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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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werden. Vielleicht hatte er sich bis dahin beruhigt, vielleicht verfügte sie dann auch über ein Wissen, das ihn zwingen könnte, ihr zuzuhören. Auf dem Rückweg? Demudis rechnete nach, und ihr wurde klar, dass morgen der Tag war, an dem vor dem Gericht der Inquisition die Anklage wegen Ketzerei gegen Hechard eröffnet werden würde. Aber sie hatte noch keine Beweise für die Unschuld des Meisters. Sie musste sich beeilen und beschleunigte ihre Schritte.
    Dichtes Schneetreiben hatte begonnen, und in ihrer Eile strauchelte Demudis über einen Ast. Erschöpft blieb sie liegen. Der Fuß schmerzte ihr höllisch. Undeutlich gewahrte sie, wie Bruder Gerhard von der Torwache ihr aufhalf und sie ins Kloster zurückbrachte. Er geleitete sie in die Krankenstube.
    »Du bist verletzt«, flüsterte er ihr zu, »ruhe dich bei uns aus, aber rede um Gottes willen mit niemandem mehr über dieses Weib.«
     
    *
     
    Köln, Predigerkloster, am Abend des 9.2.1327
     
    Beim Nachtgebet, das der Heiligen dieses Tages, Apollonia, geweiht gewesen war, waren die Plätze um ihn erneut frei geblieben, weil die Brüder ihn als Genossen des Nestbeschmutzers offenbar mieden wie Aussätzige. Doch dann traf wie ersehnt Bruder Hermann schließlich und endlich ein. Wilhelm hätte es auch nicht mehr länger ausgehalten.
    »Bitte, Bruder Hermann«, sagte er, »lass uns, bevor wir uns zur Ruhe betten, noch eine Runde durch den Kreuzgang ziehen.«
    »Es ist so kalt da«, jammerte Bruder Hermann. »Sollen wir uns nicht lieber hinausstehlen und zu Ellikint gehen?«
    Wilhelm blieb hart. »Es ist mir wichtig.«
    »Nun denn«, gab Bruder Hermann nach. Ergeben faltete er die Hände auf den Rücken, und verdrossen schlurfend trottete er durch den Kreuzgang. Nach einer Weile sagte er: »Bruder Wilhelm, so sprich doch. Wenn wir hier die ganze Nacht bleiben, fallen uns Hände und Füße ab, so kalt ist es.«
    »Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll«, druckste Wilhelm unbehaglich herum. »Es scheint dir nichts auszumachen, dass alle gegen uns sind.«
    »Viel Feind, viel Ehr’, will ich mal sagen«, lachte Bruder Hermann überheblich auf. »Aber das Blatt wendet sich bald.«
    »Ich weiß ja, dass du alles gut durchdacht hast«, gab Wilhelm zu. »Aber es könnte zu spät sein, wenn …«
    »Wozu zu spät?«, fragte Bruder Hermann scharf.
    »Es könnte dir … uns entgleiten«, erklärte Wilhelm kleinlaut. Er kam sich so feige vor im Angesicht der hel denhaften Ruhe von Bruder Hermann. »Vielleicht hörst du nicht so viel wie ich. Es braut sich Unheil zusammen, die Brüder hier im Kloster … sie rücken ab von dir … von uns … sie scharen sich um den Meister … sie beratschlagen, was sie tun können gegen dich … gegen uns …«
    Bruder Hermann lachte wieder und schlug Wilhelm auf die Schulter. »Na, das wäre ja was ganz Neues. Du hockst den ganzen Tag im Scriptorium oder in der Bibliothek, nicht dass ich das tadeln wollte, beileibe nicht, denn du tust es ja um meinetwegen, um unseretwegen, für den Sieg der Gerechtigkeit, aber da sitzt du nun und hörst und siehst nicht, was um dich herum vorgeht, und jetzt willst du mir weismachen, du würdest mehr mitbekommen als ich? Da gackern ja die Hühner.«
    »Lass sie gackern«, erwiderte Wilhelm missmutig. Er konnte es nicht verstehen, dass sein Freund die Anfeindungen auf die leichte Schulter nehmen wollte. Er war ja bereit, das Kreuz mitzutragen, aber es konnte gefährlich werden, wenn sie nicht aufpassten. »Kaum einer ist bereit, mit dir anzunehmen, der Meister sei ein Ketzer und habe eine Konkubine gehabt!«
    »Mit mir anzunehmen?«, fragte Bruder Hermann hochnäsig. »Wer schreibt denn hier die Predigten, hä?«
    Wilhelm ließ den Kopf hängen. Wieder hatte er es verpatzt.
    »Hab ich nicht so gemeint«, beruhigte ihn Bruder Hermann. »Deine Predigten sind beste Ware. Es stimmt nicht, dass uns kaum einer ernst nähme. Noch ein paar Tage, und die ganze Stadt ist auf unserer Seite. Dann gnade Gott diesen Lumpen von Brüdern, die sich gegen uns stellen. Du schreibst nämlich Predigten so großartig wie dieser sagenhafte Bruder Berthold von Regensburg, ein Barfüßer übrigens. Und morgen ist erst mal mein großer Tag, vielmehr unser großer Tag, Bruder Wilhelm, wenn die Anklage vor der Inquisition gegen Meister Eckhart eröffnet wird.«
    »Bar eines Beweises geht es aber nicht weiter«, beharrte Wilhelm. »Die Brüder, die zunächst wankelmütig waren und von … von dem Meister abgerückt sind, haben sich, wie

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