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Demor - Einfach bösartig (German Edition)

Demor - Einfach bösartig (German Edition)

Titel: Demor - Einfach bösartig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Vega
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langsam auf.«
    Die bleichen Hände schlugen das Buch zu. Der Kopflose trat näher an sie heran und lehnte seinen Oberkörper an ihren. Sie umschlang ihn mit ihren Armen und küsste ihn sanft auf die Schulter. Seine fahlen Finger strahlten auf ihrem gebräunten Körper. Sie glitten entlang ihrer Hüfte zu den Schenkeln. Dort umkreiste er zärtlich ihre Haut. Sie berührten sich nur zaghaft, als umfasste jeder von ihnen ein Trugbild, doch ihre Sehnsucht erfüllte das Zimmer, als gäbe es nur noch die beiden.
    Aber das Buch schien den Kopflosen zu rufen und diese Stimme musste ziemlich laut sein, denn er löste die Finger von der Halbdämonin. Gedankenvertieft wandelte er durch den Raum, das Buch aufgeschlagen, und blätterte die letzte Seite auf.
    Dalir blieb zurück mit dem Ausdruck einer trauernden Witwe.
    »Er sehnt sich nach dem Tod. Dieses Gefühl ist in ihm stärker als die Liebe«, sagte der Erzähler und seine Stimme wurde leiser.
    Krallen aus Stein schossen aus Dalirs Unterarmen. »Jetzt werde ich Euch zeigen, welches Gefühl in mir am stärksten ist!« Mit gespannten Muskeln ging sie auf den Erzähler zu.
    »Nein!«, rief Demor und hämmerte mit dem Stabende auf den Boden.
    Der Kopflose löste sich von dem Buch. Er klappte es bedächtig zu und verharrte. Dann schritt er zum Regal und stellte es zurück an seinen Platz. Noch Augenblicke danach schien er den Buchrücken anzustarren. Er wirkte verloren. Er kannte sein Ende – er musste es kennen, denn das Buch war nicht endlos.
    »Schluss mit dem Unfug!«, versuchte Demor das Heft an sich zu reißen. »Von Büchern alleine ist noch nie etwas geschaffen worden – außer verweichlichte Leseratten. Wo sind die Gesetze der Fantasie?«
    Der Erzähler hob den Finger. »Endlich kommt Ihr zum Punkt. Ich dachte, Ihr hättet es vergessen. Ich sehe keinen Sinn darin, sie Euch vorzuenthalten. Letztlich würdet Ihr sie doch in Euren Besitz bringen. Allerdings warne ich Euch! Sie zu zerstören, wird Euch nicht helfen. Im Gegenteil, das Schicksal dieser Welt steht auf dem Spiel. Ihr seid im Begriff, die Waage auf fragliche Weise zu beeinflussen.«
    »Wenigstens seid Ihr gescheit genug, auf Widerstand zu verzichten. Ihr bedeutet keine Gefahr für mich und ein wenig Sympathie bringe ich Euch gegenüber auf. Nur sagt mir endlich, wo die Gesetze sind!«
    »Ihr seid nur ein Werkzeug in der Hand eines anderen.«
    Demor stutzte. »Wer sagt das?«
    »Thu’urkesch hat diese Situation heraufbeschworen und Ihr handelt nach seinem Willen.«
    »Ihr redet von dem irren Halboger, der sogar zu fett ist, um seinen Thron zu verlassen? Mit diesem habe ich nichts zu schaffen.«
    »Oh, aber sicher, mehr als Ihr denkt. In diesem Moment liegt Sighelmsquell unter Belagerung und Ihr steht kurz davor, den Krieg zu Gunsten von Thu’urkesch zu beeinflussen.«
    »Ich weiß nicht, was Euch die Bücher sagen, aber seine Truppen sind aus Tiefstein geflohen. Er besitzt nicht genügend Krieger, um die Hauptstadt von Lorundingen zu Fall zu bringen. Ausgeschlossen.«
    »Ist das so? Und die Dämonen? Ihr selbst seid mit vier Mann in die Stadt einmarschiert. Das ist nicht das Spiel von Schwert und Zauberbuch. Dies ist die Wirklichkeit, man verspielt die alte Ordnung von Gut und Böse nicht leichtfertig wie einen rohen Taler. Lasst ab von ihnen und kehrt zu Euren ursprünglichen Idealen zurück.«
    »Ihr sagtet, meine Zukunft stehe bereits geschrieben? Dann haltet mich nicht auf, sondern tretet beiseite und tut, was immer Eure Aufgabe ist.«
    Der Stuhl, auf dem der Erzähler saß, knackte, als er sich zurücklehnte. Demor meinte, einen feuchten Glanz in den Augen seines Gegenübers zu erkennen.
    »Ich weiß, dass Ihr die Macht in Eurer Tasche herumtragt, und trotzdem könnt Ihr sie nicht benutzen. Was sagt Euch die Kugel?«, setzte der Erzähler mit flehender Stimme an.
    Unsicher, ob er antworten sollte, tat Demor es schließlich doch. »Ich kenne ihre Sprache nicht. Ich kann sie nicht verstehen.«
    »Oh, sehr wohl könnt Ihr das. Ihr hört nur nicht genau hin. Sie redet mit Eurem Herzen.«
    »Pah, ein Herz! Sehe ich aus, als besäße ich ein Herz? Meine ohnehin nicht vorhandene Geduld ist am Ende! Zum letzten Mal: Wo befinden sich die Gesetze?«

Der Kampf mit dem Paladin
     
    Bult trat heran, packte den Erzähler am Mantelkragen und hob ihn mit einer Hand nach oben. »Sollen Bult Antwort rausquetschen wie bei reife Trauben?«
    In diesem Moment bewegte sich der Kopflose. Er ging geradewegs auf den Kamin zu.

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