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Demor - Einfach bösartig (German Edition)

Demor - Einfach bösartig (German Edition)

Titel: Demor - Einfach bösartig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Vega
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wohl wissend über diese Zweideutigkeit und dass dem Gegenüber das Abgeben seiner künstlichen Sehkugel teurer zu stehen kommen könnte als der Verlust seines natürlichen, einseitigen Augenlichts.
    Bult jaulte aus dem Hintergrund, als er es vernahm.
    Demor winkte ab. »Macht Euren Zug, es könnte Euer letzter sein!«
    Gallgrimm machte keine Anstalten, irgendeinen Versuch zu starten. Als säßen sie beim Frühstück eines ereignislosen Tages, nippte er an seinem Krug.
    Der Lich kannte diese Anzeichen. Der andere Zauberer überspielte seine Unsicherheit und suchte nach einer Fluchtmöglichkeit. Aus den Augenwinkeln bemerkte er den Waak, wie er unruhig mit den Hufen scharrte. Der Zwerg hatte eine Hand hinter seiner Hüfte versteckt, gerüstet, um auf Kommando den Hammer zu greifen. Und in Demors Rücken stand der Goblin. Geschickt. Sicher umschlossen die Krallen bereits den Griff des Kurzschwerts.
    Wirst alt, törichter Lich! Unter deinesgleichen wirst du nur das Pfand finden, das du selbst aufbringen würdest. Gallgrimm dachte nicht daran, dieses Spiel – und damit den Meisterzauberspruch – zu verlieren. Ja, Demor befand sich in bester Gesellschaft.
    »Setz endlich deinen Zug, Zyklop!«, tönte jemand aus den hinteren Reihen, aber das Gelächter hielt sich in Grenzen.
    Gut, dass man den Rufer nicht sah, denn entweder besaß derjenige das Gehirn einer Fliege oder den Drang, dem Todesgott zu begegnen.
    Das aus Sturnenstoff gefertigte Gewand spannte sich so ruhig über Gallgrimms Oberkörper wie eine Wasseroberfläche bei Windstille. Zu einem Eisblock war er erstarrt. Nur das gesunde Auge teilte unverhohlene Feindseligkeit mit.
    Demor war bereit. Beide Zauberer hatten die Hände flach auf der Tischkante liegen. Der Stab ruhte höchstens einen Fuß von ihm entfernt. Die Umgebungsgeräusche verstummten. Demor konzentrierte sich. Gleich würde es enden.
    Die Schultern des Kopflosen zuckten.
    Gallgrimms Lippen lockerten sich.
    In dem Augenblick, als sich dessen Lippen bewegten, packte die Knochenhand zu.
    Die Runen verblichen. Der einäugige Zauberer sprang auf.
    » Ani… «
    Gallgrimm murmelte etwas, hielt eine Handfläche nach vorn und eine nach unten.
    » …fulgor !«
    » Katschek! «
    Dunkle Zungen flammten unter dem Stuhl des Illusionsbanners hervor. Zur gleichen Zeit verließ ein violetter Blitz den Reif von Demors Stab. Gallgrimm wurde eingehüllt von schwarzgrauem Feuer und violetten Funken. Er sperrte den Mund auf und sein Schrei vermischte sich mit der Panik der Menge.
    Angsterfülltes Gekreische.
    Der Wirt verlor die Standfestigkeit im Tumult. Die Zuschauer drängten zur Tür. Selbst die kräftigsten Kerle rannten, als jagte man nach ihrer Haut. Aber der Fluchtweg war versperrt. Wie ein abscheulicher Phönix verwandelte sich der Waak.
    Bult stürmte los.
    Die Augen des Zwergs weiteten sich. An dem Holzschaft, wo vorher sein Steinhammer gethront hatte, tropfte geschmolzenes Gestein herunter. Wie ein nasser Sack stand er seitlich zu Demor. Die Halbdämonin hinter dem Bartträger grinste.
    Gallgrimm verwandelte sich dank seines gelungenen Zauberspruchs in eine farblose Gestalt. Wie ein Geist, aber noch immer umschlungen von Feuer und Blitz, rannte er durch die Menge. Wo er auf Körper traf, schreckten die Leute zusammen, als bemächtige sich eine fremde Seele ihrer Leiber. Doch da huschte der Zauberer bereits auf der anderen Seite wie ein Gespenst ins Freie.
    Wieder sammelte sich die Magie an Demors Zepter. Er darf nicht entkommen! Ein weiterer violetter Strahl löste sich in züngelnden Funken von seinem Stab, auf der Suche nach dem Menschenzauberer. Doch weil der Spruch den fleischlichen Körper nicht fassen konnte, ging er mitten durch die Erscheinung hindurch und traf einen unbeteiligten Gast, der auf der Stelle tot umkippte.
    Mit heiserem Röhren stand der Waak bereit, den kleinwüchsigen Ork zu zermalmen. Drei Schritte, zwei Schritte … Bult hatte ihn getäuscht. Statt frontal anzugreifen, schlitterte er den letzten Schritt über den Boden. Die Kette kreiste und die Dornen verbissen sich wie Hauer im Unterleib des Kampfkeilers. Bults Waffe zerpflügte Haut und Muskeln und wie Erbrochenes quollen die Gedärme aus der Öffnung. Wie ein aufgeschlitzter Sack Getreide krachte der Waak auf den Boden.
    Gallgrimm erreichte den Ausgang. Als brennende Fackel stürzte er nach draußen. Zwischen dem Zwerg und Demor purzelte der Kopf des Goblins über den Boden. Im Gesicht verblieb das Lächeln einer Säge. Der

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