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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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werden!«
    »Schnappen wir uns doch die Klappermäule!« Der Ruf verbreitete sich.
    Mentha sah, wie sich der Pulk in Richtung der Kirche bewegte. »Klappermäule«, so nannte das gemeine Volk die Prediger! Die Kirche ist offen, dachte sie. Sie wollen durch sie hindurch ins Kloster eindringen!
    »Ich laufe andersherum zum Tor, um die Brüder zu warnen«, sagte sie zu Magistra Sek. »Hilf mir, die Truhe wieder von der Hintertür wegzuschieben.«
    »Ich komme mit«, entschied Magistra Sela, als sich Schwester Mentha hinauszwängte.
    Verstohlen sah sich Schwester Mentha um, als sie zwischen den Mauern an der Ecke zur Vorderseite des Klosters auf die Gasse trat. Es war niemand zu sehen. Nur wenige Meter trennten sie vom Tor der Prediger.
    »Laufen wir«, sagte sie zu Magistra Sela.
    Sie merkte, dass sie doch schon zu alt für den Kampf war. Die Füße taten ihr weh. Das Herz hämmerte. Das Blut pochte in den Schläfen. Die Beine drohten ihr den Dienst zu versagen. Dann vernahm sie Schritte hinter sich.
    »Da will eine flüchten!«, hörte sie jemanden rufen, traute sich aber nicht, sich umzuschauen. Sie musste schwer keuchen. Fast hatte sie das Tor erreicht. Magistra Sela befand sich kurz vor ihr.
    Doch da stürzte sie.
    »Schwester!« Magistra Sela drehte sich entsetzt um.
    Mentha war aufs Gesicht gefallen und Schnee geriet ihr in den Mund. Sie sah den Schnee blutig werden. Als sie sich auf den Rücken wälzte, durchzuckte sie ein höllischer Schmerz. Die rechte Wade.
    Sie gewahrte, dass jemand auf sie zukam. Nur den grünen Rock und die langen Schuhe. Die Spitze eines Schuhs war ihrem Gesicht gefährlich nahe. Mentha winkelte ihr linkes Bein an und trat, ohne recht zu wissen, was sie tat, zwischen seine Oberschenkel in Richtung auf das Geziuglin. Der Getroffene schrie auf und wankte rückwärts, dabei stieß er mit einem der anderen beiden Verfolger zusammen. Mentha sah nun, das es derer drei waren. Drei junge Burschen.
    »Lauf weiter«, forderte sie Magistra Sela auf. »Ich werde mit denen schon fertig.«
    Mentha griff in den Schnee und schleuderte ihn auf gut Glück hoch.
    Zwei der Angreifer standen jetzt neben ihr und lachten. »Na, Alte, willst wohl Prügel beziehen?«
    Mentha sah, wie sich der Dritte noch in Schmerzen wand und mit der Hand schützend an die Lenden fasste.
    »Wer wen verprügelt, werden wir ja sehen«, sagte sie herausfordernd.
    »Rolf, die ist eine Maennyn«, sagte einer der beiden anerkennend. »Guck dir bloß den Andreas an.«
    »Wollen wir sie ein wenig quälen?«, fragte Rolf.
    »Überlasst sie mir«, forderte Andreas.
    Mentha sah, wie er Anlauf nahm. Als sie den Schnee aufgewirbelt hatte, hatte sie etwas auf dem Boden gefühlt. Etwas wie einen Stein. Sie warf sich zur Seite und griff nach dem Stein. Sie zielte und feuerte ihn ab. Andreas taumelte und schlug rückwärts auf den Boden. Reglos blieb er liegen.
    »Verdammt!«, fluchte Rolf.
    Die beiden Männer wandten sich Andreas zu und schüttelten ihn.
    Mentha hörte, wie Andreas stöhnte. Er hielt sich den Kopf. Der Stein hat ihn an der Schläfe gestreift, dachte Mentha.
    Mit gellenden Schreien kam ein Prediger gelaufen. Die drei Burschen gaben Fersengeld.
    »Schwester Sela hat es mir gesagt«, rief der Prediger. Mentha erkannte Bruder Frulof. »Bist du verletzt, Schwester?«
    »Das Bein. Hilf mir auf, Bruder. Es waren drei, hast du gesehen? Ich habe es mit dreien aufgenommen«, sagte Mentha stolz.
    Bruder Frulof packte Mentha unter den Achseln. »Kannst du gehen? Ist das Bein gebrochen?«
    »Ach was«, sagte Mentha begleitet von einer wegwerfenden Handbewegung.
    »Ich bringe dich ins Infirmarium«, sagte Bruder Frulof. »Was ist hier los?«
    Mentha antwortete nicht, sondern fragte: »Wo ist Magistra Sela?«
    »Sie hat von einem Angriff gesprochen«, erklärte Bruder Frulof. Er stützte Mentha, und sie humpelte zum Tor des Klosters.
    Dort kam ihnen Magistra Sela entgegen.
    »Tapfere Schwester«, sagte sie. »Bist du wohlbehalten? Danke, Bruder Frulof.«
    »Wir müssen sie ins Infirmarium bringen, damit Physikus Ansgar sie untersucht.«
    »Hast du Bescheid gegeben?«, fragte Mentha erregt.
    »Ja«, beruhigte Magistra Sela. »Ich habe so viele Brüder, wie ich antraf, in die Kirche geschickt, um die Buben aufzuhalten. Es hat etwas gedauert, bis sie begriffen haben.«
    »Ich habe noch nicht begriffen, was los ist!«, sagte Bruder Frulof.
    »Die Menge hat unser Haus belagert«, erklärte Mentha. »Und als wir uns gewehrt haben, wollten sie ins

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