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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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von jeglicher Anfechtung durch fleischliche Bewegung gefeit sei. Seitdem antwortete Schwester Hardrun auf alle Schwierigkeiten, denen sie begegnete oder die ihr begegneten, mit Steigerung der Selbstzucht. Sie wollte Gott damit geben, was er von den Sündern nicht bekam, seien dies die Mitschwestern, die ein ausschweifendes Leben führten, oder seien das Pfennigspfaffen wie der Erzbischof, die die trotz aller ihrer Verfehlungen heiligen Bräute Christi schmähten.
    Schwester Hardrun röchelte und wand sich in Schmerzen.
    »Trink endlich was«, zischte Schwester Angela ungeduldig.
    »Ich ruhe im Brautgemach inniglicher Umarmung«, keuchte Schwester Hardrun. »An Seiner Seite befinde ich mich im Ruhebett der Demut. Der Tisch der Geduld ist gedeckt, das Spiel der Tugenden bereitet.«
    »Bitte«, sagte Sek, »du wirst dein irdisches Zelt zerstören. Das ist nicht, was der Herr uns aufgetragen hat.«
    »Es bedarf der Krankheit wunderbarer Schönheit und lieblichem Wohlgeruch«, brachte Schwester Hardrun hervor, »um den holdseligen Bräutigam in seinem gerechten Zorne zu besänftigen, da ihm jene sein Eigentum nehmen, die sich der Sünde befleißigen. Ich aber, seine treueste Braut, werde es ihm tausendfach zurückerstatten. Und das tue ich für euch!«
    Sela seufzte und überlegte, ob sie nach Hechard schicken sollte, damit er es Schwester Hardrun ausreden sollte, sich zu töten, was mit Sicherheit ein Frevel am Herrn wäre. Hechard sagte, es sei eine selbstsüchtige Tat, den Herrn mit sich selbst zugefügter Pein notzüchtigen zu wollen, damit er Gnade spende … Doch in diesem Augenblick trat Schwester Demudis in das Schlafgemach ein, in welchem sie Schwester Hardrun ihrer Schwäche wegen gebettet hatten.
    »Ach, hier seid ihr!«, rief Schwester Demudis.
    »Mein Gemahl hat mich erhört!«, schrie Schwester Hardrun und trank gierig aus dem von Schwester Angela dargebotenen Krug mit Wasser. Sie rülpste. »Gelobt sei der Herr!«

 
Von der vollkommenen Sühnung
     
    Erkenntnis sonder Genuss dünkt die weise Seele eine Höllenpein.
    Mechthild von Magdeburg
     
    Köln, Beginenkonvent der Bela Crieg,
    am Morgen des 16.2,132 7
     
    Gestern, am Tage der heiligen Georgia, waren Demudis und der Graf mit dem leichten Gefolge in Köln eingetroffen. Sie hatte immer noch kein weiteres Wort mit dem Grafen Walram gesprochen, aber ihrer Meinung nach wusste er, was sie dachte. Sie war sich nicht sicher, ob er ihr im Herzen Recht gab. Einerseits hätte sie ihm gern von dem Gespräch mit Anna berichtet und davon, wie sie sich die letzten Tage und Stunden von Schwester Guta vorstellte. Aber sie hatte andererseits Angst vor ihm gehabt und ihn gemieden.
    Obwohl unruhig, hatte sie offenbar lange geschlafen, denn sie erwachte, als die Magistra sie sanft rüttelte, und sah, dass es schon zu tagen begann. Wo war sie? Welchen Tag schrieb man?
    »Schwester Demudis«, flüsterte Magistra Sela, »du hast nach den Anstrengungen die Ruhe verdient, doch nun musst du dich erheben. Nach der Terz wird im Predigerkloster Gericht gehalten, und man erwartet dich.«
    »Gericht?« Demudis richtete sich kerzengerade im Bett auf und bemerkte, dass die Schwestern sich alle bereits erhoben hatten. Sie rieb sich die Augen und versuchte, sich in der wachen Welt zurechtzufinden. »Hechard ist unschuldig!«
    »Ich weiß«, sagte die Magistra und legte Demudis beruhigend die Hand auf den Unterarm. »Du hast uns gestern alles berichtet, was du herausfinden konntest.« Magistra Sela zwinkerte ihr zu. »Und den Geldbeutel von einem gewissen Abt Paul hast du uns überbracht, der ebenso das Andenken von Schwester Guta ehrt.« Die Magistra fuhr Demudis besänftigend mit der Hand über das Haar und wurde wieder ernst. »Die Anklage gegen Hechard wegen Inquisition steht zwar kurz vor der Einstellung, aber es gilt doch noch, den schlimmen Umstand zu klären, wer denn unsere Schwester gemeuchelt hat. Dazu ist dein Zeugnis erforderlich.«
    Demudis erinnerte sich. Magistra Sela hatte ihr angedeutet, Hechard habe auf Vermittlung des Barfüßerabtes Hanß widerrufen. War der Widerruf von Hechard heldenhaft, weil er es damit Erzbischof Heinrich unmöglich gemacht hatte, die Anklage fortzuführen? Oder stellte er eine Feigheit dar, um sein Leben zu retten? Die Schwestern waren uneins gewesen, und Demudis hatte vor Müdigkeit keinen klaren Gedanken fassen können.
    »Im Predigerkloster?«, fragte Demudis. »Wer klagt wen an? Und wer sitzt zu Gericht?«
    »Man ist, soweit mir Abt

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