Demor - Einfach bösartig (German Edition)

Würfel in Demors Hand. »Bitte, Lord Demor. Euer Zug.«
    Der Lich hob den Zeigefinger und bedeutete dem Menschenzauberer, still zu sein. Mit einem finsteren Blick stützte dieser sein Kinn auf den Arm.
    »Ihr wollt mir weismachen, dass dies keiner von den verbotenen Würfeln ist?«
    » Katschek! «, bestätigte der Goblin und sofort legte Bult seine schwere Hand auf dessen schmale Schulter. Das Langohr knurrte.
    »Also wollen wir spielen!«, sagte Demor.
    Tosender Beifall.
    »Spielen wir um die Vorherrschaft von Fantastika! Doch, Herr Wirt, bringt uns einen neuen Würfel.«
    Das Gebaren der Besucher glich mittlerweile einem Meer aus Völlerei. Sie klatschten und riefen den Wirt herbei. »Würfel! Würfel! Würfel!«
    Mit den größten Schritten, die seine Beine zuließen, eilte der Hausherr zum Spieltisch. Demor streckte die Finger aus. Der Zwerg legte den Würfel herein und der Lich hielt die wulstige Hand fest. Mit schwacher Gegenwehr versuchte der Wirt, den Griff zu lösen.

Gallgrimms Fluch und Flucht
     
    »Ihr werdet mich nicht hintergehen. Ist es so?«
    Der Zwerg, umringt von so vielen Zeugen, schien im Boden versinken zu wollen. Stumm schüttelte er den Kopf.
    »Dessen bin ich mir sicher«, fuhr der Lich fort. »Andernfalls werde ich zurückkehren und dieses Haus dem Erdboden gleichmachen. Und Euch und Eure Sippe, Eure Vettern und Verwandten und jeden, mit denen Ihr Umgang pflegt, werde ich an vorderster Front meiner Armee kämpfen und sterben lassen. Und danach werde ich sie wiederbeleben – immer und immer wieder. Und Ihr werdet um Gnade flehen und nicht erhört werden.«
    Mit offenem Mund blickte ihn der Zwerg an. Die braunen Zähne wirkten so verloren wie seine Haut. Er merkte nicht einmal, dass seine Hand längst frei war, und hielt sie deshalb noch Augenblicke danach in erhobener Haltung.
    »Den hier behalte ich«, sagte Demor und steckte den falschen Würfel in seine Tasche. Den echten gab er Bult, schnippte vor dessen Nase und ermahnte ihn, sich zu beherrschen. »Und mit deinem Kobold rede ich später.« Hoffentlich hat mich dieser grüne Spinner nicht gänzlich zum Hornvieh gemacht.
    Sie spielten.
    Die Unverschämtheit des Goblins war gewichen. Beide Wangen in die Arme gestemmt, musste er mit ansehen, wie sich seine Drachenarmee verkleinerte. Noch weit schlimmer traf es den Zwerg und den Waak. Gleichwohl Demors Gruppe nur noch zu dritt spielte, eroberten sie ihre Ländereien zurück. Allerdings standen Gallgrimms Zauberer auf festem Posten. Er büßte kaum Einheiten ein, konnte stattdessen seine Position ausbauen.
    Schließlich würfelte der Kopflose eine Vierzehn und fegte nach einer Zehn des Waaks die Elfen von der Weltkarte.
    »Drei gegen drei!«, jubilierte Demor.
    »Und weniger Länder für euch«, konterte Gallgrimm.
    Die Orkeinheiten bekamen bei zahlenmäßiger Unterlegenheit eine Zugabe auf ihre Stärke und somit riss Bult eine Schneise in das Gebiet der Drachen. Aber der Goblin setzte zum Gegenzug an und auf freiem Feld hatten die Drachen ihrerseits Vorteile aus der Luft.
    »Das ist für meinen eingerissenen Mantel«, sagte Demor und durchbrach den verbliebenen Widerstand des Zwerges mit einer ganzen Horde an Untoten.
    »Beim allmächtigen Dagri!«, schimpfte dieser und verließ mit einem bitterbösen Gesicht den Tisch. Eventuell hatte ihm das letzte Bräu schlecht gemundet.
    Da der zweite Gegner ausgeschieden war, blieb Demor und seinen Gefährten ein Gegenangriff des Zwergs erspart. Dafür wartete Gallgrimm mit seinem Angriff auf. Nach einer schwachen Sechs gab der Lich seine Schadenfreude durch ein Kichern kund. Zu seinem Entsetzen nutzte der Angreifer die Wissensfähigkeit seiner Zauberer und durfte erneut würfeln.
    Sechszehn.
    »Leichtfertigkeit bricht ganze Königreiche«, spottete Gallgrimm und schnipste eine Einheit Untoter direkt von der Tischplatte, nachdem Demor nur eine Vierzehn aufbieten konnte.
    Der Kopflose nahm den Würfel auf. Mit der anderen Hand deutete er einen raffinierten Zug in das Gebiet der Drachen an. Der Goblin schluckte schwer und Demor vermutete gleichfalls, dass sich der grünhäutige Nachbar nicht mehr lange halten würde. Und tatsächlich, das Glück saß in Person des Schwarzgekleideten am Tisch. Mit einer hohen Zahl drängte der Kopflose den Verteidiger weit in das Gebiet der Drachenklippe zurück.
    Für einen Moment sah es aus, als hätten sich die Pupillen des Illusionsbanners rabenschwarz gefärbt. Der Menschenzauberer nahm Blickkontakt zum Goblin auf,