Demor - Einfach bösartig (German Edition)
aufgerissenen Augen am Boden. Der Tod nahte. Sie versuchte, ihre Lippen zu befeuchten. Jede Bewegung rief ein Zucken in ihrem Leib hervor. Der Kopflose presste seine Hand auf die blutende Stelle an ihrem Hals. Rote Rinnsale schlängelten sich über seine fahlen Finger.
Garolruk bellte seinen Schamanen an. Der Medizinmann verbeugte sich stumm und trat an das sterbende Weib heran. Ein Messer blitzte auf. Schneller als der Wind packte der Kopflose das Handgelenk des Orks.
» Nogh! «, brüllte Garolruk. »Elfe sollen leben.«
Der Schamane blickte den Kopflosen aus vieldeutigen Augen an. Langsam löste sich die Hand von seinem Arm. Der Ork erwiderte die Geste mit einem unmerklichen Nicken. Anschließend begann er, einen Lederstreifen von Dalirs Oberschenkelbekleidung abzutrennen, den er zu einer engen Gürtelschlaufe formte. Mit einem Finger voller Warzen deutete er auf das Hemd unter dem Mantel des Kopflosen.
Demor zischte. Was für ein Leid mit den Lebenden.
Der kopflose Reiter verstand und riss einen fingerbreiten Stofffetzen vom Ende ab.
In unverständlicher Orksprache murmelte der Schamane eine Art Gebet. Aus einem Lederbeutel unter seinem Bärenfell streute er ein moosgrünes Pulver in die Wunde von Dalir. Sie keuchte auf, als verließen sie sämtliche Luftreserven.
Unruhig schwang der Kopflose neben ihr mit dem Oberkörper. Der Blick der Halbdämonin suchte den des dunklen Begleiters. Er wirkte leer und verzagt.
Erneut griff der Schamane unter das behaarte Wams und brachte den Hauer eines größeren Tieres zum Vorschein. Er löste die Lederabdeckung und seine Finger pulten eine graue Salbe heraus, die den säuerlichen Geruch von Hühnerdung verbreitete. Die Pampe schmierte er ebenfalls an Dalirs Hals. Der Stab mit dem Arjaspass-Ziegenschädel wippte auf und nieder und mit einem Singsang ließ er seine Formel über der Halbdämonin fruchten. Zum Schluss verband er den Hals mit dem Hemdfetzen des Kopflosen und schnürte die Wunde mit ihrem eigenen Lederband fest.
»Können wir nun endlich gehen?«, fragte Demor voller Ungeduld. Nicht mehr lange und die Truppen Lorundingens würden über sie herfallen wie Heuschrecken in besonders heißen Sommern.
Dalirs Atmung beruhigte sich. Der Schamane blies ihr ein letztes Pulver ins Gesicht. Unzählige Glitzerkristalle bildeten einen Nebel, der etwas Magisches prophezeite. Die Orks nickten sich zu.
»Ihr Geist seien stark«, grunzte Garolruk. Auch sein eigener Zustand war nicht weit von einem Totenbett entfernt. Er packte Demor am Arm, als dieser den Drachen besteigen wollte. »Ihr suchen Paladin?«
Misstrauisch starrte Demor auf den Griff des Orks und hernach in dessen Augen. Das Kriegsgetön wurde lauter.
»Seien Ihr so verschlagen wie Thu’urkesch oder gelten Euer Wort? Wenn ja, treffen wir Abmachung und Ihr bekommen Syxpak.«
Demor riss sich los. »Syxpak ist gefangen auf den Ewigen Stufen. Niemand kann ihm dort helfen, niemand zu ihm gelangen.« Er befahl seinen Begleitern, aufzusitzen, wobei der Kopflose Dalir stützen musste.
»Knochenzauberer irren! Ich Euch sagen, wie Ihr zu ihm gelangen. Dafür Ihr uns bringen aus Stadt.« Seine Stimme klang wie die von einem Mann, der es ernst meinte. Aber Demor rief sich seine letzten Entscheidungen ins Gedächtnis, von denen die wenigsten allzu klug gewesen waren.
» Worgosh sprechen Wahrheit«, mischte sich Bult ein. »Wenn Garolruk wissen, wie zu Szixpakk kommen, dann er sagen werden.«
»Halt den Mund, ungehobelter Klotz! Hat dir das dein Kobold gesagt?«, fuhr ihm Demor über das Maul, um jegliche Unterhaltung mit seinem treulosen Diener im Keim zu ersticken. »Aber dein Verhalten wird später unser Thema sein. – Aufsitzen!«
Könnte er noch schäumen, so würde dem Lich die Wut in schwallartigen Blasen aus dem Mund laufen. Mit finsterem Blick schaute er den Stammesführer ins Gesicht, ob eine Täuschung zu erkennen war. Als er keinen verdächtigen Zug fand, bedeutete er Garolruk, auf den Drachen zu steigen, fügte aber hinzu: »Bis hinter die Mauern und keinen Flügelschlag weiter! Solltet Ihr mich hintergehen, lasse ich nicht nur Euch, sondern Euer ganzes Volk bluten.«
Wie fleißige Bienen über eine Blüte herfielen, hangelten sich die drei übrig gebliebenen Orks an den Rippenbögen des Drachens zur Wirbelsäule hoch.
Pfeile surrten aus den Sehnen verdeckter Feinde, Terk beantwortete sie mit seinem Kälteatem.
»Fertig oder nicht«, rief Demor, als der letzte Ork noch an einer Rippe hing, »es geht
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