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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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erschrocken zurück.
    Bruder Liutprand erhob sich und verließ abrupt die Tafel.
    Auch Bruder Hanß stand auf. »Ist das die Gastfreundschaft der Beginen?«, fragte er. Es sollte wohl barsch klingen, aber Demudis hörte auch Traurigkeit darin, und sie kam sich sofort schlecht vor. Aber jetzt war es zu spät. Und es war ja wirklich ihre Absicht gewesen, dafür zu sorgen, dass die beiden lästigen Zuhörer das Haus verließen.
    Abt Hanß und Bruder Dudo gingen grußlos, aber Demudis hörte noch, wie Bruder Dudo murmelte: »Beginen, Beginen, nicht so heilig, als sie schienen.«
    »Es ist mir ein Kummer um Bruder Hanß«, sagte Schwester Mathilde. »Wohin werden sich die Brüder wenden? Sie geraten in die schreckliche Nacht hinein.«
    Demudis griff nach der Hand von Schwester Mathilde. »Wende dich nicht ab von mir …«
    Mathilde seufzte.
    »… denn ich habe mit dir zu reden, über deine Base Guta.« Demudis musste, um zu retten, was zu retten war, ohne Umschweife alles offen legen. »Sie ist gemeuchelt worden.«
    »Nein!« Es war kein Wort. Es war ein Schrei. »Wie kannst du sagen, sie sei tot?« Schwester Mathilde wurde plötzlich handgreiflich, tobte, zerrte an Demudis’ Kleidern, schlug mit den Fäusten auf sie ein. Demudis hob schützend die Arme vors Gesicht.
    »Sie ist es«, sagte Demudis traurig.
    »Du weißt alles?«, fragte Schwester Mathilde.
    Was meint sie?, dachte Demudis. »Nein, eher nichts«, antwortete sie vorsichtig. »Es ist eine schlimme Geschichte, aber wie es scheint, kenne ich nur erst ein paar Brocken davon. In Köln, musst du wissen, wird, wie ich eben zu den Barfüßern sagte, wahrhaftig Anklage geführt von den Minoriten und sogar von einem Predigerbruder gegen die Beginen und gegen den Seelsorger, den Meister Eckhart –«
    »Hechard«, hauchte Schwester Mathilde.
    Hatte sie es eben nicht richtig mitbekommen, als der Streit mit den Barfüßern losgebrochen war?, überlegte Demudis und sagte: »Ach ja, du musst ihn ja kennen, denn er hat Schwester Guta bisweilen begleitet.«
    »Ich kenne ihn durchaus länger«, erklärte Schwester Mathilde matt. »Nachdem ich von meinem Gatten, Adolf von Riehl, verstoßen worden bin, weil ich ihm keine Erben geschenkt habe –«
    »Er ist verstorben, am Tage vor Maria Lichtmess«, warf Demudis ein.
    »Der Teufel soll ihn holen«, zischte Schwester Mathilde. Doch sogleich berichtigte sie sich: »Nein, Gott sei seiner Seele gnädig.«
    »Der Reihe nach«, versuchte Demudis, Ordnung in das Gespräch zu bringen. »Ich berichte zuerst, damit du verstehst, was mit deiner Base geschehen ist oder doch sein könnte, und dann ergänzt du mein Wissen. Wir Beginen und Hechard werden also angeklagt der Ketzerei –«
    Schwester Mathilde konnte sie nicht ausreden lassen und fiel ihr sogleich wieder ins Wort. »Wie überall! Diese miesen Hurenböcke von Pfaffen. Aus Straßburg, wohin es mich verschlug, nachdem mein Gatte … mein, wie du sagst, jüngst glücklicherweise heimgegangener Gatte mich fortgehen hieß, haben sie mich meiner Vereinigung mit dem Herrn wegen verfolgt, und ich wäre sicherlich schon auf dem Scheiterhaufen wie einst die gute Marguerite Porete geendet, wenn Hechard mich nicht gerettet hätte, indem er mich zu seinem treuen Schüler, Bruder Liutprand, nach Koblenz schickte. Als Hechard selbst vor den Nachstellungen nach Köln geflüchtet war, begegnete er meiner verschollen geglaubten Base Guta. Ich war so froh, sie wieder gefunden zu haben … Und jetzt, jetzt sagst du, dass …« Schwester Mathilde brach in hemmungsloses Weinen aus. Sturzbäche von Tränen strömten ihr aus den Augen, und grässliche Laute entrangen sich ihrem Munde.
    Demudis versuchte, zu ihr durchzudringen. »Ich weiß keinen Trost, Schwester Mathilde, aber es ist ein Rätsel um Schwester Gutas … Tod.«
    »Du hast Mord gesagt!«, brüllte Schwester Mathilde sie fast anklagend an, als wolle sie an dem, was sie zunächst bezweifelt hatte, jetzt mit aller Macht festhalten.
    »Dann lass mich nun beenden, was ich zu erzählen begonnen habe«, verlangte Schwester Demudis heftig. »Der Hetzer unter den Predigern ist ein gewisser Bruder Hermann de Summo. Er beschuldigt Hechard des unkeuschen Lebenswandels, und es ist Schwester Guta, deren Friedel er sein soll –«
    »Das ist lächerlich, wo sie doch –«, versuchte Schwester Mathilde, wieder zu unterbrechen.
    Aber dieses Mal ließ es Demudis nicht zu und fuhr fort: »Nun höre weiter. Dieser Bruder Hermann behauptete gegenüber einem

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