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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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gnadenlos verfolgt. Genauso wie die Beginen sich mit den Bettelorden verbanden, verbanden sie sich an manchen Orten mit als ketzerisch stigmatisierten Gruppierungen, etwa denen der »Brüder und Schwestern des freien Geistes«. Das bekannteste Opfer der Beginenverfolgung ist die Französin Marguerite Porete, die 1310 wegen ihrer – wahrscheinlich auch Meister Eckhart beeinflusst habenden – Schrift »Spiegel der einfachen Seelen« in Paris verbrannt wurde. Sich selbst haben die Beginen jedoch fast immer als rechtgläubige katholische Christinnen definiert. Wenn sie der Ketzerei bezichtigt wurden, so meist gegen ihr Eigenverständnis.
    Die soziale Herkunft der Beginen gleicht in etwa derjenigen der Nonnen: Oft waren es adelige Damen oder, in den Städten, Frauen aus dem Bürgertum. Niedere Stände waren bis ins 14. Jahrhundert hinein eher selten vertreten; später wurden die Beginenhäuser vielfach auch zu Sozialstationen, in denen ärmere Frauen aufgenommen und versorgt wurden. Die Beginenkonvente lebten von den Stiftungen, die sie bekamen, von den eigenen Gütern, die sie einbrachten, vom Betteln und vom Handwerk, das sie manchmal und an manchen Orten betrieben. Die meisten Beginen engagierten sich auch in der Alten- und Krankenpflege. Aus Beginenhäusern gingen später oft Hospize und Krankenhäuser hervor. Sie gaben sich die Regeln ihres Zusammenlebens selbst, bis auf die punktuellen Ausnahmen, wo ihnen einzelne Bestimmungen auferlegt wurden, z.B. ein Eintrittsalter von über 40 Jahren zu beachten oder von der Diskussion schwieriger theologischer Fragen wie der Trinitätslehre abzusehen. Sie legten kein Gelübde ab und waren frei zu kommen und zu gehen, wie es ihnen passte. Zu erkennen waren sie an ihrer beigen Tracht.
    Die Feindschaft gegen die Beginen, die besonders vom Weltklerus ausging, hatte handfeste ökonomische Gründe: Die Beginen animierten die Bevölkerung dazu, ihre Seelsorge bei den Bettelorden zu suchen. Damit gingen dem Weltklerus die entsprechenden Einnahmen verloren. Auch die Bischöfe und Erzbischöfe, die von den Steuern lebten, die der Weltklerus auf seine Einnahmen zahlte, hatten Verluste zu beklagen. Die Beginen fungierten überdies an zahlreichen Orten als Grundstücksbesitzerinnen, wenn es Klöstern z.B. aufgrund des Armutsgebotes nicht opportun erschien, selbst eine größere Landschenkung entgegenzunehmen. Auch dies war dem weltlichen Zweig der Kirche ein Dorn im Auge, denn er hätte die entsprechenden Schenkungen gerne für sich vereinnahmt.
    Reformatoren im 16. Jahrhundert erwählten die Beginen mehr noch als die Mönche und Nonnen zur Zielscheibe ihrer Angriffe und degradierten das Wort »Begine« zum Schimpfwort.



 

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