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Demor - Einfach bösartig (German Edition)

Demor - Einfach bösartig (German Edition)

Titel: Demor - Einfach bösartig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Vega
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stummen Anrufe der Gefallenen. Haltio, Insor, Harja und wie die Ewigen sonst alle hießen, hatten wahrscheinlich wichtigere Dinge zu tun. Die Ortschaften brannten und Demor konnte es den Göttern nicht verübeln. Aus der Luft betrachtet sahen die Feuer aus wie Lagerstätten.
    »Seht! Die Menschen ziehen davon. Wohin wollen sie?«, fragte Dalir gegen den Wind an.
    Eine Ansammlung von mehr als zehn Dutzend Männern, Frauen und Kindern schleppte sich nach Norden ins Landesinnere. Die Menschen schlurften wie gebeugte Pilger. Fünf Pferde und ein Dutzend Esel trugen das wenige Hab und Gut. Kaum zwei Handvoll Kühe, Schafe und Ziegen wurden innerhalb der Gruppe mitgetrieben. Diese Menschen suchten Schutz und eine neue Bleibe. Vermutlich stammten sie aus Ücken oder Richland. In beiden Fällen waren die Ansiedlungen zerstört worden.
    Demor ignorierte die Frage von Dalir. Seine Gedanken kreisten, um den Zusammenhang der Ereignisse zu verstehen. Jemand war ihm zuvorgekommen. Sollte Thu’urkesch ihn am Ende tatsächlich hintergangen haben, wie er es mit den Orks getan hatte? Ihn störte weniger die Tatsache, dass der Krieg bereits begonnen hatte, sondern vielmehr, dass ein anderer seinen Platz einzunehmen versuchte.
    Mit tiefer Verärgerung betrachtete Demor das Schauspiel unter sich. Ein riesiger Spalt von der Länge eines Stromes erstreckte sich über den Boden, als wollte die Erde an dieser Stelle alles um sich herum verschlucken. Vom Zentrum der Schlucht sprengten weitere Furchen wie die Nebenarme eines Flusses in sämtliche Himmelsrichtungen ab. Dieser Landeinschnitt konnte noch nicht lange bestehen. Für eine solche Schlucht bedurfte es üblicherweise Jahrhunderte. Trotzdem schien sie über Nacht entstanden zu sein.
    Die Stille seiner Gefährten ließ erahnen, dass sie den Grund des Chaos ebenfalls in der Vernichtung der Gesetze sahen. Sollte ein so winziges Pergament derlei immense Auswirkung nach sich gezogen haben?
    Demor konnte es nicht glauben. Es musste eine logische Erklärung für das Durcheinander geben. Und während er darüber nachdachte, folgten dem Drachenflug die Wolken einer Höllendüsternis. Der Donner einer Götterpauke brach sich vom Süden her und sein Hall zersplitterte in einer Sinfonie des Klagens. Terk gab einen Jammerschrei von sich und ein heftiger Wind riss ihn zur Seite. Für einen kurzen Moment ruderte er auf Schlagseite, rechtzeitig fing sich der Drache wieder. Demor und seine Gefährten hatten sich an den Rückenwirbeln festgekrallt und sahen sich verwundert an. Das war kein natürliches Schauspiel, das da am Himmel aufzog.
    »Wir müssen landen!«, schrie Dalir.
    »Wir dürfen jetzt nicht wanken!«, antwortete Demor trotzig.
    Von einem Stück verbranntem Papier wollte er sich nicht in die Knie zwingen lassen. Sein Ziel hieß Sighelmsquell, wo er Klarheit finden würde – und hoffentlich Thu’urkesch.
    Die Ewigen Stufen hatten die Reise verzögert. Nie hätte er geglaubt, dass die Zeit ihn einmal zum Wettstreit fordern würde. Nun war es doch so weit und er befand sich momentan an zweiter Position.
     
    Sie jagten durch die Nacht und den Tag und erneut durch die Nacht und den Tag. Erst als die Soelscheibe zum vierten Mal aufging, erreichten sie die Hauptstadt von Lorundingen – oder den Ort, wo sie hätte sein sollen.
    »Nein!«, brüllte Demor und er spürte ein Stechen in seiner linken Brust, wie er es nicht für möglich gehalten hatte. »Wo ist sie hin?«
    Totenstille. Nur die dunklen Hasswolken kicherten stumm von oben herab.
    Der Drache setzte zur Landung an und sie stiegen von dem massiven Leib.
    »Sehen aus, als verschlucken Erdboden Stadt«, bemerkte Bult und blickte über den Rand der Grube in die Endlosigkeit.
    Vor ihnen breitete sich ein Krater aus, der so groß war, dass Demor seinen vollen Umfang vom Boden aus nicht erkennen konnte. Sighelmsquell existierte nicht mehr. Die blauen Spitzdächer waren verschwunden. Ausgelöscht. Anstelle der Stadt klaffte das Loch und Demor vermochte nicht zu sagen, wo es aufhörte. Womöglich führte es direkt in die sechste Sphäre des Hakkon.
    »Wie konnte das geschehen? Wie kann eine ganze Stadt verschwinden?«, fragte Dalir und drehte sich kopfschüttelnd im Kreis.
    Die Baronenstraße führte mitten in den Kessel hinein, wo das Pflaster einfach abbrach. Die Umgebung lag da wie ein verdorrter Garten. Bäume waren abgeholzt worden, vermutlich für den Kriegseinsatz. Ein Katapult und zwei Belagerungstürme lagen in Einzelteile zerstreut

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