Demudis
Junges, unverheiratetes Mädchen; auch Frau, die ein Keuschheitsgelübde abgelegt hat, selbst wenn sie davor verheiratet war (z.B. Witwe); manchmal auch auf Männer bezogen. Von Meister Eckhart wird »Jungfräulichkeit« (»juncvröuwelichkeit« und »megetlichkeit«) unstofflich und ohne sexuellen Bezug definiert als ein Dasein ohne Prägung durch äußere Einflüsse (»wie du warst, bevor du da warst«). Nach Eckhart steht der Name »Weib« aber höher als derjenige der »Jungfrau«, da nach der Reinheit (»Jungfräulichkeit«) auch die Fruchtbarkeit (»Wip«) hinzutreten muss, »sonst ist die Jungfräulichkeit zu nichts nütze«.
Kanoniker: In klosterähnlicher Gemeinschaft lebende Weltgeistliche, die aber anders als Klöster über keine eigene Gerichtshoheit verfügten.
Kerlingen: Mittelhochdeutsch für Frankreich.
Ketzer: Vertreter einer von der offiziellen Kirche abweichenden Lehre. Kommt von »Katharer«. Zeitgenössische Prediger führten das Wort allerdings auf »Katze« zurück, weil sie meinten, die Abweichler würden sich in die Herzen der Gläubigen »einschleichen«.
Ludwig der Bayer (1282-1347): Römisch-deutscher Kaiser (ab 1328) aus dem Hause Witteisbach.
Maennyn: Mittelhochdeutsch für »Mannweib«.
Magd: Bedienstete, aber auch junges, unverheiratetes Mädchen, Jungfrau (z.B. bei Meister Eckhart wird »Magd« mit »Jungfrau« synonym verwendet), andererseits auch Prostituierte (z. T. durch ein Adjektiv verstärkt, z.B. »öffentlich«).
Magistra: Bezeichnung für die Vorsteherin eines Beginenkonventes.
Manichäer: Religiöse Bewegung in der Spätantike und dem frühen Mittelalter. Der Stifter der Religion, der Perser Mani, sah sich in der Reihe der großen Propheten Zarathustra, Buddha und Jesus. Seine Lehre ging von der gleichen Stärke des guten und bösen Prinzips aus. Die materielle Welt sei vom Bösen geschaffen. Augustinus hatte zu den Manichäern gehört, bevor er sich zum katholischen Christentum bekehrte und dann heftig gegen die Manichäer polemisierte. Darum wurden im Mittelalter alle Lehren, die einen bösen Schöpfergott annahmen, als »manichäisch« bezeichnet.
Marguerite Porete († 1310): Französische Begine, die wegen ihres Buches »Spiegel der einfachen Seelen« in einem von 1299 bis 1310 dauernden Prozess verurteilt und am 1. Juni 1310 in Paris verbrannt wurde, nachdem sie sich geweigert hatte, sich von dem Inhalt des Buches zu distanzieren. Trotz der Verurteilung und grausamen Bestrafung der Autorin entfaltete die Botschaft des Buches, die Möglichkeit einer schon hienieden zu kostenden liebenden Vereinigung mit Gott, Anfang des 14. Jahrhunderts eine große Wirksamkeit, wahrscheinlich auch bei Meister Eckhart.
Maria Lichtmess: Nach jüdischem Brauch sucht die Mutter 40 Tage nach der Geburt den Tempel auf, um sich zu reinigen. Tag: 2.2.
Martina: Märtyrerin (gest. 230), Heilige, Tag: 30.1.
Minoriten: Selbsterniedrigende Bezeichnung der Barfüßer bzw. Franziskaner.
Mitra: Bischofsmütze.
Obolus: Auf eine antike Münze zurückgehendes Maß für Gold.
Ödipus: Nach dem griechischen Mythos König von Theben, der die Mutter heiratete und den Vater erschlug, allerdings unwissentlich, weil er als ausgesetztes Kind Vater und Mutter nicht kannte. Nach Lösung des Rätsels stach sich Ödipus als selbst auferlegte Strafe die Augen aus.
Ornat: Feierliche kirchliche Amtstracht.
Pfaffenpforte: Heute Unter Fettenhennen.
Pfennigspfaffe: Abwertende Bezeichnung für einen Geistlichen, der Seelsorge hauptsächlich als Einnahmequelle sah.
Physika, Physikus: Ärztin, Arzt.
Piaton (427-347v. Chr.): Griechischer Philosoph, der im Gegensatz zu Aristoteles eine strenge Leib-Körper-Trennung annahm. Seine Philosophie war, vermittelt über Augustinus, auch für das Christentum prägend, bis im Hochmittelalter Albertus Magnus, Thomas von Aquin und andere den Aristotelismus durchsetzten.
Prämonstratenser, -innen: Von Abt Hugo gegründeter und 1126 vom Papst anerkannter Orden, der nach der Augustinerregel lebte und besondere Selbstständigkeit gegenüber den jeweiligen Ortsbischöfen genoss.
Predigerbrüder, -orden: Bezeichnung für die Dominikaner. Vom heiligen Dominikus (1170-1221) begründeter Bettelorden, dessen Ziel die Predigt der evangelischen Armut und der Kampf gegen die Ketzer war. In der Folgezeit wurden die Dominikaner zu Trägern einer auf Aristoteles zurückgreifenden Vernunftorientierung, die dem traditionellen dogmatischen Offenbarungsglauben entgegenstand.
Prim:
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