Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
der vierten Hitze seiner Mutter, verlor sein Vater die Beherrschung, und statt sich mit ihr zu verbinden, trank er sie leer.
»Oh Mann«, sagte sie. Ihre dunklen Augen wechselten zwischen ihm und der rapide heller werdenden Morgendämmerung hin und her. »Was ist mit deinem Vater passiert?«
»Der Tod der Frau beendet die Sucht, aber er konnte mit seiner Tat nicht leben. Er zerstörte sich selbst.« Das war die Untertreibung des Jahrhunderts. Cons Vater hatte sich bei lebendigem Leibe verbrannt.
Sin biss sich auf die Unterlippe. Plötzlich wirkte sie nachdenklich und, zum zweiten Mal innerhalb der letzten Stunden, verletzlich. »Hast du jemals …«
Er dachte lange über seine Antwort nach. Noch länger überlegte er, ob er ihr eine Lüge auftischen sollte. Aber dann schleuderte er die Antwort von sich, wie einen Felsen, der ihm auf dem Herzen lag. »Ja.«
»Hast du dich mit ihr verbunden?«
»Nein.« Diese Chance hatte er nicht erhalten … Ach, zur Hölle, er hatte es nicht gewollt. Er hatte von ihr Blut und Sex gewollt, aber keine lebenslange Beziehung. Allerdings war sein Verlangen nach Sex nicht einmal annähernd so verzehrend wie jetzt bei Sin.
»Ist sie gestorben?«
»Ja.«
»Und das war deine Schuld?«
»Ja.«
Er erwartete, dass sie angewidert vor ihm zurückschrecken würde, aber sie neigte nur den Kopf, starrte ihn an und nickte schließlich entschlossen.
»Ich hab ein paar Kerle umgebracht, nachdem ich mit ihnen geschlafen hatte. Meistens, weil sie versuchten, mich zu töten.« Sie zuckte die Achseln. »So was kommt vor. Du solltest nicht zu hart mit dir ins Gericht gehen.«
Jetzt starrte er sie an. Jedes Mal, wenn er glaubte, sie zu durchschauen, machte sie eine komplette Kehrtwende und reagierte genau auf die entgegengesetzte Art, die er erwartet hatte. Er liebte das. Niemand hatte ihn je dermaßen auf Zack gehalten wie sie. Auch wenn sie ihm dabei schrecklich auf die Nerven ging.
»Ich wusste es besser, Sin. Ich wusste, was passieren würde, wenn ich mich zu oft von ihr nährte, und ich hab’s trotzdem getan. Ich wollte es bis zum Äußersten treiben, wollte sehen, wie weit ich gehen konnte, ohne die Linie zu übertreten. Ich habe mit ihrem Leben gespielt, und sie hat dabei verloren.«
»Und wie lange ist das jetzt her? Hast du so was seitdem noch einmal getan?«
»Es ist acht Jahrhunderte her, und nein.« Er nagelte sie mit seinem Blick fest, um sicherzugehen, dass sie verstand, was er jetzt sagte. »Bis du gekommen bist.«
Oh ja, sie hatte verstanden. Sie holte zittrig Luft und schluckte. »Bist du …«
»Nahe dran.« Viel zu nahe. Selbst in diesem Augenblick schob er sich zentimeterweise auf sie zu, während ihm bereits das Wasser im Munde zusammenlief.
»Und was genau bedeutet das?«
»Es bedeutet, dass ich ein geradezu überwältigendes Verlangen nach deinem Blut verspüre. Ausschließlich nach deinem Blut. Irgendwann wird mir dann regelrecht übel werden, wenn ich mich von jemand anderem nähre. Vermutlich ist es schon so weit. Die Sucht wächst bei jeder Nahrungsaufnahme. Es ist wie eine Droge. Ich brauche mehr und immer mehr, bis ich nicht mehr aufhören kann.«
»Und der einzige Ausweg ist, die Frau zu töten oder aber die Verbindung mit ihr einzugehen?«
»Es ist möglich, einen Entzug zu machen, aber der dauert verdammt lange und ist grauenhaft. Einige Dhampire sind gestorben, ehe die Sucht nachließ.« Clean zu werden, war nicht so leicht, und selbst wenn es einem Dhampir gelang, konnte er sich danach nicht einmal im selben Zimmer wie die Frau aufhalten, nach deren Blut er süchtig war, sonst begann der ganze Mist von vorne, nur noch viel schlimmer.
»Na ja, ich schätze, es ist gut, dass du zumindest das Virus los bist.«
»Den Göttern sei Dank.« Er zeigte auf die Hintertür, ehe er am Ende noch der Versuchung nachgab. »Wir sollten lieber gehen.« Er hielt inne. »Wie lange noch, bevor du wieder Sex brauchst?«
»Vermutlich ein paar Stunden. Dein Saft scheint echt ziemlich mächtig zu sein.«
Typisch männlich, sich wegen so was vor Stolz aufzublähen, und natürlich war das auch bei ihm der Fall. »Das überrascht mich nicht.«
Sie verdrehte die Augen. »Aber selbstverständlich nicht.«
»Ach, ähm …« Er beäugte sie neugierig. Vermutlich würde sie es nicht in den falschen Hals bekommen, was er sie jetzt fragen würde, aber er war mit einem Mal nicht sicher, ob er die Antwort wirklich wissen wollte. »Was ist mit Vampiren? Reinrassigen Vampiren.
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