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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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erfahren habe, ›Argument‹.«
    Bruder Wilhelm hatte sich offenbar wieder gefangen. »Sie hat ihn nicht überzeugt«, entgegnete er knapp.
    Er ist kein Narr, entschied Demudis, sondern will mir in gewitzter Weise einen Haken schlagen. »Aber mit was wollte sie ihn überzeugen?« Sie betonte das »wollte« und hoffte, dass er ihr nicht wieder ausweichen konnte. Sie hatte sich jedoch zu früh als Siegerin gefühlt. Gewissermaßen war es auch keine sinnvolle Hoffnung, dass er ihr auf diese Frage eine Antwort geben konnte, schließlich handelte es sich um eine Beichte, deren Inhalt Bruder Hermann unter keinen Umständen an Bruder Wilhelm hatte weitergeben dürfen.
    »Mit süßen Worten, die ihr der Teufel eingegeben hat«, murmelte Bruder Wilhelm unwillig.
    »So sprecht mir doch von diesen Worten!«, rief Demudis. Ihre Stimme hallte unangenehm im Räume nach. Bei einem Heuchler wie Bruder Hermann konnte man nie wissen, ob er es mit dem Beichtgeheimnis so genau nahm.
    »Sie sind es nicht wert, im Gedächtnis bewahrt zu werden«, sagte Bruder Wilhelm abweisend. Dann besann er sich und setzte hinzu: »Beichtgeheimnis.«
    Es war schier nichts aus ihm herauszubekommen. Demudis wechselte den Gegenstand des Gespräches und fragte: »Hat sie gesagt, was sie hernach vorhatte?«
    »Nein, darüber haben sie nicht gesprochen«, behauptete Bruder Wilhelm fest. Aber kurz hatte er seinen Blick abgewandt, und Demudis spürte, dass er die Unwahrheit sagte.
    »Wart Ihr denn zugegen? Bei ihrer Beichte? Oder was hat Euch Bruder Hermann davon erzählt? So sprecht doch endlich!« Gegen ihren Willen hatte Demudis einen flehenden Ton angeschlagen.
    »Hechards Verschwörung zu ihrem Tode, von der ich sprach, ist nach Bruder Hermanns Zeugnis am Tage zuvor erfolgt.« Bruder Wilhelms Rede floss aalglatt und geschmeidig. Er war so glitschig, dass sie ihn nicht zu fassen bekam.
    »Kennt Ihr den Mörder?«, fragte Demudis nach einer kurzen Pause.
    »Bruder Hermann kennt ihn. Also fragt bitte nicht mich nach seinem Namen oder Verbleib. Der Tag, an dem alles offenkundig werden wird, naht.«
    Nicht, um ihm einen Gefallen zu tun, sondern weil sie merkte, dass es keinen Sinn hatte, fragte sie tatsächlich nicht. Stattdessen wich sie aus: »Er wusste also von dem bevorstehenden tödlichen Anschlag, wie sich daraus erhellt, dass er sagte, er habe die dahingehende Verschwörung belauscht: Hat er denn Schwester Guta gewarnt vor dem bevorstehenden Mord, als er mit ihr sprach?«
    »Ja«, bestätigte Bruder Wilhelm zu ihrer Überraschung ohne Umschweife. »Schwester Guta glaubte ihm allerdings kein Wort, wie Ihr übrigens offenbar auch nicht.«
    »Er hat sie gewarnt, nach Riehl zu gehen?«, vergewisserte sich Demudis. Dieser Punkt musste geklärt werden. Sie hatte den Eindruck, dass er wichtig war oder werden könnte.
    »Gewarnt?«, fragte Bruder Wilhelm verwirrt und schien wiederum den Faden zu verlieren. »Ja, sie war zwar eine Sünderin, aber es ist nicht das Amt des Menschen, derlei Sünden zu richten. Bruder Hermann hätte sie gern vor diesem schändlichen Tode bewahrt.«
    Bruder Wilhelm hatte das »gern« so übertrieben betont, dass Demudis es für erstunken und erlogen hielt. »Gleichzeitig predigte er, damit sie und Hechard auf den Scheiterhaufen kommen. Eure Rede ist ohne Hand und Fuß.«
    »Das mag Euch so scheinen«, erwiderte Bruder Wilhelm mit ausgesuchter Freundlichkeit. »Wir treten ein für die gerechte Strafe. Der Mord war ungerecht. Alles andere ist eine davon gänzlich zu trennende Frage.«
    »Sei es drum. Sie war auf dem Wege irgendwohin, und Bruder Hermann wusste es, weil er es aus einem heimlich belauschten Gespräch entnommen hat. So könnt Ihr es mir doch sagen!«, versuchte Demudis erregt, das Gespräch wieder in eine für sie dienliche Bahn zu lenken.
    »Ich habe mich mitnichten geweigert, es Euch preiszugeben. Sie war auf dem Weg nach Riehl«, beruhigte Bruder Wilhelm.
    »Was hatte sie dort zu suchen?« Demudis war so überrascht, dass sie die Frage stellte, obwohl sie die Antwort ja bereits kannte. Aber es konnte nützlich sein zu erkunden, wie viel Bruder Hermann und Bruder Wilhelm von der Wahrheit kannten.
    Bruder Wilhelm hatte anscheinend ebenso wenig Hemmung, darauf eine Antwort zu geben: »Sie wollte Zeugnis ablegen wider einen, den sie als Fälscher und Lügner bezeichnete. Der Bursche, der sich mit Meister Eckhart zu ihrer Meuchelung verschworen hat, sah sich von ihr als Lügner bezeichnet. Es hat ihm wohl viel

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