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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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der ungetauften Philosophen lesen? Er wischte die Gedanken beiseite.
    Hanß bestimmte, dass ihn wie gewöhnlich Bruder Dudo begleiten möge. Bruder Dudo war schweigsam und verlässlich. Er und Hanß verstanden sich, ohne viele Worte wechseln zu müssen. Sie kleideten sich warm ein, um gegen die Kälte gewappnet zu sein, aber Hanß achtete streng darauf, dass er keine Zeichen seiner Würde trug. Stets wanderte er wie der Geringste unter den Brüdern. Bruder Dudo hatte Anweisung, dass er Hanß vor anderen nie mit Herrn Abt titulieren, sondern einfach als Bruder ansprechen sollte. Manchmal wünschte sich Hanß, dass er wieder nichts anderes als ein einfacher Barfüßer sein könnte, der seinem Herrn diente und den die Händel der Welt nichts angingen.
    Sie würden ein gutes Stück Weges über den zugefrorenen Rhein gehen können, zumindest bis Koblenz, soweit er gehört hatte. In Koblenz würden sie bei Schwester Mathilde Halt machen. Sie war eine wahrhaft heilige Begine. Hanß freute sich auf das Wiedersehen mit ihr.
    Noch am Vormittag des Tages nach Maria Lichtmess brachen sie auf.
     
    *
     
    Köln, Beginenkonvent der Bela Crieg,
    am späten Vormittag des 3.2.1327
     
    Angela kehrte beschwingt in die Stolkgasse zurück, denn sie hatte die Anfeindungen vergessen, denen sie als Begine auf der Armenstraße ausgesetzt gewesen war. Sie brachte zwar keine Almosen mit, aber zwei gute Werke, von denen sie jedoch eines, wie sie beschloss, lieber für sich behalten und erst bei der Beichte Hechard offenbaren würde. Michel ist überaus nett, dachte sie, trat in die Stube und platzte wohl mitten in eine Disputation der Schwestern.
    »Drei Personen in Gott«, hörte Angela Schwester Beatrix sagen, die sich mit der linken Hand nachdenklich über den Mund wischte, »das ist doch ganz einfach: Wir sind auch zwölf Schwestern und bilden zusammen einen Konvent. Derart bilden die drei göttlichen Personen gemeinsam den einen Gott.«
    »So ein Widersinn!«, schimpfte Schwester Mentha mit ihrer dunklen Stimme. »Mit den drei Namen verhält es sich so, wie dass du ein Weib bist, dass du eine Begine bist und dass du … hm … warte mal, was von Geld verstehst. So ist der Vater streng, der Sohn weise und der Heilige Geist gütig.«
    »Der Vater ist weise«, warf Schwester Godelivis ein. »Und die Mutter Maria ist gütig.«
    »Maria, die gebenedeite Jungfrau, ist die Mutter«, erklärte Schwester Mentha, immer noch mit ärgerlichem Unterton. »Sie ist gar nicht Teil der Heiligen Dreifaltigkeit.«
    »Vielleicht doch«, meldete sich Schwester Guta zu Wort. »Hechard sagt, dass ›Weib‹ das Höchste sei, was man von einem Menschen aussagen könnte, weil nach der jungfräulichen Reinheit die Fruchtbarkeit hinzukommen muss. Und das trifft auf Jesus zu, also kommt ihm auch der Name ›Weib‹ zu.«
    »Das ist ja gotteslästerlich!«, ließ sich Schwester Hardrun schrill vernehmen. »Wisst ihr nicht, dass der ehrwürdige Vater und Herr Erzbischof Heinrich den Beginen und allen anderen frommen Weibern verboten hat, über Dinge zu disputieren, die sie nicht verstehen können, weil sie keine Lehrer der heiligen Theologie sind?«
    »Ich grüße euch«, sagte Angela guter Dinge, »aber woher sollte er es erfahren, wenn wir es unter uns tun?«
    »Es sei denn, sie verrät uns«, sagte Schwester Godelivis mit einem gehässigen Seitenblick auf Schwester Hardrun, »wie Judas unseren Herrn verraten hat.«
    Angela küsste die Schwestern zur Begrüßung, aber ließ Schwester Hardrun aus. Sie sah, dass Hardrun zu weinen begann. Schwester Jutta nahm sie in den Arm.
    »Ihr wisst, dass ich das nie tun würde«, schluchzte Schwester Hardrun. »Ihr seid doch meine Familie.«

 
Von einer vortrefflichen Vereinigung
     
    Die treue Minne erhebt zu Gott ein stetes Lob.
    Mechthild von Magdeburg
     
    *
     
    Köln, Beginenkonvent der Bela Crieg,
    am Mittag des 3.2.1327
     
    Es war nicht zu glauben. Demudis wollte es nicht wahrhaben. Wie hatte es Salomo, der alte Gewandmacher, den sie pflegte, vermocht, es früher als alle anderen zu ahnen?
    Magistra Sek war kurz vor der Sext vom großen Markt heimgekehrt, wo sie allerdings ein nur kärgliches Angebot vorgefunden hatte, und war in der Küche zusammengebrochen.
    »Es geht wieder los«, brachte sie unter Mühen und gutem Zureden der Schwestern hervor.
    »Was geht los?«, fragte Demudis unheilvermutend. »Wieder los?«
    »Es geht wieder los«, wiederholte Magistra Sela. »Auf dem Neumarkt verkünden es die Barfüßer, von

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