Leider habe ich keinen Kanal mit Aussicht gefunden.« Er setzte Mickey ab, zusammen mit dessen Katzenklo.
»Und, wo ist dein Hund? Hast du ihn vielleicht doch aufgegessen?«
»Während du gepackt hast, habe ich die Dame angerufen, die mit ihm spazieren geht, und sie gebeten, das räudige Vieh ein paar Tage zu sich zu nehmen. Ich war nicht sicher, wie er auf das Wiesel reagieren würde.«
Irgendwo im Haus schlug eine Standuhr. »Räudiges Vieh? Du magst ihn wohl nicht?«
»Er leistet mir Gesellschaft«, sagte er beiläufig und zuckte mit den Achseln, aber die unterschwellige Zuneigung in seiner Stimme verriet ihn. Er mochte seinen räudigen Köter.
Er nahm ihr Gepäck, und sie folgte ihm den Flur entlang, dessen Wände eine ganze Reihe Ölgemälde mittelalterlicher Burgen und Schlösser schmückte, bis zu einem Schlafzimmer. Es war ein riesiger Raum, dekoriert in maskulinen Braun- und Burgundertönen. Das riesige Himmelbett musste extra für ihn angefertigt worden sein. Wie seltsam.
Dann begriff sie mit einem Mal. Das Bett war dafür geschaffen, mehr als zwei Personen zu beherbergen.
»Das ist dein Zimmer«, flüsterte sie. »Ich habe da hinten ein Gästezimmer gesehen … «
Er ließ die Taschen auf den hochglanzpolierten Holzboden fallen, und im nächsten Augenblick hielt er ihr Gesicht zwischen seinen warmen Händen. »Darüber sind wir wohl hinaus.« Er neigte den Kopf zu ihrem Hals hinunter; seine Lippen liebkosten ihre Haut. »Du schläfst bei mir.«
Wie ein richtiges Paar. Viel zu intim. »Will ich aber nicht.«
Er holte tief Luft. »Lüg mich nicht an, Tayla. Ich kann dein Verlangen riechen.«
Gott, sein verdammter Geruchssinn nervte gewaltig. »Ich brauche viel Platz.«
»Das Bett sollte groß genug sein.«
»Es ist groß genug für eine ganze Cheerleadertruppe.«
Sie fühlte sein Lächeln auf ihrer Haut. »Das klingt beinahe so, als ob du eifersüchtig wärst.«
»Spinn ruhig weiter.«
»Und du solltest dich jetzt ausruhen.« Er überraschte sie, als er zurücktrat, aber eine Fingerspitze strich noch zart über ihr Kinn. »Du hattest einen harten Tag. Wenn du duschen willst –
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