Demor - Einfach bösartig (German Edition)
mit der Wucht eines Giganten schwang er sich in den Nachthimmel.
Taubenquell war nicht mehr als ein Weiler. Schon damals war es erbärmlich winzig gewesen. Sieben Gehöfte standen zusammengepfercht wie eine Wagenburg. Rauch aus Steinessen verriet, dass noch Menschen dort unten lebten.
Demor bedachte sie mit Geringschätzung. Im Schutze der Schafswehr hatten die Bewohner gelernt, als kleine Gruppe zu überleben. Sie versorgten die stationierten Soldaten mit Fellen, Gemüse und Kartoffelbrandwein. Allein auf sich gestellt wären sie im Grenzland nicht überlebensfähig.
Er dirigierte den Drachen Richtung Norden. Nicht lange und die Ödnis erstreckte sich unter ihnen wie ein braungelbes Meer. Er blickte sich nach seinen Begleitern um. Im Licht der Morgensoel wirkte das Gesicht der Halbdämonin fiebrig, als hätte sie ein Ölbad genommen. Doch die Eiserne Jungfrau kämpfte. Demor sah es in ihrem Blick, der sich wie Stein verfestigt hatte. Lediglich der fast zärtliche Griff des Kopflosen, der ihren Oberkörper stützte, bildete einen Kontrast zu ihrer harten Hülle. Die zerrissenen Wolken im Hintergrund umsäumten das Paar, und es entstand das Bildnis eines Felsens, der zwischen Leben und Tod aufragte.
Und er erkannte noch etwas: einen schmollenden Ork.
Zufrieden setzte sich Demor aufrecht hin und eiferte dem Reich der Hexenkönigin entgegen.
Hier, im Land der Orks, war der Winter noch nicht vollständig vertrieben. Die Kammblutsträucher zeigten keinerlei Blüten. Erst in ein paar Tagen oder Wochen würden sie weiß hervorstechen, um im Sommer knallgelbe Früchte zum Vorschein zu bringen.
Die Nesselborken wogten wie eh und je mit dem Wind. Deren Stämme wurden nur so breit, dass ein stämmiger Kerl sie mit zwei Händen zu umschließen vermochte. Dürres Geäst auf kargem Boden. Bis hier unter das Wolkendach versprühten sie ihren klebrigen Duft, der etwas von Klee hatte.
Demors Augen suchten das Gebiet nach einem Grab oder einer Grube ab. Helles Gestein lag mal mehr, mal weniger zu Geröllhaufen zusammengestaucht. In einem Bogen beschrieb Terk seine Runde über einen Hain von höchstens drei Dutzend Borken, bevor er zur Landung ansetzte. Der Aufprall zerrte hart an Demors Knochen. Die Halbdämonin ächzte.
Der kopflose Reiter sprang vom Drachen und stand bereit, Dalir beim Absteigen aufzufangen. Überraschenderweise ließ sich das sonst so störrische Weib diese Aufwartung gefallen.
»Wir werden dort entlang gehen.« Demor wies die Richtung ohne Gedanken an eine Verschnaufpause und ohne sich nach dem Zustand von Dalir zu erkundigen. Da sie bis jetzt nicht tot war, würde sie ein kleiner Marsch auch nicht umbringen.
Beinahe konnte man diese Gegend karg nennen. Eine Idylle für jeden Einsiedler, der bereit war, sich von Ästen und Steinen zu ernähren.
Nirgends ein Eingang oder eine Öffnung. Hatte er sich von diesem Ork überrumpeln lassen?
»Was immer Ihr sucht, es scheint vor Euch auszureißen«, spottete Dalir, was darauf hindeutete, dass sich ihr Zustand besserte – erheblich besserte. »Zweimal ist Euch der Paladin bereits entwischt und selbst ein drittes Mal steht das Glück nicht auf Eurer Seite.« Sie hustete schwer, was Demor zumindest einen Hauch von Zufriedenheit ließ.
»Wie kommt es, dass Ihr die Schwachstelle dieser Dämonen kennt?«, gab er dem Gespräch eine andere Richtung.
»Dämonenkunde ist eine Art Zeitvertreib von mir. Trotzdem mag ich sie genauso wenig wie Elfen – oder Orks.« Und dabei betrachtete sie Bult mit einem Blick, der Gold zu Erdklumpen verwandeln konnte. »Die Angreifer waren Dämonen niederer Ränge, jedoch nur aus der ersten Sphäre. Jedenfalls dürfte ich mit meiner Vermutung richtig gelegen haben. Thu’urkesch genießt Zutritt zum Hakkon. Kaum zu glauben, dass er tiefer als zur zweiten Sphäre absteigen darf.«
Demor machte eine abfällige Handbewegung. »Schluss mit diesem verdammten Halboger!« Er rollte die Karte aus und blickte auf das verlorene Stück Land, auf dem sie sich befanden. »In dieser Richtung liegen Taubenquell und Schafswehr. Soel steht noch fern des Mittags. Also warten wir. An Wasser dürfte es uns jedenfalls nicht mangeln.«
Dalir lächelte gezwungen.
Der Steinwächter
Wenn er nicht rummaulte, aß er. Wenn er nicht aß, schlief er. Und wenn er nicht schlief, maulte er über den Kobold. Bult war einfach gestrickt und doch jederzeit für eine Überraschung gut. Für Demor war er mittlerweile so etwas wie ein leidiges Muttermal
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