Demor - Einfach bösartig (German Edition)
hin und erblickte den Ork, der den abgetrennten Kopf der Hexenkönigin in der Hand hielt.
Wie ein Blitz traf es Demor in der Brust, er taumelte rückwärts, stieß Kerzenständer um, trampelte Glas- und Tongefäße nieder. Sein Rücken krachte gegen die Wand. Er spürte ein Knacken. Er riss sich einen Lederhandschuh herunter. Apathisch stierte er auf seine Skeletthand. Risse, so fein wie Haare, durchfluteten das Knochengewebe. Erst zwei, dann fünf, sechs, sieben Linien. »Was hast du getan, du unsäglicher Schafskopf?«
Bult blickte in das tote Gesicht von Cybele, als flüsterte sie ihm ein letztes Mal etwas zu. »Hexe wollen nicht holen Meister. Bult machen Biest zu Kopflose. Aber sie nicht gehen können wie er.« Dabei schwang er mit dem abgetrennten Kopf in Richtung des Reiters und Blutstropfen spritzten an Demors Stirn.
Der Lich fuhr sich über die Wangenknochen und spürte auch dort die Brüche. Er wollte schreien, doch die Stimme wurde vom Fluch verschluckt. »Ich werde …« Weiter kam er nicht. Die Rache der Hexenkönigin übermannte ihn. Der Fluch band seine Kehle und zersplitterte seine Gebeine.
Er sah an sich herab. Die meisten Unsegen waren tödlich, einige sogar für einen Unsterblichen. Dieser gehörte vermutlich zur zweiten Gruppe. Er seufzte und sah die Ironie dabei: Einem Albtraum war er entkommen, nur um in einem anderen aufzuwachen.
An allem trug dieser Ork Schuld!
Schwärze vernebelte sein Sichtfeld. Er tastete nach vorn, griff jedoch ins Leere. Sein Stab, er brauchte seinen Stab. Wo bist du, treuer Gefährte? Er fand ihn nicht. Dann entglitt ihm die Sicht.
Er spürte Schläge – Huftritte, die eine Gasse entlanghallten. Er ritt. Wie ein Leichentuch lag die Nacht um ihn herum. Seine Augen waren verbunden. Stimmen drangen an sein Ohr:
»Hören …«
»… liegen lassen.«
»… zerfällt zu Staub.«
Das Quietschen von Türen. Der Kerkermeister kam. Ein Schatten legte sich über sein Gesicht. Jemand schlug mit einer Keule zu.
Stöße. Eine Trommelflut durchfuhr seinen Körper. Der Takt des Galgenmarsches. Regungslos stand der Vollstrecker auf dem Podest.
»Augen!«, kreischte die Marktschreierin. »Frische Augen!«
»Verurteilt zum Tode!«, sprach das Hochgericht über ihn.
Der Henker nahm die Maske ab – Bult.
Sein Kopf platzte auf. Die Krone wurde herausgerissen. Er wollte sie greifen, doch Eisenketten zügelten die Handgelenke.
»Er geht dahin!«, kreischte die Masse.
Wind jaulte über dem Henkerberg, hüllte das Geschrei ein.
Ein letzter Wunsch.
Er öffnete die Augen. Der Himmel war zum Durchpflügen nah. Schwingen trugen ihn davon. Ein Ritt auf dem Drachen. Unter ihm hetzte die Meute und verlangte seinen Tod.
»Er zerbricht«, sprach der Spiegel.
»Sag etwas! Rede!«, forderte ihn der gehörnte Dämon auf.
Er war Der-dessen-Name-genannt-werden-darf. Vor ihm hatte keiner regiert und nach ihm würde niemand mehr kommen.
Eine Decke aus Stille wurde ihm gereicht. Der Schmerz ließ nach.
Er sank – aus dem strahlenden Blau in die Tiefe. Der letzte Drachenflug. Er war bereit, gab sich dem Urteil hin. Ein Sturz.
Dalir Criangold war ihr Name und sie winkte, als man ihn in sein Grab hinabließ. Der kopflose Reiter hielt ihre Hand und legte eine Rose auf den Mund des Lichs. Sie schmeckte bitter, roch nach Asche.
Wie heißt Ihr?
Doch der Mann in dem schwarzen Mantel blieb stumm. Seine blassen Finger strichen über seine Augen. Kälte durchströmte ihn.
Ein Licht. Gleißendes Weiß. Er kicherte, denn er hatte tiefste Dunkelheit erwartet. Hatte er den Lord Scharfrichter ein zweites Mal ausgestochen?
Er hustete. Sollte ihn sein Leiden noch im Tod verfolgen?
Jemand redete. Eine fremde Sprache.
Die Bruchstellen an seinen Knochen schlossen sich. Wärme pulsierte in seinem Körper.
»Demor! … hören!«, rief eine vertraute Stimme. Augen wie Saphire strahlten über ihm.
Er griff nach den schwarz-blauen Haaren.
»Er kommt zu sich.«
Um ihn herum war alles grün. Er kreiste mit den Augen, sie schmerzten. Der Schleier der Blindheit löste sich. Die Orks waren über ihm. Wie im Fieber schwang er den Kopf hin und her. Er trachtete danach, zu entkommen, spürte jedoch weder Arme noch Beine. Sie hatten ihn verstümmelt. Ein bitteres Ende.
Eine zierliche Gestalt trat in sein Sichtfeld. Er sah Haut, die so rein wie Kupfer in der Soel schimmerte. Was machte Dalir hier?
Ein hölzernes Schaben. Waren das seine Hände, die er bewegte?
»Er
Weitere Kostenlose Bücher