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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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Kloster, durch die Kirche.«
    »Komm, wir gehen«, sagte Bruder Frulof mit sorgenvollem Nachdruck.
    »Nicht in die Krankenstube«, widersetzte sich Mentha. »Bring mich zur Kirche, ich muss sehen, wie die Brüder sich schlagen.« Schmerzendes Bein hin, schmerzendes Bein her, sie wollte nicht fernab von dem Geschehen sich von einem Physikus begutachten lassen.
     
    *
     
    Auf dem Weg nach Katzenelnbogen, am 12.2.1327
     
    Bei Braubach ging es vom Rhein ab landeinwärts gen Osten, um nach Katzenelnbogen zu gelangen. Sie hatte die Stelle noch vor Mittag erreicht. Es war gut, dass sie ihrem Fuß bei den Barfüßern einen halben Tag Ruhe gegönnt hatte. Auch die Nacht bei Schwester Mathilde hatte zur weiteren Gesundung beigetragen. Er schmerzte nicht mehr, und sie konnte hurtig ausschreiten. Hoch oben auf dem Hügel südlich von Braubach sah Demudis die Marksburg, einen gewaltigen, Ehrfurcht einflößenden Bau, der nun auch ganz vom Weiß des Schnees bedeckt war. Sie liegt da wie unter einer Decke, dachte Demudis.
    Zum Glück war der Weg anstrengend, denn so brauchte sie keine Trauer über das Schicksal von Schwester Guta an sich herankommen zu lassen. Aber sobald sie eine kurze Verschnaufpause einlegte, schoben sich die Erinnerungen an die Schwester vor ihre Augen. Oder sie wälzte die Fragen, auf die sie keine Antwort finden konnte, besonders die eine: Wer war der Vater von Martin?
    Obgleich die Antwort nicht die ganze Angelegenheit aufzuklären vermochte, so würde sie doch die eine oder die andere Möglichkeit wahrscheinlicher machen. Die Antwort hatte sich nämlich als wichtiger herausgestellt, als Demudis zwischenzeitlich gedacht hatte. Wenn Herr Adolf von Riehl Martin zum Sohn hatte, würde es naheliegender sein, dass Schwester Guta dies auch zu bezeugen bereit gewesen war. Folglich würde sein Bruder Bruno als Mörder in Betracht kommen. Wenn umgekehrt Herr Adolf nicht der Vater war, dann wäre es sehr viel wahrscheinlicher, dass sie dessen Vaterschaft auch nicht zu behaupten beabsichtigt hatte, und dementsprechend wären entweder Martin oder der Graf Walram eher als die gesuchten Mörder anzusehen.
    Nein, mit den neuen Erkenntnissen, die sie bei Schwester Mathilde gewonnen hatte, hatte sich das Bild gewandelt. Graf Walram war der Friedel von Schwester Guta. Bruder Hermann hatte Unrecht, Hechard war es nicht. Das war eine äußerst zufriedenstellende Nachricht. Außerdem würde es widersinnig sein, sich vorzustellen, dass der Graf seine Buhle tötete. So bliebe nur Martin.
    Aber warum überhaupt Martin? Wenn Graf Walram der Friedel von Schwester Guta gewesen ist und Martin Gutas Sohn, warum sollte sie sich der Bitte des Grafen widersetzt haben, Martins Herkunft zu bezeugen? Damit hätte sich Schwester Guta gegen den erklärten Willen ihres Liebhabers und gegen das offensichtliche Wohl ihres Sohnes gewandt. Das war keine sehr glaubwürdige Annahme.
    Folglich wurde die erste Möglichkeit, die Demudis in Betracht gezogen hatte, sehr viel wahrscheinlicher, nämlich dass Schwester Guta nach Riehl hatte gehen wollen, um Martin zu seinem Erbe zu verhelfen, aber von Herrn Bruno abgefangen und erwürgt worden war.
    Nur passten Bruder Hermann und sein unerklärliches Tun noch nicht so recht dazu. Ich habe zwar vieles herausgefunden, dachte Demudis verzweifelt, bin allerdings bei der Lösung des Rätsels nicht weit genug vorangekommen. Stattdessen ist das Rätsel eher noch größer geworden. Auch das merkwürdige Verhalten des Andernacher Barfüßerabtes ging ihr nicht aus dem Sinn. Welchen Anteil hatte er an den Geheimnissen von Schwester Guta? Was veranlasste ihn, sie zu bewahren? Warum hatte er sich so heftig auf die Kunde von ihrem Tod hin gebärdet? Es sah fast so aus, als habe Schwester Gutas Geheimnis ihn in der Hand und könne Druck auf ihn ausüben, dass er nichts von dem preisgab, was er über sie wusste. Über ihren Tod hinaus? Nein, er hatte ja gesagt, es gäbe noch jemand anderes, eine fürchterliche Macht, vor der er derartig Obacht gab und dessen Geheimnis er wohl zu behüten wusste. Hechard? Nein, das war undenkbar, niemand, auch sein ärgster Feind, würde ihn nicht als fürchterliche Macht bezeichnen. Oder Graf Walram? Er war mächtig und konnte Furcht einflößen. Er konnte jemanden zum Stillschweigen verurteilen. Aber warum sollte er das tun? Vielleicht hatten sich Schwester Guta und er im Andernacher Kloster kennen gelernt, aus welchem Grunde auch immer, und von da aus hatte sich ihr Konkubinat

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