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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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Ermordung erwähnt hatte?
    »Du hast nach Frau … äh … Schwester Guta gefragt«, begann er das Gespräch. Demudis fiel auf, dass sich auf seiner Stirn, da er sich verplappert hatte, Schweißperlen bildeten.
    »Wir wissen, dass sie eine von Berg ist«, beruhigte Demudis mit einer nicht ganz genauen Aussage, denn dieses Wissen hatte sie ja gerade erst gewonnen, und die anderen Schwestern teilten es bis auf Magistra Sela noch nicht.
    »Sie waren lange nicht hier«, fuhr der Abt fort.
    »Wer?«, erkundigte sich Demudis. Warum hatte er in der Mehrzahl gesprochen? Schwester Guta pflegte zwar nach Koblenz zusammen mit Hechard zu gehen, aber Demudis hatte nicht vernommen, dass sie auch bei ihren Gängen nach Andernach in Begleitung gewesen war.
    »Sie war lange nicht hier«, wiederholte der Abt, hatte nun aber die Einzahl gewählt. Aber Demudis bemerkte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten.
    Demudis hakte sofort nach: »Sie war nicht allein?«
    »Doch, doch«, beeilte sich der Abt zu antworten. »Warum willst du es wissen?«
    »Ich habe es schon dem Bruder von der Torwache berichtet, Bruder Gerhard, wie Ihr sagtet, ehrenwerter Vater und Herr Abt Paul«, erklärte Demudis. »Schwester Guta ist seit einigen Tagen verschwunden, und die Magistra hat mich beauftragt, sie zu suchen, weil wir uns Sorgen um sie machen.«
    »Das verstehe ich«, sagte der Abt. »Es war klug von dir, sie bei uns zu suchen. Allein, ich muss dir leider mitteilen, dass sie uns seit Jahren nicht mehr mit ihrer geschätzten Anwesenheit erfreut hat.«
    »Habt Ihr Kenntnis von irgendetwas, das mir helfen könnte, sie zu finden?«, fragte Demudis.
    »Was könnte das sein, wo ich sie so lange nicht gesehen habe?«
    Demudis schien es so, als habe der Abt seiner Stimme nun einen leicht gereizten Unterton gegeben.
    »Ich war in Riehl, bei der leiblichen Schwester von Guta, der Frau Engelradis von Berg. Adolf, ihr Gemahl, ist kürzlich verstorben …«, versuchte Demudis, ihn zur Preisgabe seines Wissens über Schwester Guta zu bewegen, indem sie ihm andeutete, dass sie um die Geheimnisse bereits wusste, falls es die waren, die er zu bewahren versuchte.
    »Die Sünden sind ihr längst abgelassen!«, fauchte der Abt sie nun offen an. »Es brauchen die alten Geschichten nicht aufgerührt zu werden!«
    »Wir wollen ihr keine Sünden nachtragen, ehrenwerter Vater und Herr Abt Paul«, versuchte Demudis, ihn zu besänftigen. »Ich möchte bloß herausfinden, wo ich sie weiterhin suchen könnte.«
    »Da kann ich dir leider nicht helfen«, sagte der Abt und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Wenn du sie siehst, grüße sie schön von mir.«
    Das war ein eindeutiger Hinauswurf. In so kurzer Zeit hatte sich die anfängliche Offenheit in Zurückweisung gewandelt.
    »Darf ich Euch etwas Weiteres fragen?«, versuchte Demudis, das Gespräch dennoch aufrechtzuerhalten.
    »Es ist besser, wenn du jetzt gehst«, verstärkte Abt Paul seine Gegenwehr. »Der Gastfreundschaft ist jetzt Genüge getan. Also bitte ich dich, mein Kloster zu verlassen.«
    Demudis wollte sich nicht damit abfinden, nichts weiter vom Abt zu erfahren, wo sie doch so dicht daran war, herausfinden zu können, was es mit dem Paul auf sich hatte, dem Schwester Guta eine Wahrheit hatte sagen wollen. »Sie, Schwester Guta meine ich, sie … wie soll ich es sagen? Ich habe mich nicht richtig ausgedrückt, es tut mir Leid. Sie ist tot, erwürgt –«
    Weiter kam sie nicht. Denn der Abt schlug seine Hände vors Gesicht und begann hemmungslos zu weinen. Dann erhob er sich, reckte die Arme zur Decke und begann zu wehklagen. Schließlich erschien ein besorgter Bruder und fragte Abt Paul nach dem Grund seines Grams.
    Abt Paul antwortete nicht, sondern deutete auf Demudis und sagte: »Schafft sie mir vom Halse!«
    Der Bruder sah Demudis an und zuckte bedauernd mit den Schultern. Als Demudis keine Anstalten machte, den Ort zu verlassen, machte der Bruder Zeichen mit den Händen. Die namenlose Angst überwältigte Demudis, und sie wandte sich ohne weiteres Widerstreben zum Gehen.
    Demudis überlegte, während sie mit gesenktem Haupte das Kloster verließ, was das Verhalten von Abt Paul wohl zu bedeuten hatte. Er musste eine tiefe Verbindung zu Schwester Guta gehabt haben, die er aus irgendeinem Grunde um nichts in der Welt verraten wollte. Und Schwester Guta hatte vor, ihm eine Wahrheit zu sagen. Demudis überlegte, ob sie es wagen könnte, auf dem Rückweg noch einmal zu versuchen, bei Abt Paul vorstellig zu

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