Demor - Einfach bösartig (German Edition)
über der Ebene und zeugten von dem ausgetragenen Kampf. Sonst gab es keine Spuren. Es schien, als hätte das Loch jeden Hinweis verspeist.
Denk nach! , ermahnte sich Demor und wummerte mit der Faust gegen seine Stirn. Die kompletten Stadtmauern, die Einwohner, die Gebäude, die Armee, das Königshaus, alles war vom Erdboden verschluckt.
Der Wahnsinn trieb ihn umher. Er ließ sich zu Boden fallen und zürnte gegen die Erde unter seinen Knien. Er wollte sich selbst geißeln. Er schrie in der Sprache der Toten und seine Begleiter standen wie gefesselt.
Das ist Teufelswerk! Ilgor der Dämonenfürst ist persönlich aus seinem flammenden Reich gestiegen und hat Lorundingen mit feuriger Gerte gestraft.
Eine andere Erklärung gab es nicht. Keine Macht auf Fantastika konnte eine ganze Stadt verschwinden lassen. Das war unmöglich.
Es war Bult, der ihn anfasste. Wie ein fanatischer Kobold fuhr Demor herum, seine Augen flackerten wild. Der Ork bog sichtlich erschrocken den Oberkörper zurück und nahm einen halben Schritt Abstand. »Was seien mit Augen von worgosh? «
Demor tastete nach seinem Stab, der neben ihm im Staub lag. Sein Gesicht brannte und er konnte die Raserei nicht abschütteln. »Dieser Erzähler! Er hat mich hintergangen! Meines Triumphes hat er mich beraubt! Diesmal werde ich ihm nicht nur die Hände nehmen!« Die Gedanken überschlugen sich. Die Krone drängte ihn. Seine Vergangenheit klopfte an und forderte ihren Sold. Syxpak tauchte in seinem Kopf auf und richtete seinen heiligen Schild gegen ihn. Demor sah sich selbst in einem Grab liegen – und der Deckel darauf ließ sich nicht bewegen.
Der Stab polterte erneut zu Boden. Er fasste seinen Schädel, der jeden Moment zu explodieren drohte. Rettung suchend grabbelte er nach der schwarzen Kugel in seiner Tasche. Seine Finger umschlossen den Seelenmeisterspruch, als wollten sie die Hülle aufbrechen. Doch das Artefakt redete mit dem Lich in der einen unverständlichen Sprache.
»Meister?«, versuchte es Bult erneut.
Dalir und der Kopflose stellten sich neben den Ork.
»Wir werden mit Euch gehen – wohin uns die Reise führt. Wir erfüllen unseren Treuschwur«, sagte die Halbdämonin und die beiden anderen nickten zustimmend.
Demor blickte voller Geifer auf. »Niemand schwört dem, der vor dem Lord Scharfrichter flieht! Nicht dem, der vor dem Todesgott erntet. Erkennt ihr Narren nicht, dass dieser Weg verflucht ist? Mein Weg? Seitdem ich dieses Ding auf meinem Kopf trage, lebe ich in einer Welt aus Schatten. Ich bin verdammt für alle Ewigkeit. Verurteilt dazu, mein Dasein in einem Laufrad zu fristen. Also, was wollt ihr noch hier?«
»Scharfrichter, tss! Ihr solltet Euch hören. Ich für meinen Teil werde mein Angebot kein weiteres Mal wiederholen. Wir stehen zu Euch. – Jetzt erhebt Euch schon. Diese Szene ist für uns alle peinlich genug.« Dalir zeigte tatsächlich so etwas wie ein Lächeln, ging auf Demor zu und reichte ihm die Hand. Ihre blauen Augen strahlten wie ein Ozean der Hoffnung, wie eine Blüte in einer trostlosen Steppe.
Ein erneuter Donnerlaut.
Demor rappelte sich hoch. Seine Gebeine plärrten wie Schiffsriemen. Mit einem Minimum an Erhabenheit putzte er sich den Staub von seinem Mantel. Hernach richtete er sich zu voller Größe auf und blickte wohlwollend auf seine Getreuen. Was für eine eigenartige Gesellschaft ist da in mein Leben getreten?
Zeit, den Gedanken zu vertiefen, blieb nicht. Das falsche Gewitter grollte heran und Demor verspürte nicht das Bedürfnis, auf das Kommende zu harren. »Wir fliegen zurück nach Nordrungen.«
Als hätten sie es erwartet, nickten die anderen.
Terk schien zu ermatten. Der einstige Stolz des Königs schwand mit jedem Flügelschlag. Der Drache ließ den Kopf hängen, seine Gebeine wirkten instabil wie bei einem Esel, den man von früh bis spät über Stock und Stein geschunden hatte. Seine Augen hatten jeglichen Willen verloren, ein Meer der Leere lag in den Augenhöhlen.
»Vorwärts!«, befahl Demor. »Das Ende kommt, wenn ich es bestimme!«
Mit sichtbar letzter Kraft schwang sich der Knochenriese in die Lüfte.
Nicht weit vom ehemaligen Sighelmsquell, entlang der Baronenstraße, hatten sich Wegelagerer in einer Turmruine eingenistet.
»Es sind Menschen! Soldaten des Königs. Weniger als fünfzehn Mann«, erkannte Dalir. »Seht, sie deuten auf uns. Schon suchen sie Deckung.«
Der kleine Trupp am Turmschacht hastete Hals über Kopf hinter zweifelhaften Schutz aus Holz und
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