Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
Silbervergiftung genauso krank, wie sie es mit SF wäre. Er legte ihr noch einmal die Hand auf die Stirn, auch wenn er nur zu gut wusste, dass das Fieber nicht nachgelassen haben würde. »Das ist also der Grund, wieso du hier bist? Der einzige Grund?«
Ihr Blick wanderte zum Feuer, und sie starrte mit unbewegter Miene hinein. »Ich hatte keinen Ort, an den ich sonst hätte gehen können, nachdem die Aegis mein Geheimnis herausgefunden hatte.«
»Du hättest nicht herkommen sollen.« Er führte sich wie ein Arschloch auf, aber schließlich war er ein Arschloch. Seit dem Tag, an dem er von einem Werwolf angegriffen worden war, kümmerte er sich nur noch um sich selbst, und alle anderen waren ihm scheißegal.
»Offensichtlich war das ein Fehler.« Ihre Stimme war so leise, dass das Knistern des Feuers sie beinahe übertönte.
»Ja, das war’s.« Er stand auf und warf einen weiteren Holzscheit in das Feuer – mit ein wenig mehr Kraft als unbedingt nötig –, sodass Funken aufflogen und wütend um sich schnappten. »Das Letzte, was ich jetzt brauche, ist, mich um eine tragende Frau zu kümmern, der die Aegis auf den Fersen ist. Wie haben sie das mit dir überhaupt rausgefunden?« Als sie nicht antwortete, drehte er sich um. Ihre Augen waren geschlossen, ihre Atmung ging gleichmäßig. Sie war wieder eingeschlafen.
Und er steckte bis zum Hals im Schlamassel.
7
Sie fuhren eine gute halbe Stunde schweigend weiter. Zuerst war Sin dankbar für die Stille, bis ihre Gedanken begannen, in ihrem Kopf durcheinanderzuwirbeln, und ihr klar wurde, wie groß die Klemme war, in der sie saß. Lycus, dieser schleimige, hinterhältige Schwachkopf. Sie hatte gewusst, dass sie ihm nicht trauen konnte, hatte aber gehofft, dass er einen Teil seines nicht unerheblichen Einflusses dazu nutzen würde, ihr den Großteil ihrer Assassinen vom Hals zu halten – ohne sie schwören zu lassen, seine Gefährtin zu werden.
Aber er irrte sich; sie wurde keineswegs schwächer. So schön es auch wäre, die Last eines Assassinenmeisters mit jemandem zu teilen, konnte sie doch mit niemandem eine Bindung eingehen, und ganz besonders nicht mit einem Widerling wie Lycus.
Verdammt. Ihre eigenen Assassinen forderten ihren Kopf auf einem Silbertablett; die Kerkerer wollten sie in eine Zelle sperren – sie begann sich wie ein Reh zu Beginn der Jagdsaison zu fühlen. Als dann ihr Handy unaufhörlich klingelte – Anrufe und SMS von Lore, Eidolon, Shade, und sogar einer von Wraith – verlor sie auch noch den letzten Rest ihrer ohnehin schon überbeanspruchten Nerven und schaltete das Telefon aus.
»Sie machen sich deinetwegen Sorgen.« Con warf einen Blick auf ihr BlackBerry. »Du solltest drangehen.«
»Ich brauche ihre Besorgnis nicht.«
Seine Antwort war scharf. »Sind wir vielleicht ein bisschen selbstsüchtig?«
Okay, zugegeben, sie war selbstsüchtig. Seit dem Tag, an dem Lore und sie die Verwandlung durchgemacht hatten, die ihnen Tattoos, unkontrollierbares sexuelles Verlangen und die Fähigkeit zu töten beschert hatte, war sie gezwungen gewesen, die menschliche Welt hinter sich zu lassen. Was bedeutete, Schwächen, Mitgefühl und Liebe an einem Ort zurückzulassen, wo sie ihr nicht schaden konnten. Die Welt, in die sie nur Tage, nachdem Lore sie im Stich gelassen hatte, von einem dämonischen Sklavenhändler hineingezogen worden war, hatte sie verdammt schnell hart werden lassen.
Sie hatte ein ganzes Jahrhundert mit Dämonen verbracht, die Grausamkeit wie Luft atmeten, und es gab nur einen Grund, wieso sie das überlebt hatte: Sie hatte sich eine dicke Schicht Narbengewebe zugelegt, sowohl physisch als auch emotional. Dann hatte sie vor dreißig Jahren Lore gefunden, und seine Zuneigung hatte ihren Schild ein klitzekleines bisschen bröckeln lassen. Der Grund, warum sie sich nicht mit ihren Brüdern in Verbindung gesetzt hatte, war nicht der, dass sie ihre Besorgnis nicht haben wollte, obwohl das durchaus der Wahrheit entsprach. Ganz gleich, wie sehr sie es auch hasste, es quälte sie der Gedanke an Wraiths und Eidolons Strafen, weil sie ihr bei ihrer Flucht geholfen hatten.
Aber das würde sie Con gewiss nicht erzählen. Es auszusprechen würde es Wirklichkeit werden lassen und forderte zu Mitleid und nutzlosen Phrasen wie »Tut mir leid« und »Das wird schon wieder« heraus.
Ihre Arme überzogen sich mit Gänsehaut. Ihre Großmutter, die Sin und Lore seit dem Tag ihrer Geburt aufgezogen hatte, sagte ständig so was: »Es wird alles
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